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Sulfonyle im Mais sind nicht ohne Tücken!

Lesezeit: 6 Minuten

Sulfonylharnstoffe sind wichtige Herbizide im Mais. Sie können aber erhebliche Schäden und Mindererträge verursachen, wie neue Versuche zeigen. Manfred Kettel, LWK Niedersachsen, Nienburg, informiert.


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Seit 1994 werden Sulfonylharnstoffe (SHS), in der Praxis auch Sulfonyle genannt, im Mais eingesetzt. Prä-parate aus dieser Wirkstoffklasse waren damals sehr willkommen, da sie das Einsatzfenster für das Ausschalten von Schadgräsern erweiterten. Selbst größere Ungräserstadien konnten damit bekämpft werden.


Deutliche Schäden ...


Die erste Euphorie im Einführungsjahr war jedoch schnell verflogen, als SHS-behandelte Schläge durch starke Schäden auffielen. Diese äußerten sich in Form von Blattaufhellungen, Wachstumsstillstand bis hin zu nachhaltigen Wuchsdepressionen. An vielen Pflanzen wurde eine so genannte Hyperfertilität beobachtet, was sich darin äußerte, dass anstelle der Rispen Kolben gebildet wurden. Außerdem entwickelte sich in solchen Beständen häufig starker Sekun-därbefall mit Maisbeulenbrand. Ebenso wurde auch eine starke Bestockung be-obachtet.


Der Schuldige wurde schnell ausgemacht, als man erkannte, dass längst nicht jede Maissorte die Sulfonylharnstoffe verträgt. Seitdem wurde den von der Zulassungsbehörde auferlegten Positiv-Sortenlisten mehr Beachtung geschenkt und starke Schäden beschränkten sich nur noch auf Einzelfälle. In der Bezirksstelle Nienburg wurden in den Folgejahren die Maissorten in Streifenversuchen systematisch auf ihre Eignung für den SHS-Einsatz überprüft.


Die Versuche zeigten, dass die Maissorten bei ungünstiger Witterung sehr unterschiedlich auf SHS-Herbizide reagieren können. Die befürchteten Probleme bei Wachstumsstillstand des Maises infolge nasskalter Witterung traten jedoch selten auf. Dagegen wurde das Schädigungspotenzial – auch von SHS-Teilmengen – bei späten Spritzungen und/oder bei hohen Temperaturen deutlich.


… nicht nur bei bestimmten Sorten


Besonders betroffen waren Flächen auf leichten Standorten, wenn in eine beginnende Hochdruckwetterlage bei hohen Tages- und tiefen Nachttemperaturen behandelt wurde. Besonders unter solchen Bedingungen reagierten auch die in den Positivlisten als verträglich eingestuften Sorten empfindlich. Umgekehrt blieben häufig als empfindlich eingestufte Sorten unbeeinträchtigt.


Verschiedene Sulfonylharnstoffe führten oft zu unterschiedlich ausgeprägten Reaktionen bei den Sorten. Diese Schäden waren aber selten so stark, dass sie auf Praxisschlägen ohne entsprechende Kontrollen leicht übersehen worden wären.


Ab 2004 ergab sich auf dem Versuchsfeld der LWK Niedersachsen in Bram-stedt, Kreis Diepholz, die Möglichkeit, Herbizidversuche zu beernten und die Erträge festzustellen. In einer sechsjährigen Serie wurde in Exaktversuchen die Wirkung von Sulfonylharnstoffen auf die Wuchslänge und den Trockenmasseertrag von Silomais geprüft.


Die Versuche standen auf Böden aus lehmigen Sand bis Lehm mit einer Ackerzahl zwischen 40 und 47, die mit einem guten Wasserhaltevermögen ausgestattet sind. Trockenstress trat in keinem Versuchsjahr auf.


Da der Mais in aufgelockerten Fruchtfolgen mit Getreide angebaut wurde, etablierten sich keine schwer bekämpfbaren Schadhirsen und Unkräuter. So konnte die relativ schwache Verunkrautung vorab mit Vorauflauf-Herbiziden maisschonend ausgeschaltet werden. Der SHS-Einsatz erfolgte somit immer auf einen Unkraut- und Ungras-freien Bestand.


Eingesetzt wurden MaisTer, Cato und Motivell mit der jeweils höchst zugelassenen Aufwandmenge (Übersicht 1), sowie Teilmengen von Motivell (70 % der höchst zugelassenen Aufwandmenge) plus Artett (40 %) sowie Task (66 % Cato + 44 % Mais-Banvel WG). Den granulierten Sulfonylharnstoffen wurde der entsprechende Formulierungshilfsstoff beigegeben. Im Jahr 2009 kam MaisTer flüssig statt MaisTer WG plus Mero zum Einsatz.


Die Spritzungen erfolgten im 6- bis 7-Blattstadium bei gemäßigten Witterungsbedingungen. In den Jahren 2004 und 2005 fand der Einsatz in den Sorten Nescio, Oldham, Banguy und Romario statt. In den Folgejahren wurden die Präparate nur in einer Sorte appliziert: 2006 in der Sorte Oldham, 2007 und 2008 in Nescio und 2009 in Saludo. Alle Sorten standen in den Positiv-Sortenlisten der jeweiligen Hersteller. Nur im Jahr 2009 war die Sorte Nescio nicht Bestandteil der Motivell-Sortenliste.


Erhebliche Mindererträge


Die Bonituren im 8- bis 11-Blattstadium zeigten die typischen Blatthaufhellungen und Wuchsdepressionen in ei-ner Größenordnung zwischen 2 und 35 %. Diese Werte stimmen weitgehend mit den festgestellten Ertragseinbußen überein. Optisch wuchsen sich die Schäden bis zur Ernte zwar wieder aus, dennoch reagierten die Erträge. MaisTer drückte den TM-Ertrag im Durchschnitt um 6,9 % und verursachte den höchsten TM-Verlust. Cato lag mit 6 % knapp darunter.


Motivell senkte den Ertrag dagegen nur um 0,6 %, erwies sich also in dieser Versuchsserie am verträglichsten. Trotz Verminderung auf eine praxisübliche Zweidrittel-Aufwandmenge, aber durch Hinzugabe einer Teilmenge Artett, erhöhte sich der Ertragsverlust jedoch auf 4,2 %. Die Teilmenge Task, die zwar nur zweidrittel des Wirkstoffgehalts vom Cato ausmacht, dafür aber den ebenfalls im Mais kritischen Wirkstoff Dicamba enthält, führte zu einem TM-Ertragsverlust von 4,4 %.


Die Ertragsfeststellung zeigt, dass die optische Verstärkung der Schäden durch Zugabe weiterer Herbizide zu stärkeren Ertragsverlusten führte, und zwar trotz Aufwandmengenreduktion der jeweiligen SHS-Anteile.


In den einzelnen Versuchjahren war die Schadausprägung unterschiedlich, wobei 2008 mit 8,6 % Ertragsreduktion die stärkste negative Wirkung aufwies. 2004 wurde der TM-Ertrag um 5,6 % vermindert, 2005 um 4,4 %. 2006, 2007 und 2009 waren die Ertragseinbußen mit ca. 2 % verhältnismäßig gering. Im Durchschnitt der sechs Versuchsjahre reagierte der Mais über alle Herbizide gemittelt mit 4,2 % weniger TM-Ertrag.


Herbizide auf Sulfonylharnstoff-Basis drängen zunehmend in den Mais. Mittlerweile sind sie Bestandteil in zehn Pack-Produkten. Die Nicosulfuron-haltigen Produkte stehen in verschiedenen Formulierungen als Suspensionskonzentrate (SC), wasserdispergierbare Granulate (WG) und ölhaltige Suspensionskonzentrate (OD) mit unterschiedlichen Wirkstoffgehalten zur Verfügung (siehe Übersicht 2).


Hier kommt es darauf an, sich nicht in der Aufwandmenge zu vertun. Die neuen flüssigen Formulierungen versprechen zwar eine schnellere Regenfestigkeit, sind aber grundsätzlich nicht weniger kritisch in ihrer Schädigungsgefahr.


Das sollten Sie beim Einsatz beachten!


Der Einsatz von Sulfonylharnstoffen kann die Erträge erheblich schmälern, insbesondere bei kritischer Witterung und Zusatz weiterer Herbizide. Die verschiedenen Wirkstoffe haben ein unterschiedliches Schädigungspotenzial.


Setzen Sie diese Wirkstoffgruppe nur gezielt bei stärkerer Verungrasung mit Teilaufwandmengen ein.


Reduzieren Sie bei Tankmischungen die Aufwandmengen der Basisherbizide.


Denken Sie über den alternativen Einsatz von teilweise besser wirksamen Produkten aus der Wirkstoffklasse der Triketone nach.


Beachten Sie die verschiedenen Aufwandmengen mit gleichem Wirkstoff, aber unterschiedlichen Wirkstoffgehalten.


Berücksichtigen Sie die Einsatzzeiträume in den Gebrauchsanleitungen der Hersteller. Späte Spritzungen sind unverträglicher.


Bringen Sie Sulfonylharnstoffe nur in Sorten aus, die in den Listen der Hersteller aufgeführt sind. Neu: Ab 2011 werden die Positiv-Sortenlisten durch übersichtlichere Negativ-Sortenlisten ersetzt. Das heißt: Es sind nur Sorten aufgelistet, in denen der SHS-Einsatz nicht möglich ist.

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