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top agrar-SerieGreening mit Körnerleguminosen - Ackerbohnen:Besser als ihr Ruf!

Lesezeit: 9 Minuten

Körnerleguminosen sind die Mauerblümchen des Ackerbaus. Zu unrecht, meint Dr. Wolfgang Sauermann von der LWK Schleswig-Holstein und beschreibt, wie Sie im Rahmen des Greenings erfolgreich Ackerbohnen anbauen können.


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Körnerleguminosen bereichern unsere Fruchtfolgen – das weiß jeder, dennoch lag ihre Anbaufläche in 2013 nur bei 79 000 ha. Kommt mit dem Greening nun die Wende?


Als heimische Kultur liefert die Ackerbohne nicht nur viel Eiweiß. Auf geeigneten Standorten kann sie bei sorgfältiger Anbautechnik durchaus bis zu 80 dt/ha bringen. Das zeigen Ertragsergebnisse aus Norddeutschland.


Wählerisch beim Standort:

Ideal sind mittlere bis schwere Böden mit einer ausreichenden Wasserversorgung. Mögliche Anbaugebiete sind daher z. B die Küstenregionen in Niedersachsen und Schleswig-Holstein, die Lehmböden in Nordrhein-Westfalen oder das Tertiärhügelland in Baden-Württemberg und Bayern (siehe Übersicht 1, Seite 60). Ungeeignet sind dagegen die leichten und sandigen Standorte im Norden und Osten, da sie die Ansprüche an den Boden und die Wasserversorgung nicht erfüllen können. In den Höhenlagen im Süden kann die Reifezeit begrenzend sein.


Genügsam in der Fruchtfolge:

In die Fruchtfolge lässt sich die Ackerbohne einfach einordnen und rotiert so regelmäßig über die Flächen. Ihre Anbaupause sollte dabei mindestens vier Jahre betragen. Sie hat keine besonderen Ansprüche an die Vorfrucht und steht meist nach Getreide. Machen Sie aber nicht den Fehler, nur Ihre zweit- oder drittbesten Schläge mit Ackerbohnen zu bestellen. Denn dort bringen sie dann auch nur zweit- oder drittbeste Erträge.


Als Vorfrucht eignet sich die Ackerbohne hervorragend für Wintergetreide und bei sehr früher Ernte auch für Winterraps. Vor allem Winterweizen kann die Vorteile dieser Vorfrucht nutzen. Sie hinterlässt im Frühjahr eine langsam fließende Stickstoffquelle, die tendenziell die Protein-Gehalte im Weizen leicht erhöht.


Eine mögliche Fruchtfolge ist z. B. Raps/Winterweizen/Ackerbohne/Winterweizen/Gerste. Mit einem Anteil von 40 % in der Fruchtfolge wächst der gesamte Winterweizen dadurch nach sehr guter Vorfrucht. Zudem kann Winterraps 3 bis 4 dt/ha höhere Erträge bringen, da die Wintergerste seine Ansprüche an Saatzeit und Vorfrucht optimal erfüllt.


Weitere Fruchtfolge-Vorteile der Ackerbohne:


  • Als Sommerung entzerrt sie Arbeitsspitzen bei der Aussaat und auch bei der Ernte, da sie erst nach dem Winterweizen abreift.
  • Auf Flächen mit starkem Ackerfuchsschwanzbesatz hat sie sich als ein Baustein bei der Bekämpfung und Unterdrückung dieses Ungrases bewährt.


Die leistungsfähigsten Sorten blühen bunt und sind dabei tanninhaltig. Sie lassen sich gut an Wiederkäuer füttern und auch in der Schweinemast haben viele Betriebe positive Erfahrungen mit diesen Sorten gemacht.


Tanninfreie Sorten sind an der weißen Blüte zu erkennen. Sie wurden früher eingesetzt, um Ackerbohnen in sehr hohen Anteilen an Schweine zu verfüttern. Mittlerweile gibt es sie kaum noch. Die Züchtung konzentriert sich wegen der derzeitig geringen Anbaufläche auf die leistungsfähigeren, buntblühenden Sorten.


Wer Ackerbohnen an Legehennen verfüttern möchte, sollte vicin- und convicinfreie (antinutritive Stoffe) Spezialsorten verwenden. Um für Ihren Standort die richtige Sorte auszuwählen, können Sie die Empfehlungen Ihrer regionalen Landessortenversuche (LSV) nutzen.


Das Saatgut vor der Aussaat mit Rhizobien (Knöllchenbakterien) zu impfen, ist nicht nötig. Selbst auf Standorten, auf denen noch nie oder sehr lange keine Bohnen mehr gestanden haben, sind ausreichend Rhizobien im Boden. Das belegen unsere Versuchsflächen. Dort ließ sich stets eine gute Knöllchenbildung an den Wurzeln beobachten.


Akkurate Aussaat:

Ackerbohnen können und sollen möglichst früh in den Boden. Da ihre Frostverträglichkeit bis etwa minus 5 °C (Sommerackerbohnen) reicht, können Sie sie bereits im Februar, meist aber ab Anfang März, säen. Die Aussaattermine lagen z. B. am Standort Futterkamp (Schleswig-Holstein) in den letzten 26 Jahren zwischen dem 7. März und 18. April, im Einzelfall in den Versuchen auch etwas später. Eine Spätsaat ist aber für die Praxis nicht angeraten. Es zeigte sich zudem, dass der Aussaatzeitpunkt keinen Einfluss auf die Ertragsbildung und auf den Erntezeitpunkt hat. Für beides sind die Witterung und die Wachstumsbedingungen, die auf die Aussaat folgen, bedeutender.


Wie andere Kulturen auch, sollten Sie Ackerbohnen nur bei günstigen Bedingungen säen. Achten Sie bei der Aussaat vor allem auf ein abgetrocknetes Saatbett. Denn auch die Ackerbohne darf man nicht in den Boden „hineinschmieren“, nur um frühe Saattermine einzuhalten. Auf ungünstige und zu nasse Aussaatbedingungen reagiert sie mit schlechtem Wachstum und geringeren Erträgen.


Als Saatverfahren eignen sich Pflug- und Mulchsaat. Falls möglich, empfiehlt es sich aber zu pflügen. In unseren Versuchen brachten die Pflugsaaten im Mittel der Jahre Mehrerträge von 3 bis 4 dt/ha. In der Praxis haben sich Ablagetiefen von 5 bis 6 cm bewährt. Eine noch tiefere Ablage von 8 bis 10 cm – wie oft empfohlen – ist nur schwer zu erreichen und nicht nötig. Sie kann sich sogar nachteilig auswirken, so die Praxis­erfahrungen auf Marschstandorten an der Nordsee.


Erhöhte Saatstärke?

Auch wegen der guten bis sehr guten Standfestigkeit (geringe Lagerneigung) der aktuellen Sorten, empfehlen wir seit 2014 Saatstärken von 45 bis 50 keimfähigen Körnern/m2. Niedrigere Saatstärken von 35 Körnern je m2 und ein weiter Reihenabstand von 25 cm bringen keine Vorteile. Das belegen Saatstärkenversuche der LWK Schleswig-Holstein von 2010 bis 2013. Darin haben wir neben der sonst praxisüblichen Saatstärke von 35 keimfähigen Körnern/m2 auch 45 und 55 Körner/m2 geprüft. Die Ergebnisse zeigen dabei Folgendes:


  • Höhere Saatstärken brachten durchschnittlich 3 bis 4 dt/ha höhere Erträge.
  • Die höchste bereinigte Marktleistung ließ sich mit 45 keimfähigen Körnern je m2 erzielen.
  • Der Ertragszuwachs durch die höchste Saatstärke war zu gering, um die höheren Saatgutkosten auszugleichen.
  • Mit steigender Saatstärke verbesserte sich die Ertragsstabilität. Offensichtlich kommen diese Bestände wegen der hohen Anzahl an Hauptwurzeln besser mit trockenen Bedingungen zurecht.
  • Trotz der dichteren Bestände nahm die Lagerneigung in den Versuchen nicht zu.


Über die Knöllchenbakterien versorgen sich die Ackerbohnen selbst mit Stickstoff (N). Eine mineralische N-­Düngung ist daher nicht nötig und unwirtschaftlich. Denn auch mit einer Startgabe von 30 bis 40 kg N/ha ließ sich der Ertrag nicht steigern. Die Versorgung mit Phosphor und Kalium erfolgt praxisüblich über die Grunddüngung. In Mangelsituationen, wie z. B. bei hohen pH-Werten, kann eine Düngung mit Mikronährstoffen zu Mehr­erträgen führen. Um Arbeitsgänge zu sparen, können Sie die Düngergabe mit anderen Maßnahmen kombinieren.


In Ackerbohnen sind verschiedene Pflanzenschutzmittel zugelassen (siehe Übersicht 2). Damit die Bohne nicht von Anfang an mit Unkräutern- und Ungräsern konkurrieren muss, sollten Sie die Unkrautbekämpfung nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wer das Herbizid Basagran gegen Klette, Kamille und Vogelmiere einsetzt, muss ­genau darauf achten, dass es sich dabei nicht um Basagran DP handelt. Denn das wuchsstoffhaltige Basagran DP führt in Ackerbohnen zum Totalschaden.


Fungizid fördert Ertrag:

Auch Pilzkrankheiten können der Ackerbohne zu schaffen machen. Die Schokoladenfleckenkrankheit äußert sich z. B. in schokoladenfarbigen, runden Flecken mit teilweise hellem Zentrum an den Blättern. Der verursachende Pilz lässt sich z. B. gut mit dem Mittel Folicur bekämpfen. Zudem wirkt sich der Einsatz ertragssteigernd aus. Den Ertragseffekt einer einmaligen Folicur-Anwendung (1,0 l/ha) prüften die LWK Schleswig-Holstein, die Fachhochschule Kiel und die Norddeutsche Pflanzenzucht an verschiedenen Standorten von 2007 bis 2012. Bei sehr frühem Befall erfolgte eine zweimalige Anwendung. Im Mittel der Standorte und Jahre ließen sich Mehr­erträge von 5 dt/ha erzielen. Der höchste Ertragszuwachs lag 2007 bei 11 dt/ha. Zu Mehrerträgen kam es auch dann, wenn kein stärkerer Krankheitsbefall zu beobachten war. Das deutet auf eine physiologische Wirkung des Fungizides hin. Jedoch wirkt Folicur in Ackerbohnen nicht einkürzend und verbessert nicht die Standfestigkeit wie beim Winterraps. Seit 2013 werden auch die „LSV Ackerbohnen“ einfaktoriell mit dem Einsatz von Folicur durchgeführt.


Gefräßige Bohnenfeinde:

Bereits ab Feldaufgang sollten Sie auf den Blatt­randkäfer achten. Doch nur bei sehr hohem und frühem Befall ist der Einsatz eines Insektizides wirtschaftlich. Mit Beginn der Knospenbildung ist dagegen die Kontrolle und Bekämpfung der Schwarzen Bohnenblattlaus sehr wichtig. Sie tritt nicht in jedem Jahr auf. Wenn Sie Befall beobachten, sollten Sie aber auf jeden Fall eingreifen.


Bislang eher unbekannt ist der Bohnenkäfer. In einigen Anbaugebieten fressen seine weißgelblichen Larven mit brauner Kopfkapsel an den Bohnen­samen der unteren Hülsen. Eine direkte Bekämpfung ist daher schwierig.


Späte Abreife?

Die heutigen Sorten reifen selbst in Norddeutschland meist im August, spätestens aber bis zum 15. September ab und lassen sich gut dreschen. Am Standort Futterkamp ließen sich in den Versuchen seit 1988 nur in einem Jahr (1998) die Bohnen wegen der anhaltend schlechten Witterung erst am 22. September ernten. Von später Ernte somit keine Spur.


Ein Abtöten der Bestände zur Ernte ist unter normalen Bedingungen nicht nötig. Dies kann aber bei starker Restverunkrautung sinnvoll sein, die die Ernte erschwert.


In Norddeutschland liegen die mehrjährigen Durchschnittserträge bei über 60 dt/ha. Die Spannweite liegt bei 50 bis über 80 dt/ha. Dabei zahlt es sich aus, die pflanzenbaulichen Maßnahmen wie Bodenbearbeitung, Mikronährstoffdüngung, Fungizideinsatz mit Folicur und eine höhere Saatstärke möglichst auszunutzen. In eigenen Versuchen ließ sich die Ertragsleistung dadurch um mehr als 10 dt/ha bei gleichzeitiger Verbesserung der Ertragssicherheit steigern (siehe Übersicht 3).


Stroh für Biogasanlage:

Bei der Ernte wird das Stroh praxisüblich gehäckselt, ist aber meist noch grün. Alternativ lässt es sich im Schwad ablegen, dann später mit dem Feldhäcksler aufnehmen und silieren. Versuche der LWK Schleswig-Holstein belegen eine gute Silierfähigkeit. Die Silage eignet sich für Biogas­anlagen. Bei Stroh­erträgen von 3 t TM/ha und einer Methan­ausbeute von 200 m³/t TM kann man mit 600 m³/ha rechnen.


Die Vermarktung von Ackerbohnen ist in vielen Regionen schwierig. Oft beklagt die aufnehmende Hand, dass die angebotenen Mengen zu klein sind oder führt andere Gründe an. Grundsätzlich empfiehlt es sich, die Ackerbohnen über ihren Futterwert direkt zu nutzen. Reine Marktfruchtbetriebe sollten die Bohnen an Veredler verkaufen. Davon profitieren beide Betriebe. Um interessierten Verkäufern und Käufern die Möglichkeit zu geben, zueinander zu finden, haben die LWK Schleswig-Holstein und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V. Warenkontaktbörsen für Körnerleguminosen im Internet eingerichtet (www.lksh.de, Rubrik: Landwirtschaft, Ölpflanzen und Körnerleguminosen, Marktplatz für Leguminosen oder www.vom-acker-in-den-futtertrog.de, Rubrik: Marktplatz).

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