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Ungräser sollten Sie im Herbst beseitigen!

Lesezeit: 10 Minuten

Früh bestelltes Wintergetreide leidet oft schon im Herbst unter Konkurrenz. Windhalm, Ackerfuchsschwanz und ein Teil der Unkräuter sollten daher frühzeitig beseitigt werden. Diese Forderung wird durch die zunehmend früheren Satermine noch unterstrichen. Für den Herbsteinsatz auf einem Teil der Fläche spricht außerdem bei Ungräsern ein Anti-Resistenzmanagement zu praktizieren, in das möglichst viele unterschiedlich wirkende Präparate einbezogen werden. Die Vielfalt der angebotenen Getreideherbizide täuscht häufig darüber hinweg, dass vor allem die Wirkung gegen Ungräser z. Zt. an sehr wenigen zuverlässigen Wirkstoffmechanismen hängt. Die seit mehreren Jahrzehnten auf großer Fläche eingesetzten Harnstoffderivate (z. B. IPU) wirken auf vielen Flächen nicht mehr richtig. Die dann häufig als Feuerwehrpräparate eingesetzten Blattherbizide Ralon Super und Topik sind ebenfalls hochgradig gefährdet. Auf ausgesprochenen Ackerfuchsschwanz-Standorten in den norddeutschen Küstenmarschen sind sie bereits verschlissen. Gegen Windhalm haben sie ohnehin nur eine Teilwirkung. Wenige neue Herbizide Alle Hoffnungen ruhen somit auf den ALS-Hemmern, vereinfacht gesagt den Sulfonylharnstoffen. Es ist jedoch zu befürchten, dass die Wirkung dieser Präparate in engen Getreidefruchtfolgen auch nicht mehr lange zu kalkulieren ist, wenn nicht wirksam vorgebeugt wird. Neue Mittel mit anderen Wirkungsmechanismen gegen Ungräser sind z. Zt. nicht in Sicht. Die Ansprüche an moderne Getreideherbizide hinsichtlich Wirkung, Verträglichkeit, Umwelttoxizität und vieler sonstiger Vorraussetzungen sind außerordentlich hoch. Daher ist es kaum verwunderlich, dass die Quellen neuer, guter Wirkstoffe sehr spärlich fließen. Den Landwirt interessieren neben dem Preis-Leistungsverhältnis immer mehr die Auflagen. Wenn ein Präparat an Gewässern und Saumbiotopen möglichst noch mit unterschiedlichen Auflagen belegt ist, die sich kaum jemand für alle Bereiche merken kann, ist das für die Auswahl nicht gerade förderlich. Ein Blick in die Übersicht auf Seite 54 zeigt, dass sich unter Einbeziehung abtriftmindernder Düsen schon ein Wandel zum Besseren vollzogen hat. Dennoch gibt es für die ersten Meter an dauerhaft oder periodisch wasserführenden Gewässern kaum umfassende Lösungen, die ohne Probleme einzusetzen sind. Der länderspezifische Abstand, soweit es einen solchen gibt, ist in jedem Fall zu berücksichtigen. Zu beachten ist außerdem das nur für den Herbst geltende Verbot IPU-haltiger Präparate auf drainierten Flächen. Das betrifft leider auch den Zusatz geringer IPU-Mengen zu Herold und anderen Präparaten beispielsweise zur Verstärkung gegen Kamille. Diese Lücke kann mit Brazzos geschlossen werden. Dieser neue Sulfonylharnstoff hat zwar ein sehr enges Wirkungsspektrum, auf Kamillearten und Kreuzblütler wirkt er aber sehr spezifisch. Das Mittel wird mit 25 g/ha als Zusatz z. B. zu Herold empfohlen. Da es vorwiegend über den Boden wirkt, ist es ebenfalls sehr zeitig anzuwenden. Bei sehr starkem Rapsauflauf nach pflugloser Weizenbestellung kann das sinnvoll sein. Zumindest mit hohen Aufwandmengen benötigt Herold diese Verstärkung aber nicht. Die Kamillewirkung Flufenacet-haltiger Herbizide (Herold, Cadou, Malibu) lässt jedoch bei reduzierten Mengen zu wünschen übrig. Auf schluffreichen Parabraunerden ist somit eine Ergänzung sinnvoll. Allerdings gibt es für diesen Zweck gezieltere und preiswerte Möglichkeiten für Nachbehandlungen im Frühjahr. Mit den im vorigen Jahr zugelassenen Mitteln Herbaflex, Atlantis, Ciral und Malibu konnten großflächig Erfahrungen gesammelt werden, die in den folgenden Empfehlungen für die verschiedenen Anwendungsbereiche berücksichtigt sind. Gute Möglichkeiten gegen Windhalm Für nicht drainierte Flächen werden aus Kostengründen bis auf weiteres die IPUMittel auf Interesse stoßen. Auf Lehmböden mit Windhalm und beginnendem Auftreten von Ackerfuchsschwanz haben sich in der Vergangenheit Mischungen aus 1,5 l IPU + 0,5 bis 1 l/ha Fenikan oder 1 bis 1,5 l IPU + 1,5 bis 2 l/ha Stomp bewährt. Für die erstgenannte Mischung werden teilweise auch höhere Mengen diskutiert oder empfohlen. Nach unseren Erfahrungen reicht die Breitenwirkung von 0,5 l/ha Fenikan gegen Stiefmütterchen, Taubnessel usw. in der Regel aus. Gegen Klette muss ohnehin meistens nachbehandelt werden. Im Übrigen kann es bei höheren Mengen von Diflufenican und nachfolgend starken Niederschlägen zu Schäden kommen, die bei der angegebenen Aufwandmenge jedoch in Grenzen bleiben. Auf Standorten mit beginnender IPU-Resistenz ist die Mischung mit Stomp etwas besser. In diesem Fall sollte das Mischungsverhältnis von IPU + Stomp 1,0 + 2,0 l/ha betragen. Auch hier ist für das Frühjahr eine Nachbehandlung mit reduzierten Mengen gegen Klette einzuplanen. Bei diesen Verfahren belaufen sich die Gesamtkosten auf Standorten mit mäßigem Unkrautbesatz auf Größenordnungen von 30 bis 40 E/ha. Herbaflex, eine neuere Kombination aus IPU und dem gegen Unkräuter wirkenden Beflubutamid, ist im Wirkungsspektrum weitgehend mit Fenikan vergleichbar. Mit 2 l/ha ist es ebenfalls für mildere Böden mit Windhalm und Unkräutern geeignet. Es ist das erste IPUhaltige Mittel, bei dem nur der landesspezifische Abstand an Gewässern einzuhalten ist, wenn die Ausbringung mit einer 90 % Abtrift-reduzierenden Düse erfolgt. Neben dem Verbot auf drainierten Flächen gibt es eine Reihe guter Gründe, von dem obligatorischen weiter so mit IPU-haltigen Präparaten abzuweichen. Auch wo sie im Augenblick noch zufriedenstellend wirken, sollten trotz etwas höherer Kosten andere Präparate in das System der Ungrasbekämpfung einbezogen werden. Gerade für Windhalmstandorte gibt es mehrere ausgezeichnete Möglichkeiten. Sehr gut bewährt haben sich z. B. die Flufenacethaltigen Mittel Herold, Malibu und kombiniert mit unkrautwirksamen Partnern auch Cadou. Mit 120 g/ha Flufenacet sind gegen Windhalm gute bis sehr gute Ergebnisse zu erzielen. Diese Wirkstoffmenge ist in 0,3 l Herold, 0,2 l Cadou oder 2 l Malibu enthalten. Beim letztgenannten wird das Flufenacet noch durch Pendimethalin (Stomp) unterstützt. Als guter Mischungspartner für Cadou hat sich Bacara erwiesen. Mit 0,2 Cadou + 0,5 l/ha Bacara wurde eine gute Breitenwirkung erzielt. Auf sehr milden Böden kann die Menge evtl. noch um 20 % reduziert werden. Gegen übrig bleibende, nicht vollständig erfasste Klettenlabkraut-Pflanzen ist eine reduzierte Nachbehandlung im Frühjahr einzuplanen. Das gilt aber für die meisten Herbstbehandlungen gleichermaßen. Selbstverständlich ist auch Bacara allein gegen Windhalm und Unkräuter einzusetzen. Mit zunehmendem Humusgehalt nimmt die Wirkungssicherheit jedoch ab, so dass kostensenkende Mengenreduktionen begrenzt sind. Dies kommt höchstens für sehr milde Parabraunerden oder sonstige leichtere Böden infrage. Besonders problematisch sind Flächen an wasserführenden Gräben. Hier bietet sich am Rand oder auf der gesamten Fläche Boxer mit 3 l/ha an. Anwendungstermine beachten Im Vergleich zu IPU sind die neueren Herbizide weniger flexibel zu handhaben. Das trifft vor allem für Boxer zu. Aus Wirkungs- und Verträglichkeitsgründen sollte es beim Spitzen der Saat oder spätestens im Einblattstadium angewandt werden. Spätere Behandlungen sind vor allem bei Mischungen mit anderen Herbiziden kritisch. Aber auch bei Herold, Malibu, Cadou und Bacara ist der optimale Anwendungszeitraum begrenzt. Verspäteter Einsatz mindert die Wirkung, wobei zwischen Windhalm und Ackerfuchsschwanz deutlich zu unterscheiden ist. Windhalm läuft im Vergleich zum Getreide erst verzögert auf. Im Übrigen wird er als Flachkeimer bei ausreichender Feuchtigkeit von Bodenherbiziden relativ gut erfasst. Dennoch sollte die Behandlung spätestens erfolgen, wenn der erste Windhalm das zweite Blatt bildet, bei Bacara tendenziell noch früher. Auf Standorten mit Ackerfuchsschwanz muss diese Maßnahme deutlich früher erfolgen. Hier müssen Herold, Cadou oder Malibu beim Auflaufen der Ungräser eingesetzt werden, wenn sie zufrieden stellend wirken sollen. Je schwerer der Boden, desto wichtiger ist die Einhaltung dieses Zeitpunktes. Da dieses Ungras meistens zusammen mit dem Getreide aufläuft, muss die Anwendung deutlich früher erfolgen als Sie es von IPU-haltigen Mitteln gewohnt waren. Die spätere Anwendung ist nur dann möglich, wenn den genannten Herbiziden blattwirksame Präparate wie Topik oder Ralon Super zugesetzt werden. Empfehlungen gegen Ackerfuchsschwanz Bei der Ungrasbekämpfung gibt es deutliche Unterschiede zwischen Wintergerste und Winterweizen. Einerseits ist die Mittelwahl bei Gerste deutlich eingeschränkt. Auf Tonböden mit sehr starkem Ackerfuchsschwanzbesatz steht ihr Anbau daher in Frage. Andererseits hat Gerste zumindest auf besseren Böden eine tendenziell höhere Konkurrenzkraft. Ein geringer Restbesatz wirkt sich nicht so stark aus. Aus diesem Grunde lässt sich noch am ehesten in Gerste der Ackerfuchsschwanz mit IPU-haltigen Kombinationen in Grenzen halten, zumindest auf undrainierten Böden. Zu nennen wäre hier beispielsweise die Kombination aus 2 bis 3 l IPU + 2 l/ha Stomp. Damit sind Wirkungsgrade von 90 % gegen Ackerfuchsschwanz zu erzielen. Bei nicht allzu hohem Ungrasbesatz reicht das aus. Bei ausreichender Bodenfeuchte und Einsatz beim Auflauf der Ungräser lassen sich ähnliche oder etwas bessere Wirkungsgrade mit 4 l/ha Malibu, 0,6 l/ha Herold oder 0,4 l/ha Cadou + 0,5 l/ha Bacara erzielen. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass Malibu ebenso wie alle Kombinationen mit Stomp eine gute Bedeckung des Saatgutes voraussetzen. Diese Forderung sollte auch bei Herold und anderen Bodenherbiziden erfüllt sein, hier allerdings nicht ganz so problematisch. Wenn diese Maßnahmen gegen Ackerfuchsschwanz nicht ganz ausreichen, sind im Frühjahr Nachbehandlungen mit 0,8 bis 1 l/ha Ralon Super + Oleo möglich. Bei Weizen hat sich auf normalen Standorten die Kombination aus 20 g Lexus + 1,5 bis 2 l/ha Stomp SC als beste Möglichkeit im frühen Nachauflauf erwiesen. Bei sehr starkem Ackerfuchsschwanz ist die höhere Menge von Stomp erforderlich. Lexus kann nach letztjährigen Erfahrungen mit fast ebenbürtiger Wirkung durch 25 g/ha Ciral ersetzt werden. Annähernd vergleichbare Erfahrungen liegen auch mit 20 g Lexus + 0,3 l/ha Herold + 1 l/ha Oleo vor. Diese Mischungen sollten im Zweiblattstadium des Fuchsschwanzes, spätestens bei Bildung des 3. Blattes eingesetzt werden. Sie kombinieren gute Graswirkung mit ausgezeichneter Breitenwirkung. Vorsicht ist allerdings geboten bei deutlicher Nachtfrostgefahr mit anschließendem Wachstumsstillstand. Das gilt auch bei Weizen, ganz besonders aber bei Roggen und Triticale. Einigermaßen wüchsiges Wetter ist Vorraussetzung für gute Wirkung und Verträglichkeit. Gute Erfahrungen liegen auch vor mit Mischungen aus 0,3 bis 0,4 l Herold + 1 l/ha Ralon Super oder Topik, jeweils plus Oleo. Bei ausreichender Luftfeuchtigkeit können sie auch im fortgeschrittenen Oktober noch einsetzt werden. Auf Standorten, die noch eine Wirkung dieser FOP-Präparate erwarten lassen, sind sie vor allem im Weizen gut geeignet zur Kontrolle eines starken Fuchsschwanzbesatzes. Sie bieten sich unter dem Aspekt des Wirkstoffwechsels insbesondere an, wenn in der vorhergegangenen Vegetationsperiode ein Sulfonylharnstoff-Präparat angewandt wurde. Teure Spritzfolgen für Problemfälle Extrem starkem Ackerfuchsschwanz, beispielsweise in den norddeutschen Küstenmarschen, ist nur mit Spritzfolgen von unterschiedlichen Ungrasherbiziden beizukommen. Hier sollten schon im Herbst volle Mengen Flufenacet-haltiger Präparate (240 g/ha Flufenacet) kurz vor oder beim Auflaufen der Ungräser eingesetzt werden. Auch Mischungen aus 0,4 bis 0,5 l Herold + 2,0 l/ha Boxer sind in Erwägung zu ziehen. Je nach Wirkungsgrad sind Nachbehandlungen mit 500 g/ha Atlantis + FHS einzuplanen, am besten im März. Dieses Präparat ist zwar auch im Herbst zugelassen und kann hier im Bedarfsfall eingesetzt werden, die beste Wirkung entfaltet Atlantis jedoch im Frühjahr. Soll auf diesen Standorten auch in Zukunft noch eine chemische Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz möglich sein soll, müssen begleitende ackerbauliche Maßnahmen stärker berücksichtigt werden. Weizenmonokulturen bei extrem früher Saat, womöglich noch ohne Pflug, führen hier in die Sackgasse.

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