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Unkrautbekämpfung: Schonen Sie die Kartoffeln!

Lesezeit: 10 Minuten

Gute Unkrautwirkung trotz Trockenheit und ohne die ­Kartoffeln zu schädigen – das ist die Herausforderung! Wie Sie diese erfolgreich meistern, verraten Lüder ­Cordes und Dirk Mußmann, LWK Niedersachsen, Nienburg.


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Auch wenn die Kartoffeln vor allem zur Blüte einen sehr konkurrenzstarken Eindruck machen, so können doch bereits einige wenige hochwachsende Unkräuter Mindererträge und Probleme verursachen. Das hat Gründe:


  • Die verhaltene Jugendentwicklung der Kartoffel führt zu einem relativ späten Reihenschluss und damit zu einer späten Unkrautunterdrückung.
  • Das Kartoffelkraut bricht zur Ernte in sich zusammen. Durch Lichteinfall gelangen Unkrautsamen erneut in Keimstimmung und führen somit zu Spätverunkrautung.


Eine wirkungsvolle Unkrautbekämpfung in der Jugendentwicklung der Kartoffel gehört zu den wichtigsten ertragssichernden Maßnahmen bei dieser Kultur. Eine effektive Unkrautbekämpfung ist auch für die störungsfreie Ernte wichtig. Doch ist die Kartoffel durchaus empfindlich, sodass Herbizideinsätze auch zu Schäden führen können.


Probleme mit Resistenzen:

Die Möglichkeit, eine Unkrautbekämpfung in Kartoffeln im Nachauflauf durchzuführen, ist eng begrenzt. Ein wesentlicher Baustein ist hierbei der Wirkstoff Metribuzin. Dieser ist jedoch aus verschiedenen Gründen stärker in die Diskussion gekommen:


  • Viele neue Sorten sind gegenüber Metribuzin empfindlich (s. Übersicht 1). Aber auch bei vielen als verträglich geltenden Sorten kann es zu leichten Schäden kommen, vor allem, wenn Sie Metribuzin-haltige Herbizide im Nachauflauf einsetzen.
  • Die Zunahme Triazin-resistenter Unkräuter ist kritisch. Minderwirkungen beim Einsatz von Triazin-Herbiziden sind besonders beim Weißen Gänsefuß und der Gemeinen Melde zu beobachten. Auch gegen Schwarzen Nachtschatten zeigt dieser Wirkstoff regional nicht mehr die volle Wirkung. Verwenden Sie daher aus Gründen des Herbizidresistenzmanagements diesen Wirkstoff aus der Wirkstoffgruppe der Triazine nicht zu häufig.


Dazu gehören neben Metribuzin auch die Wirkstoffe Metamitron (Rüben) und Terbuthylazin (Mais). Nach der HRAC-Einordnung gehören sie gemeinsam zu der Klasse C1. Die Gefahr, dass sich hier über verschiedene Kulturen Kreuzresistenzen entwickeln, ist daher entsprechend groß.


Ein Wirkstoffklassenwechsel sollte immer vorbeugend betrieben werden. Wenn sich erste Minderwirkungen abzeichnen, lässt sich durch ein Resistenzmanagement der Selektionsprozess allenfalls noch verlangsamen. Stehen bei Ihnen Kartoffeln in Fruchtfolgen mit Rüben und/oder Mais, ist der Verzicht des Wirkstoffes Metribuzin in Kartoffeln häufig unproblematischer als z. B. der von Metamitron in Rüben oder von Terbuthylazin in Mais.


Die Unkrautbekämpfung in Kartoffeln sollten Sie frühzeitig mit Bodenherbizid-Kombinationen durchführen. Eine gute Basis schaffen Sie dafür durch zeitnahes Anhäufeln der Kartoffeln nach dem Pflanzen. Gut abgesetzte Dämme fördern das gleichmäßige Auflaufen der Unkräuter, weil sie die Kontaktwirkung der Vorauflauf-Herbizide auf bereits vorhandene Unkräuter zum Zeitpunkt der Maßnahme ermöglichen. Dies gilt vor allem für leichte Böden mit stärkerem Besatz an Problemunkräutern, wie z. B. Windenknöterich oder Nachtschatten, aber auch Melde und Gänsefußarten.


Zudem ist diese Strategie beim Anbau Metribuzin-unverträglicher Sorten nützlich, da hier kaum Problemlösungen im Nachauflauf vorhanden sind. Dies schlägt vor allem in ausgeprägten Trockenphasen, wie sie in den letzten Jahren vermehrt aufgetreten sind, negativ zu Buche. Dem Vorauflauf kommt damit die stärkste Bedeutung zu.


Top trotz Trockenheit:

Extreme Trockenperioden der letzten Jahre haben angepasste Herbizidstrategien erforderlich gemacht, um eine sichere Wirkung zu erzielen. Für den Vorauflauf der Kartoffeln sind die Präparate Artist, Bandur, Boxer, Centium 36 CS, Tacco sowie die Metribuzin-haltigen Produkte Sencor WG, Sencor Liquid und Mistral zugelassen (Übersicht 2). Die Zulassungen von Metric und Toutatis DamTEC werden erwartet (siehe Kasten auf Seite 78).


Im Nachauflauf können Sie neben den Metribuzin-haltigen Produkten Sencor WG, Sencor Liquid und Mistral auch Rimsulfuron-haltige Präparate wie Cato/ESCEP + Formulierungshilfsstoff (FHS) oder Titus + Trend einsetzen.


Bewährt hat sich auch die Kombination aus Metribuzin und Rimsulfuron + FHS mit einer guten Breitenwirkung einschließlich Kamille, Klette und Windenknöterich. Diese Anwendung sollte bei einer Wuchshöhe der Kartoffeln bis 5 cm erfolgen. Spätere Behandlungen bis max. 15 cm Wuchshöhe sind zulassungsbedingt nur mit Rimsulfuron-haltigen Präparaten möglich. Das Verträglichkeitsrisiko durch eine stärkere Wirkstoffaufnahme der Kartoffel steigt aber deutlich. Weiterer Nachteil der späteren Anwendungen: Die Abschirmung der Unkräuter nimmt zu und damit der Anteil nicht erfasster Unkräuter.


Metribuzin-haltige Präparate, wie z. B. Sencor WG/Sencor Liquid und Mistral, dürfen Sie nur in Metribuzin-verträglichen Kartoffelsorten anwenden, um Schäden an den Kartoffelpflanzen zu vermeiden. Da sich diese Produkte sowohl im Vor- als auch im Nachauflauf einsetzen lassen, sind sie flexibler in der Anwendung. Von Vorteil ist auch, dass Sie bei diesen Mitteln mit der Herbizidmaßnahme auf ein erneutes Durchfeuchten der Böden warten können. Doch aufgepasst: Warten Sie nicht zu lange! Unter trockenen Bedingungen sollten Sie nicht ganz auf Bodenherbizide verzichten! Denn ein starker Unkrautauflauf nach Wiederbefeuchten der Böden ließe sich nicht mehr kontrollieren.


Rechtzeitig ausgebrachte Bodenherbizide unterstützen nach Wiederbefeuchtung die blattaktiven Folgemaßnahmen. Solo-Einsätze mit Metribuzin-haltigen Herbiziden im Nachauflauf besitzen nur ein begrenztes Wirkungsspektrum. Daher sollten Sie zur Wirkungsabsicherung ein Additiv hinzufügen, um blattaktiv Weißen Gänsefuß oder Windenknöterich zu erfassen.


Treten unter trockenen Bodenbedingungen auch größere Problemunkräuter, wie z. B. Weißer Gänsefuß, Winden­knöterich oder Nachtschatten, auf, können Sie im Vorauflauf eine Tankmischung aus Bodenherbiziden einsetzen wie Boxer + Sencor WG mit


  • Basta + Oleo FC oder
  • Quickdown + Toil.


Die nicht selektiven Herbizide Basta und Quickdown verbessern den Bekämpfungserfolg vor allem bei aufgelaufenen Unkräutern, die bereits erste Laubblätter entwickelt haben. Diese Mischung dürfen Sie aber nur im Vorauflauf einsetzen, um Verträglichkeitsprobleme zu vermeiden (siehe auch Checkliste auf S. 75)!j


Strategien für Metribuzin-verträgliche Kartoffelsorten


Mit Vorauflauf-Maßnahmen nach frühem Anhäufeln auf feuchten, gut abgesetzten, feinkrümeligen Dämmen lassen sich hohe Wirkungsgrade erzielen. Dies gilt für Präparate wie Boxer, Bandur, Artist, Tacco, Centium 36 CS sowie für die Metribuzin-Produkte Sencor WG, Sencor Liquid und Mistral. Bei kleinen Unkrautstadien besteht mehr Flexibilität in der Aufwandmenge, um die Kulturverträglichkeit zu unterstützen.


Richten Sie Ihre Herbizidstrategie nach der Metribuzin-Verträglichkeit der angebauten Sorte, der Wirksamkeit von Metribuzin gegen Gänsefuß- und Meldearten, den Bodenverhältnissen und der zu erwartenden Unkrautflora. Je nach Situation können Strategien wie folgt aussehen:


  • Bei geringem Unkrautbesatz aus noch leicht bekämpfbaren Gänsefußarten, Kamille und Vogelmiere lässt sich der Bestand sehr preiswert mit einer Spritzfolge aus Sencor WG/Mistral 0,4 bis 0,5 kg/ha bzw. Sencor Liquid 0,45 bis 0,6 l/ha in den Auflauf der Kartoffel und einer späteren Nachbehandlung mit ca. 150 bis 200 g/ha Metribuzinwirkstoff behandeln (siehe Übersicht 3 auf Seite 77). Auf Flächen ohne nennenswertem Auftreten von Klette, wie es auf leichteren Sandböden teilweise der Fall ist, können Sie mit dieser Strategie erfolgreich sein.
  • Treten Hirse oder doch etwas Klette auf, können Sie bei der Nachbehandlung Cato, ESCEP oder Titus 20 g/ha + FHS/Trend zusetzen. Um die Kartoffeln dann nicht zu sehr zu belasten, sollten Sie die Menge von Sencor WG/Mistral auf 0,15 bis 0,2 kg/ha bzw. Sencor Liquid 0,175 bis 0,25 l/ha reduzieren.
  • Diese relativ preiswerte Spritzfolge kann auch auf stärker humosen Böden sinnvoll sein, wenn die Bodenherbizide ihre Wirkung nicht voll entfalten können. Wird doch etwas mehr Klette erwartet, empfiehlt es sich, bei der ersten Herbizidspritzung in den Auflauf der Kartoffeln Sencor WG/Mistral 0,4 bis 0,5 kg/ha bzw. Sencor Liquid 0,45 bis 0,6 l/ha mit Boxer ca. 1,5 l/ha gegen Klette in der Wirkung zu verstärken. So erreichen Sie, dass die Klette bei der Folgebehandlung noch nicht zu groß ist und von der Mischung aus Metribuzin + Rimsulfuron sicher erfasst wird.
  • Mit zunehmender Bodengüte steigt häufig auch der Besatz an Klette. In Metribuzin-verträglichen Sorten hat sich über Jahre die Kombination aus Boxer 3,0 bis 4,0 l/ha und Sencor WG/Mistral 0,3 bis 0,4 kg/ha bzw. Sencor Liquid 0,35 bis 0,45 l/ha bewährt. Synergie­effekte sichern die Breitenwirkung dieser Kombination zusätzlich ab.


Gerade Boxer benötigt für eine sichere Wirkung ausreichend Bodenfeuchtigkeit. Unter trockenen Bedingungen hat sich Bandur als sicherer bewährt. Der Wirkstoff Aclonifen aus Bandur, der ebenfalls in dem neu erwarteten Toutatis DamTEC enthalten ist, scheint im Boden relativ stabil zu sein. Daher ist bei Wiederbefeuchtung des Bodens nach Trockenphasen noch Wirkung zu erwarten.


Vorteile durch neue Varianten:

Sofern die Zulassung dieses Herbizids rechtzeitig zur Saison erfolgt, sind Mischungen aus Toutatis DamTEC 2,0 bis 2,4 kg/ha + Sencor WG/Mistral 0,4 kg/ha bzw. Sencor Liquid 0,45 l/ha oder die Mischung aus Bandur 2,0 bis 2,4 l/ha + Metric 1,2 l je ha Alternativen zu Boxer + Metribuzin. Gerade unter trockenen Bedingungen und wenn Windenknöterich und Nachtschatten mit erfasst werden sollen, lassen diese neuen Varianten Vorteile erwarten.


  • Ist neben Klette auch stärkerer Windenknöterichbesatz zu bekämpfen, hat auch die Kombination aus Centium 36 CS 0,2 l/ha + Sencor WG/Mistral 0,4 bis 0,5 kg/ha bzw. Sencor Liquid 0,45 bis 0,6 l/ha eine starke Wirkung. Allerdings hat diese Kombination deutliche Schwächen gegen Kamille und Nachtschatten. Um mögliche Bleaching-Symptome zu vermeiden, ist es wichtig, dass Sie Centium 36 CS mindestens 5 bis 7 Tage vor dem Durchstoßen der Kartoffeln einsetzen.
  • Gegen stärkeren Besatz an Nachtschatten bietet aber auch die bisherige Herbizidpalette gute Bekämpfungsmöglichkeiten. So erfassen die Mischungen aus Boxer 2,5 bis 3,0 l/ha + Tacco 0,25 l/ha + Sencor WG/Mistral 0,3 bis 0,35 kg/ha bzw. Sencor Liquid 0,35 bis 0,40 l/ha eine breite Verunkrautung, einschließlich stärkerem Auftreten von Klette und besonders auch Nachtschatten. Vergleichbare Wirkungen sind auch von der Mischung aus Artist 1,75 bis 2,0 l/ha + Tacco 0,25 l/ha zu erwarten. Diese Mischungen sind grundsätzlich nur im Vorauflauf einzusetzen. Für eine sichere Wirkung benötigen sie ausreichend Bodenfeuchtigkeit.
  • Eine gute Wirkung auf Windenknöterich könnten Sie ebenso durch den Einsatz des breit wirksamen Präparates Artist mit 2,5 kg/ha – solo eingesetzt – erzielen.
  • Auf leichten Böden mit stärkerem Auftreten von Schwarzem Nachtschatten kann auch schon die Mischung aus Sencor WG/Mistral 0,5 kg/ha bzw. Sencor Liquid 0,6 l/ha jeweils + Tacco 0,3 l/ha für eine sichere Unkrautbekämpfung ausreichen.


Empfehlungen ­ohne Metribuzin


Ergibt sich eine Bekämpfungssituation, in der Metribuzin-freie Lösungen gefordert sind, sollten Sie Bandur in die Bekämpfungsstrategie eingliedern. Das ist der Fall bei Sortenunverträglichkeit oder Standorten mit eingeschränkter Metribuzinwirkung.


Eine breite Verunkrautung aus Gänsefußarten und Klette erfassen Sie mit der Mischung Bandur 2,5 l/ha + Boxer 2,0 bis 2,5 l/ha (siehe Übersicht 4). Ist unter diesen Bedingungen ein höherer Besatz mit Nachtschatten zu erwarten, hat sich die Mischung aus Bandur 3,0 l/ha + Tacco 0,25 bis 0,3 l/ha bewährt.


In den letzten Jahren war in Kartoffelbeständen häufiger stärkeres Auftreten von Windenknöterich zu beobachten. Müssen Sie damit rechnen, können Sie die Wirkung der Basisherbizide wie Bandur 3,0 l/ha oder Boxer 3,0 bis 3,5 l/ha durch den Zusatz von Centium 36 SC 0,2 l/ha gegen dieses Unkraut verbessern.


Sollte die Zulassung rechtzeitig erfolgen, kann die Mischung Toutatis DamTEC (2,0 bis 2,4 l/ha) + Tacco 0,25 l/ha eine sehr breite Wirkung – einschließlich Nachtschatten und stärkerem Besatz mit Windenknöterich – erzielen. Eine höhere Blattaktivität dieser Vorauflauf-Kombination erzielen Sie auch durch die Zugabe von AHL (100 l/ha AHL + 100 bis 150 l Wasser/ha).


Sind die Unkräuter stärker aufgelaufen bzw. im Laubblattstadium, können Sie bis kurz vor dem Durchstoßen der Kartoffeln eine Kombination aus Boxer + Metribuzin + blattaktiven Präparaten (Basta 1,0 l/ha oder Quickdown 0,4 l/ha + Toil 1,0 l/ha) einsetzen. Diese Situation ergibt sich häufig nach frühem Anhäufeln mit nachfolgend lange anhaltenden Trockenperioden. Die Maßnahme ist auch auf Standorten mit hohen Humusgehalten empfehlenswert. Schäden an vereinzelt aufgelaufenen Kartoffeln wachsen im Allgemeinen wieder heraus. Setzen Sie trotzdem blattaktive Mischungen nicht in Vermehrungsbeständen ein!


Auf schweren Standorten lassen sich die Spritzfolgen in gleicher Weise einsetzen. Sie sind dort auch wirkungsvoll, da der Unkrautdruck hier tendenziell geringer ausfällt als auf den Sandböden. Zudem lässt sich die Wirksamkeit der Bodenherbizide meist sicherer einschätzen, da dort Restfeuchten länger vorliegen. Diese sind für die Wirksamkeit der Bodenherbizide wichtig.

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