Saatgutvermehrung, für passionierte Ackerbauer jahrzehntelang eine Herausforderung, verliert zunehmend an Attraktivität. Seit 2 000 sind die Vermehrungsflächen rückläufig, darauf wies kürzlich Dr. Katja Börgermann, Referentin für Pflanzliche Erzeugung beim DBV hin. Betroffen sind alle Fruchtarten, vom Getreide bis zu Leguminosen und Kartoffeln. Bis 2011 ist die Vermehrungsfläche um 20 % zurückgegangen, in 2012 aber bei einigen Fruchtarten wieder gestiegen, z. B. bei Getreide.
Derzeit gibt es noch rund 5 700 Vermehrungsbetriebe, allerdings mit sinkender Tendenz. Zunehmend suchen sich Landwirte andere, attraktivere Einkommensmöglichkeiten, die vor allem weniger arbeitsintensiv als die Vermehrung sind. Hohe Getreidepreise und Alternativen, wie die Erzeugung von Biogasmais führen dazu, dass selbst langjährige Vermehrer die Lust verlieren, zumal der Bezug des Basis-Saatgutes höhere Kosten verursacht.
So wünschenswert eine weitere Professionalisierung und ein Strukturwandel in der Vermehrung sind, sollten jedoch Züchter und VO-Firmen aufpassen, dass ihnen nicht die Vermehrer von der Fahne gehen. Erreichen können sie dies nur durch vernünftige Anreize und eine angemessenere Vergütung der risikoreichen Vermehrung.