Raps reagiert in der Jugendentwicklung im Herbst und vor allem während der Blüte empfindlich auf die Witterung. Da zur Saat das Wetter nicht vorherzusehen ist, sollten Sie sich für eine Sorte entscheiden, die über Jahre auf Ihrem Standort hohe und vor allem sichere Erträge bringt.

Wie ertragsstabil die aktuellen Rapssorten sind, können Sie dem Rangtest in der Übersicht entnehmen. Diesen lesen Sie wie folgt: Eine Sorte mit Rang 1,0 steht auf allen Standorten einer Region an der Spitze. Sie lässt sich ohne Einschränkung empfehlen. Sorten mit Rängen bis 2,5 sind für den Anbau in dem Gebiet gut geeignet. Bei Rang 2,5 bis 4,0 schwanken sie stärker im Ertrag oder können mit den Spitzensorten nicht mithalten. Ab Rang 4,1 schneiden andere Sorten regelmäßig besser ab.

Berücksichtigt man die unterschiedlichen Boden- und Klimaverhältnisse, ergibt sich für die Saat 2015 diese Sortenorientierung:

• Sandböden im Norden und Nord-Westen (meist ausreichende Niederschläge): DK Exstorm; mit Abstrichen Avatar, PR47W26; als neue Sorten PT211 und Arabella.
• Sandböden mit Frühjahrstrockenheit (Ost-Niedersachsen, Altmark, Süd-Mecklenburg, Nord-Brandenburg): DK Exstorm, Avatar, Sherpa; als neue Sorten Arabella, PT211, Foxx; häufig auch SY Alister im Vorderfeld.
• Sandstandorte mit Sommertrockenheit (Lausitz, Franken, Hessen): Avatar, PR46W20, PR46W26; nach wie vor Visby; als neue Sorte Comfort.
• Auf den Lehmböden im Norden und Nordosten schwankten die Sorten­ergebnisse stark. Bei meist ausreichenden Niederschlägen erwiesen sich die Sorten Raptor, Marathon und Avatar als relativ ertragsstabil.
• Im Nordwesten und auf den Löss­-Standorten in Süd-Niedersachsen und Nordhessen schoben sich die Sorten Hybrirock und PT211 nach vorne. Dort fiel Avatar im Ertrag etwas ab.
• Auf den Lehmböden in Vorpommern und in der Ueckermark zeigten sich Foxx, DK Exstorm und mit Abstrichen Marathon als ertragsstabil.
• Auf den Löss-Standorten im Mitteldeutschen Trockengebiet ist Avatar nach wie vor die sicherste Rapssorte, deutlich vor PR46W20, PR46W26 und Marathon.
• Für die Südwestdeutschen Trockenstandorte bieten sich die nicht überall geprüften Sorten DK Exstorm, SY Vesuvio und Foxx an.
• Auf den Süddeutschen Löss-­Standorten setzte sich Foxx zusammen mit Nobel an die Spitze. Noch immer bleiben dort auch NK Linus und Avatar interessant. Marathon schwankte im Vergleich zu diesen Sorten stärker im Ertrag.
• Auf den Marschböden an der Westküste Schleswig-Holsteins sind Sherpa, Raptor und Avatar die Favoriten, gefolgt von Compass sowie Genie. In der niedersächsischen Marsch kommt Foxx hinzu, der dort als ertragsstabil­ste Sorte überzeugte. SY Vesuvio und Avatar schwankten im Ertrag stärker.
• Auf den Tonböden in Ost- und Süddeutschland ist Avatar die Nr. 1, auch wenn sie gelegentlich dort schwächelte, wo die Frühjahrstrockenheit zu weit in den Mai hinein wirkte. Auch Comfort erwies sich als recht ertragssicher. Marathon, PR46W26 und Arsenal fielen dagegen etwas ab.
• In den Höhenlagen lag PT211 regelmäßig unter den besten Sorten. Auch DK Exstorm und Avatar kommen dort gut zurecht.
• Auf den nassen Standorten im Westen und in der Mitte Deutschlands ist meist auch SY Alister (Kohlhernie-Verdacht) unter den besten Sorten.
• In den höheren Lagen Süddeutschlands schnitten Foxx, Avatar, NK Linus und in Bayern auch Nobel überdurchschnittlich gut ab.

Insgesamt fiel auf: Die Sorte Avatar – der Spitzenreiter der Vorjahre – enttäuschte ertraglich in 2014 vor allem dann, wenn die Frühjahrstrockenheit bis in die Blüte anhielt. Darunter litt diese früh blühende Sorte deutlich stärker als andere. In den Jahren mit spätem Vegetationsbeginn (und in Höhenlagen) war dagegen die frühe Blüte das große Plus dieser Sorte.

Auf Standorten, auf denen sich SY Alister nach vorne geschoben hat, scheint latenter Befall mit Kohlhernie ein Thema zu sein. Ziehen Sie dort Sorten mit Kohlhernie-­Resistenz ins Kalkül. Im vorderen Feld zu finden war hier auch PT211, die aber nicht explizit als Kohlhernie-resistent gilt.