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Weiße Lupine und schwarzer Kaffee

Lesezeit: 8 Minuten

Die Weiße Lupine ist in Deutschland ein Exot, aber keine neue Kultur. Sie lässt sich vielfältig im Lebensmittelbereich verwerten und einfacher anbauen als Soja. Einige Öko-Landwirte bedienen diesen Nischenmarkt mit Erfolg.


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Eigentlich will die Weiße Lupine niemand mehr anbauen. Doch Bioland-Landwirt Jan Wittenberg hat 2013 die Körnerleguminose für seinen Betrieb in Mahlerten, 30 km südlich von Hannover, entdeckt. Ihn reizt die vielfältige Verwertung dieser Kultur. So lässt sich aus ihren gerösteten Körnern z. B. Lupinenkaffee herstellen. Dieser ist im Geschmack von Bohnenkaffee kaum zu unterscheiden.


Mit dem Lupinenanbau hat sich für ihn und neun weitere Öko-Landwirte von der mecklenburgischen Ostseeküste bis nach Rheinland-Pfalz ein Nischenmarkt aufgetan. Denn neben Kaffee lassen sich wegen ihres hohen Protein- und Ölgehaltes auch viele andere Lebensmittel aus Weißer Lupine herstellen (siehe Kasten S. 77). Meist ersetzt sie dabei Soja. Gentechnische Verunreinigungen lassen sich bei ihr fast ausschließen. Das macht sie vor allem für Bio-Produkte attraktiv.


Alte Kultur neu entdeckt:

Weiße Lupinen anstelle anderer Körnerleguminosen anzubauen, ist für die Landwirte durchaus lukrativ. Im Schnitt ernten sie 25 dt/ha und erhalten je Dezitonne Weiße Lupine um die 100 €. Doch nur eine geschickte Vermarktung sichert den guten Preis. Diese übernimmt die Agraringeneurin Elke zu Münster. Über ihr „Brotbüro“ vermittelt sie Bio-Rohstoffe und bringt Erzeuger und Abnehmer zusammen. Vor knapp fünf Jahren initiierte sie den Lupinen-Anbau auf ca. 3 ha, heute produzieren die zehn Landwirte auf knapp 100 ha.


Wegen ihrer Anfälligkeit gegenüber Anthracnose ist die Weiße Lupine seit Mitte der neunziger Jahre fast vollständig vom Acker verschwunden. Zu unsicher war der Anbau, denn diese Pilzkrankheit verbreitet sich mit dem Saatgut und kann bei günstiger Witterung zum Totalausfall führen. Heute sind die Sorten toleranter gegenüber dieser Krankheit. Auch das Saatgut wird vor dem Einsatz kontrolliert. Doch Anthracnose ist und bleibt das größte Risiko.


Einige der Anbauer sind Neueinsteiger. Auch der Soja-Profi Jan Wittenberg. Andere dagegen, wie Bioland-Landwirt Gerhard Maaß aus Werther in Ostwestfalen, haben die Kultur bereits vor einigen Jahren in ihrer Fruchtfolge zu schätzen gelernt. Mit ihren unterschiedlichen Erfahrungen feilen die Landwirte nun mit Elke zu Münster und dem Öko-Pflanzenbauberater Gustav Alvermann als feste Arbeitsgruppe am optimalen Lupinenanbau.


Erste Tipps holte sich Jan Wittenberg zudem aus Frankreich. Dort ist die Weiße Lupine seit einigen Jahren erfolgreich in konventionelle und ökologische Fruchtfolgen integriert. Auch das Saatgut beziehen Jan Wittenberg und Gerhard Maaß von dort, jedoch ist die Auswahl an Sorten sehr begrenzt. Die zwei zugelassenen Sorten unterscheiden sich in der Reife, im Ertrag und Protein-Gehalt. Beide Betriebe setzen die Sorte Feodora ein, da diese früh abreift.


Vorfrucht-Ass:

Wegen Ihrer guten N-Fixierleistung und P-Mobilisation im Boden lässt sich die Weiße Lupine am besten vor Getreide anbauen. Bei Landwirt Gerhard Maaß steht sie in der 7-feldrigen Fruchtfolge daher vor Weizen. Mit ihrer starken Pfahlwurzel und den kräftigen Seitenwurzeln lockert sie den Boden und hinterlässt eine gute Bodengare. „Ihr Vorfruchtwert ist noch besser als der von Soja,“ schwärmt Jan Wittenberg. Jedoch sollte eine Fläche, auf der Weiße Lupinen standen, erst nach fünf Jahren erneut bestellt werden. Wegen erhöhter Sklerotinia-Gefahr ist zu Raps, Sonnenblumen, Bohnen, Soja und Erbsen eine Anbaupause von mindestens drei Jahren einzuhalten.


Als ertragsreichste unter den drei Lupinenarten ist die Weiße Lupine anspruchsvoller als die Blaue und Gelbe Lupine. Sie bevorzugt mittlere bis schwere Böden (sL, L, Löß). So bringt sie auf den schluffigen Lehmböden bei Gerhard Maaß 25 bis 30 dt/ha. Die jährlichen Niederschläge von 800 bis 900 mm versorgen sie optimal mit Wasser, vor allem in den bedeutenden Phasen wie Keimung und Blüte. Allerdings neigen diese Böden in niederschlagsreichen Jahren zu Staunässe und Verdichtung. Darauf reagiert die Lupine mit sinkendem Ertrag.


Ungünstig wirkt sich auch ein nicht optimaler Boden-pH-Wert aus. Die Werte sollten bei pH 5,5 bis 6,8 liegen, da es sonst zu Wachstumsdepressionen kommen kann. Günstig ist der Anbau in Küstenregionen, da der Wind dort die Bestände trocken hält. Dadurch treten dort weniger Krankheiten auf.


Damit die Weiße Lupine genügend Knöllchen zur N-Fixierung bildet, ist die Saatgutimpfung (Rhizobium-Präparat) direkt vor der Saat gängige Praxis. Impfen muss sein, selbst wenn vorher einmal auf der Fläche Lupinen gestanden haben. „Das Risiko, dass die Pflanze sonst keine oder zu wenig Knöllchen bildet, ist zu hoch“, warnt Gerhard Maaß. Eine Impfung kostet etwa 25 % des Saatgutpreises.


Sauberes Saatbett:

Vor der Aussaat ist es wichtig, den Boden von Beikräutern frei zu halten, da die Weiße Lupine in der Jugendentwicklung empfindlich auf Konkurrenz reagiert. Daher bearbeitet Jan Wittenberg seine Anbaufläche im Herbst zweimal mit dem Flügelschargrubber. Im Frühjahr setzt er den Schälpflug (14 cm tief) ein. Vier Wochen später, ca. Mitte März/April, sät er. Leichten Frost bis -4 °C steckt die Kultur problemlos weg.


Für eine zügige Keimung der wärmeliebenden Pflanze hat sich eine Saattiefe von 3 cm bewährt. So lässt sich ohne Risiko blindstriegeln und auch vor Vögeln ist das Saatgut ausreichend geschützt. Hasen und Rehe fressen die Keimlinge und verursachen so Schaden.


Als Saatverfahren eignen sich Breit- und Einzelkornsaat. Auf einem Betrieb der Arbeitsgruppe wächst die Lupine auch auf Dämmen mit Kleeuntersaat. Die Reihenweiten variieren von 35 bis 50 cm. „Bei einem engen Abstand von 37 cm schließen die Pflanzenreihen schnell, und die Lupine kann die Beikräuter besser in Schach halten“, stellte Landwirt Gerhard Maaß fest. Jan Wittenberg setzt dagegen auf den etwas weiteren 45 cm-Abstand, da dieser sich für seine intensive mechanische Bei­krautregulierung gut eignet.


Keine Gnade für Beikräuter!

Die empfohlene Saatstärke liegt bei 50 bis 60 keimfähigen Körnern/m2. Auf dem lehmigen Sand-Standort bei Jan Wittenberg waren jedoch bereits die 50 Körner/m2 in Einzelkornablage in diesem Jahr fast zu viel. „Die Pflanzen stehen sehr dicht“, meint der Landwirt kritisch. „Nur aufgrund der ausreichenden Niederschläge entwickeln sie sich noch wie gewünscht.“ Für die nächste Aussaat strebt er nun 40 Körner/m2 an.


Melde, Disteln, Hederich und Kamille machen der jungen Lupine stark zu schaffen. Ihre Konkurrenzkraft ist gering, da ihre feingliedrigen Blätter den Boden zu wenig beschatten. Sie schließt ihre Reihen aber schneller als andere Leguminosen, wie z. B. Soja. „Eine konsequente Beikrautregulierung ist für einen ertragreichen Bestand unverzichtbar“, bestätigt Jan Wittenberg. In diesem Jahr musste er fünfmal striegeln und zweimal hacken. „Die Lupine verträgt den Striegel besser als die Fingerhacke“, so seine Erfahrung. Gerhard Maaß muss mit zwei Striegel- oder Hackdurchgängen auskommen. Weitere Überfahrten lässt sein lehmiger Boden nicht zu.


Neben den Beikräutern können Krankheiten und Schädlinge, wie z. B. die Bohnenlaus, die Lupine in ihrer Entwicklung beeinträchtigen. Bislang blieben die Bestände aber befallsfrei. Auch eine ausreichende Nährstoffversorgung begünstigt gesunde Pflanzen. Auf eine Kalkung reagiert die Lupine empfindlich.


Einfache Ernte?

Im September/Oktober nach ca. 140 bis 175 Tagen ist die Weiße Lupine mit 14 bis 16 % Feuchte erntereif. Da ihre Hülsen sehr hoch sitzen, lässt sie sich leichter dreschen als Soja. Ernteverluste durch aufgeplatzte Hülsen treten bei Gerhard Maaß nicht auf. Feuchtes Wetter kann aber dazu führen, dass die Körner verpilzen. Die Folge: Die Qualität sinkt.


Lagerfähig sind Lupinen erst mit 14 % Feuchte. Bei einem höheren Gehalt trocknen die Landwirte das Korn schonend bei Temperaturen unter 50 °C, um die Kornqualität zu erhalten. Anschließend lässt Gerhard Maaß seine Lupinen in Osnabrück bei einem Landwirt reinigen. Dieser nutzt ein spezielles Farblesegerät, um das Korn von den Bei­krautsamen zu trennen. Siebe eignen sich nicht, da das Lupinenkorn unregelmäßig rund bis viereckig ist. In Big Bags nehmen 6 deutsche und französiche Verarbeiter die Bio-Lupinen ab.


Vertragsfrei:

Es existieren zwischen den Landwirten und dem „Brotbüro“ keine Abnahmeverträge. „Dafür ist der Markt noch zu klein“, begründet Elke zu Münster ihre Entscheidung. „Die Abnehmer verlangen zudem hohe Kornqualitäten und die können wir im Voraus noch nicht sicherstellen.“ Die Landwirte sehen darin kein Problem. „Mir gefällt die lose Gemeinschaft sehr gut“, meint Gerhard Maaß. „Ich habe keine Verpflichtungen und kann mich intensiv mit den anderen Anbauern austauschen.“


Bisher ist es dem „Brotbüro“ stets gelungen, einen Erzeugerpreis zu erzielen, der den Bio-Lupinenanbau lohnenswert macht. Damit das so bleibt, darf das Angebot nicht zu schnell wachsen. Für 2015 plant Jan Wittenberg den Anbau auf 10 ha auszuweiten.


Auch für den konventionellen Anbau gibt es Chancen. Dagegen spricht bislang der nicht wirtschaftliche Erzeugerpreis von maximal 50 €/dt.

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