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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Weizen: Geeignete Sorten für Süddeutschland

Lesezeit: 10 Minuten

Trockenheit und Ertragsverluste lauteten die Stichworte der letzten Wochen. Doch es waren Nässe und Kälte, die zu Beginn dieser Saison ebenso für Furore sorgten. Erstmals seit Jahren gab es auch bei Weizen gebietsweise Auswinterungsschäden. Daneben bleibt das Fusarium-Risiko ein Dauerbrenner in Süddeutschland. Nicht nur der Ertrag ist wichtig Die spontane Nachfrage nach neuen Sorten richtet sich nicht selten nach den Hitlisten aus den Sortenversuchen. Die Ertragsleistung steht dabei auf den ersten Blick im Vordergrund. Die Sorten sollten generell nicht allein nach ihrer Ertragsleistung beurteilt werden. Dies gilt besonders in diesem Jahr. Denn auch die Sortenversuche litten unter der widrigen Witterung. Damit steigt das Risiko, eine Sorte anhand des 2003er Ergebnisses nicht richtig zu bewerten. In diesem Jahr wurden zwölf neue Winterweizensorten zugelassen. Damit sind über 100 Sorten zugelassen. Hinzu kommen noch rund 70 EU-Sorten, die in Deutschland vertriebsfähig sind. Für Sie als Weizenerzeuger gilt es, jetzt die richtige Entscheidung für Ihre Betriebssituation zu treffen und eine Sorte zu wählen, die über einige Jahre Ihren Anforderungen gerecht wird. Dazu sollte die Sortenwahl an folgenden Kriterien ausgerichtet werden: ? Boden- und Klimaverhältnisse: Welche Anforderungen an Saatzeittoleranz, Winterhärte, Robustheit und Trockentoleranz werden gestellt? ? Fruchtfolge und Bodenbearbeitung: Verlangt ein hoher Getreideanteil oder Stoppelweizenanbau nach Sorten mit guter Fußkrankheitstoleranz? Wird Maisstroh zerkleinert und/oder eingepflügt? ? Verwertung, Vermarktung: Soll Qualitätsweizen, Eliteweizen oder Brauweizen vermarktet werden? Wird Futterweizen mit hohem oder niedrigem Proteingehalt benötigt? ? Qualitätssicherung: Wie hoch ist das Fusarium-Risiko im Betrieb, welche Ansprüche stellen die Abnehmer? Gab es in der Vergangenheit Probleme bei Fallzahl und Protein? ? Produktionstechnik und Arbeitszeit: Im viehhaltenden Betrieb ist die Arbeitszeit begrenzt. Gesunde, standfeste Sorten verringern den Aufwand. Unterschiedliche Reifezeiten entzerren die Ernte. ? Agrarförderung: Spezielle Förderprogramme (z. B. MEKA mit Verzicht auf Wachstumsregler) verlangen eine besondere Sortenwahl. Typisch für Süddeutschland ist eine stärkere Verbreitung von A- und E-Sorten. Die vorhandene Mühlenstruktur lässt häufig noch eine lohnende, direkte Vermarktung an Verarbeitungsbetriebe zu. Außerdem hat in der Vergangenheit der Exportmarkt Italien ein Absatzpotenzial für spezielle Qualitäten (Monopol, Bussard, Carolus, Astron) eröffnet. Daneben sind ertragsstarke, problemlose Sorten wertvoll, weil ein sehr großer Anteil der Weizenernte in viehhaltenden Betrieben direkt verfüttert wird. Oft kommt dabei eine Universalsorte mit A- oder B-Qualität zum Einsatz, um die Vermarktung nicht benötigter Tonnagen zu erleichtern. Aufgrund der aktuellen Situation verdienen bei der Sortenwahl zwei Punkte eine besondere Beachtung: Die Winterhärte und die Fusarium-Situation. Welche Rolle spielt die Winterhärte? Der zurückliegende Winter war in Süddeutschland kalt, aber nicht außerordentlich kalt. Starke Fröste unter minus 15°C traten in der zweiten Dezemberdekade auf. Sie trafen die Winterungen allerdings ohne nennenswerte Abhärtung, nachdem der November eher mild ausgefallen war. Die bis Anfang November gesäten Weizen waren zwar aufgelaufen, wegen der schlechten Bodenstruktur oft aber nur schwach entwickelt. In schwach aufgelaufenen Beständen verursachte der strenge Frost im Dezember erste Schäden. Flächendeckende Auswinterungen blieben in den meisten süddeutschen Anbaulagen die Ausnahme. Trotzdem kam es in Einzelfällen zu empfindlichen Schäden, vor allem aufgrund der Wechselfröste. Hätten diese Schäden mit entsprechender Sortenwahl verhindert werden können? Eine Antwort kann nur schwer gegeben werden, da mehrere Faktoren eine Rolle spielten: ? Bodenzustand bei der Saat. ? Sätechnik, ? Saatgutqualität, ? Winterfestigkeit der Sorte. Die nasse Witterung zur Ernte 2002 hat viele Saatgutpartien belastet und die Triebkraft negativ beeinflusst. Das traf nicht nur eigenen Nachbau, sondern auch Z-Saatgut und sogar Versuchsatgut. In der Folge waren nicht alle Schäden, die nach Winter beobachtet wurden, auf eine mangelnde Winterfestigkeit der Sorte zurückzuführen. Dennoch konnten durch die Beobachtungen dieser Saison einige Sorten ausgemacht werden, die nur eine geringe bzw. unterdurchschnittliche Winterhärte zeigen. Diese Sorten sollten in problematischen Lagen (Kahlfrostgefahr) nicht angebaut werden. Eine Orientierung gibt Übersicht 2 auf Seite 55. Hier sind die in diesem Jahr geprüften Weizensorten nach ihrer Überwinterungsleistung in bayerischen Versuche vorläufig beurteilt. Wo in der Vergangenheit Auswinterungsschäden beobachtet wurden, ist Vorsicht bei der Sortenwahl angebracht. Auf windoffenen, schneearmen Höhenlagen sollten aus Sicherheitsgründen gering winterharte Sorten nicht angebaut werden. Fusarium spielt eine zunehmende Rolle und kann als Ährenkrankheit in jedem Weizenanbaugebiet auftreten. Das Befallsrisiko ist dabei in hohem Maße witterungsabhängig. Neben der Witterung spielen betriebliche Faktoren wie Fruchtfolge, Vorfrucht, Bodenbearbeitung usw. eine Rolle, die unterschiedlich gut zu beeinflussen sind. Das Fusarium-Risiko begrenzen Dem Maisanbau kommt dabei in Süddeutschland eine Schlüsselrolle zu. Mais als Vorfrucht steigert das Fusarium-Risiko stark. Andere Vorfrüchte als Mais besitzen zumindest in Süddeutschland eine weitaus geringere Bedeutung hinsichtlich des Fusarium-Risikos. Problematisch ist, dass heute die Möglichkeiten durch die Sortenwahl nicht ausgeschöpft werden. Leider sind nur wenige Sorten mit guten Resistenzeigenschaften verfügbar. Keine dieser Sorten ist dem Hochertragsbereich zuzuordnen. Dabei darf nicht vergessen werden, dass eine Fusariuminfektion nicht nur ein Toxinrisiko birgt, sondern auch zu Ertragseinbußen führt. Bei starkem Fusariumdruck steigt dadurch die Wettbewerbsfähigkeit resistenter Sorten deutlich an. Bei hohem Fusarium- Risiko (Maisstoppelreste auf dem Boden sichtbar) sollte deshalb unbedingt auf gut resistente Sorten (z.B. Petrus, Bussard, Enorm, Sokrates, Vergas) zurückgegriffen werden. Der Schutz einer mittel oder mittel-gering anfälligen Sorte wäre in einer solchen Situation unzureichend. Dies verlangt natürlich Kompromisse beim Ertrag und zum Teil bei der Standfestigkeit. Eine nachhaltige Lösung des Fusariumproblems bei Maisvorfrucht lässt die Sortenwahl alleine nicht erwarten. Dazu müssen alle Möglichkeiten genutzt werden. Dafür wird künftig auch die getrennte Beerntung stärker befallener Feldstücke (z. B. Vorgewende oder Lagergetreide) gehören. Eigenschaften wichtiger Sorten für Süddeutschland Das Sortenangebot unterliegt derzeit einem beschleunigten Wandel. Die neue Sorte Tommi erreichte einen rasanten Aufstieg. Auch Limes, eine Neuzulassung dieses Jahres, wurde stark in der Vermehrung gepusht. Ob diese Rechnung aufgeht, müssen die endgültigen Versuchsergebnisse und der Saatgutabsatz zeigen. E-Sorten: Monopol und Bussard bringen absolute Spitzenqualität, im Normalfall allerdings auf Kosten des Ertrages. Bei Bussard stellen die geringe Standfestigkeit und die Anfälligkeit für Blattseptoria hohe Anforderungen an die Bestandesführung. Dafür ist die Ährengesundheit herausragend bei geringer Fusariumanfälligkeit und niedrigen DON-Werten. Monopol ist etwas standfester als Bussard, erfordert aber bei Krankheiten noch höhere Aufmerksamkeit. Die Fusariumanfälligkeit ist mittel. Für einen wirtschaftlichen Anbau sind beide Sorten auf hohe Qualitätszuschläge angewiesen. A-Sorten: Magnus brachte in Bayern stets gute Ertragsleistungen. Er hat eine knapp mittlere Standfestigkeit, sehr ausgewogene Resistenzeigenschaften und ist gut widerstandsfähig gegen DTR. Bei hohem Ertragsniveau ist die Neigung zu knappen Rohproteingehalten zu beachten und die Düngung entsprechend anzupassen. Magnus ist sehr saatzeittolerant und aufgrund der DTR-Resistenz auch bedingt als Stoppelweizen geeignet. Die Winterfestigkeit lag nach bayerischen Erfahrungen im knapp mittleren Bereich. Magnus kann milde Wetterperioden im Herbst und Winter gut nutzen, zeigt bei starkem Frost aber dementsprechend auch stärkere Blatterfrierungen. Dann lohnt sich eine intensive Andüngung im Frühjahr, um die Regeneration zu fördern. Transit ist eine etwas kürzere, bestockungsfreudige Sorte mit guter Winterfestigkeit und recht guten Resistenzeigenschaften. Er bringt gute Erträge und erreicht in der Regel eine sichere AQualität. Transit kann erfolgreich mit starker Andüngung geführt werden, was in Trockenlagen manchmal vorteilhaft ist. Ludwig bringt knapp mittlere Erträge. Er schiebt sehr früh die Ähren und reift auch früher ab. Dann ist eine rechtzeitige Ernte wichtig, weil Ludwig aufgrund der als mittel eingestuften Fallzahl bei Regen nach der Druschreife durchaus Einbußen erleiden kann. Astron wird nach wie vor wegen seiner speziellen Teigqualität geschätzt. Das leicht erhöhte Fusariumrisiko ist zu beachten. Sokrates bringt eine sichere AQualität bei guter Fusariumresistenz. Wegen Schwächen in der Winterhärte ist sie nicht für Kahlfrostlagen geeignet. B-Sorten: Dekan weist die größte Vermehrungsfläche in Süddeutschland auf. Die kurze, standfeste und mehltauresistente Sorte reift mittelfrüh und ist bis auf die höhere Anfälligkeit gegen Rost recht gesund. Die Erträge waren in der Vergangenheit gut. Dekan ist die Schwerpunktsorte in Baden-Württemberg, wo seine Standfestigkeit aufgrund des MEKA-Programms besonders geschätzt wird. Sie eignet sich gut für Güllebetriebe. Terrier ist eine standfeste Sorte mit guter Rostresistenz und mittleren Resistenzeigenschaften. Zu beachten ist die etwas höhere Anfälligkeit für Mehltau und Spelzenbräune. Er dankt höhere Anbauintensität und bietet gute Backqualität als Grundmahlweizen. Drifter besitzt ein hohes Ertragspotenzial, zeigt aber oft schwankende Erträge. Er reagiert offenbar empfindlich auf ungünstige Bodenverhältnisse, verlangt also bessere Standorte mit guten Saatbedingungen. Die relativ standfeste Sorte setzt eine sorgfältige Krankheitsbeobachtung voraus, besonders bei Blattseptoria und DTR. Die Fusariumanfälligkeit wird als überdurchschnittlich eingestuft. Die Qualität ist für eine B-Sorte gut, es werden hohe Fallzahlen erzielt. Skater ist eine standfeste, etwas frühere Sorte mit normalerweise stabil hohem Ertrag. Er kommt auch mit Trockenheit gut zurecht, ist aber weniger blattgesund mit Schwächen bei DTR und Septoria tritici, weshalb eine entsprechende Fungizidbehandlung gut in Mehrerträge umgesetzt wird. Im vergangenen Winter fielen regional Mängel auf, die auf Saatgutprobleme oder eine insgesamt knappere Winterhärte schließen lassen. Vergas ist fusariumtolerant mit guter Standfestigkeit und Blattgesundheit. Er ist vor allem für Maisbetriebe auch als Futterweizen interessant. C-Sorten: Certo ist blattgesund, standfest und mittelkurz. Er ist eine ausgesprochene Extensivsorte und kommt mit geringem Pflanzenschutzaufwand aus. Certo ist gegen Fusarium mittel anfällig, bei starkem Befallsdruck können aber auch höhere Befallswerte vorkommen. Der Anbau nach Mais sollte daher nie ohne wendende Bodenbearbeitung stattfinden. Wegen seiner Halmbruchresistenz kommt Certo als Sorte für den Stoppelweizenanbau in Betracht. So werden neuere Sorten eingestuft Cubus (A) überraschte zur Ernte 2002 durch enorme Erträge. Die Frühreife ist in Verbindung mit der Standfestigkeit, der kurzen Halme und den recht guten Resistenzeigenschaften ein großer Vorteil. Die A-Qualität wird wegen der Neigung zu niedrigen Eiweißgehalten nur mit ausgesprochener Qualitätsdüngung erreicht. Tommi (A) ist eine ertragsstarke Sorte mit hohem Erwartungsdruck und enormer Vermehrungsflächenentwicklung. Die Sorte ist recht kurz und sehr standfest. Die Resistenzeigenschaften sind gut, von einer Schwäche bei DTR abgesehen. Tommi erreicht trotz des hohen Ertrages noch gute Eiweißwerte und dürfte damit die Qualitätsanforderungen an A-Weizen leichter erfüllen als manch anderer Kandidat. Er fiel durch unterdurchschnittliche Bewertungen der Winterhärte auf, zeigte sich aber in Süddeutschland nach ersten Ergebnissen im Ertrag unbeeindruckt. Elvis (A) zeigte zur Ernte 2002 ebenfalls hohe Erträge. Dabei lag die Standfestigkeit mancherorts unter den Erwartungen. Die Resistenzeigenschaften sind insgesamt durchschnittlich, für DTR ist er etwas stärker anfällig. Bei den Qualitätseigenschaften fällt die Bestnote 9 bei der Fallzahl auf. Trotz des kleineren Korns erreicht er gute Mehlausbeuten. Die Winterhärte ist gut. Enorm (E) ist ein Eliteweizen mit günstigen Anbaueigenschaften: Kurz, standfest und relativ frühreif. Die mehltauresistente Sorte ist eher intensiv zu führen, wertvoll ist die gute Fusariumgesundheit. Die Qualität ist gut abgerundet, interessant sind gute Werte bei Fallzahl und Mehlausbeute. Weitere Informationen auch zu den Neuzulassungen 2003 sind in der Übersicht 2 dargestellt.

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