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Weniger Herbizide durch spätere Saat

Lesezeit: 4 Minuten

Um Resistenzen zu vermeiden, hat sich die späte Wintergetreidesaat im Herbst bewährt. Dass sich damit Herbizidmengen einsparen lassen, zeigen nun wissenschaftliche Untersuchungen. Der folgende Beitrag fasst Auswertungen von Praxisdaten aus Mecklenburg-Vorpommern zusammen.


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Spätsaaten von Getreide helfen vor allem als Strategie gegen den immer resistenter werdenden Ackerfuchsschwanz. Doch sie können sich nicht überall durchsetzen. Vor allem auf Betrieben mit viel Fläche und einem hohen Anteil an Winterungen sichert eine frühe Saat den Erfolg in einem gewissen Maß – durch die längere Bestockungsdauer im Herbst erzielt man meist auch höhere Erträge.


Allerdings spätere Saattermine haben einen großen Vorteil: Sie senken grundsätzlich die eingesetzten Mengen von Herbiziden. Jetzt liefern Ergebnisse aus Mecklenburg-Vorpommern weitere Argumente für die späte Saat. Dazu haben Dr. Sabine Andert von der Universität Rostock und Andrea Ziesemer von der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LFA) Praxisdaten von landwirtschaftlichen Betrieben ausgewertet. Die Daten stammen aus den Anbaujahren 2012 bis 2020 von 2835 Feldern. Auf 1875 Feldern war Winterweizen und auf 960 Wintergerste bestellt.


Die Saattermine wurden in folgende fünf Klassen eingeteilt:


  • Vor dem 15.9.
  • 16.9. bis 30.9.
  • 1.10. bis 15.10.
  • 16.10. bis 31.10.
  • Nach dem 1.11.


Ein Großteil des Winterweizens, knapp 70%, wurde in den ersten beiden Saatzeitfenstern gesät. Der Anteil an Hybriden war insgesamt gering. Bei Wintergerste kamen rund 70% der Liniensorten und 5% der Hybridsorten zwischen dem 16. und dem 30. September in die Erde. Die Forscherinnen analysierten, wie sich der Saattermin auf die Intensität der herbiziden Wirkstoffgruppen (siehe Übersicht) auswirkte.


Einzelne Wirkstoffe profitieren


„Da in Mecklenburg-Vorpommern die Aussaat meist sehr früh beginnt, konnten wir die Unterschiede zur Spätsaat sehr gut feststellen“, betont Sabine Andert, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Rostock. So bestätigte sich – wie erwartet – der geringere Herbizideinsatz bei späten Getreidesaaten.


Im Detail ließen sich zudem Auswirkungen auf die verschiedenen Resistenzenklassen nachweisen. So zeigt die Untersuchung, dass bei Spätsaaten signifikant weniger Herbizide bestimmter Resistenzklassen eingesetzt werden.


Winterweizen: Im Vergleich zu Winterweizen, der vor dem 15. September gesät wurde, konnte man in Beständen mit Saatterminen in der ersten Oktoberhälfte den Herbizideinsatz um 40% verringern. Zu Saatterminen nach dem 1. November konnte auf Praxisflächen eine Überfahrt mit Herbiziden im Herbst eingespart werden.


Ein späterer Aussaattermin reduzierte die Herbizidintensität der besonders resistenzgefährdeten Klassen 1 und 2. Auch aus den bislang weniger resistenzgefährdeten Klassen 9, 12 und 15 wurden signifikant weniger Wirkstoffe ausgebracht. Allerdings erhöhte ein späterer Saattermin die Intensität der Klasse 14 in den Wintergetreiden.


Wintergerste: Ein später Saattermin reduzierte auch in Wintergerste die Herbizidintensität – wenn auch nicht so stark, wie in Weizen. Vor allem ließen sich die Wirkstoffe der Klassen 1, 3 und 15 reduzieren. Allerdings erhöhte sich der Einsatz von Wirkstoffen der Klassen 4 und 12 signifikant.


Fazit


Der späte Saattermin hält, was er verspricht. Hinsichtlich nachhaltigem Resistenzmanagement lässt sich schlussfolgern, dass spätere Saattermine den Einsatz von Wirkstoffen mit hohem Resistenzrisiko reduzieren und gleichzeitig die Selektion von Resistenzen gegen Wirkstoffe mit (noch) geringem Resistenzrisiko verringern.


Damit sich Spätsaaten allerdings erfolgreich etablieren können, müssen natürlich Faktoren wie eine hohe Keimfähigkeit des Saatgutes und eine gute Befahrbarkeit der Flächen passen. Auch Arbeitsspitzen spielen eine Rolle – diese könnten sich künftig allerdings entzerren. Da ab 2024 durch die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU ein Fruchtwechsel notwendig ist, werden vermutlich auf mehr Flächen Sommerungen angebaut. Somit könnten sich die Termine der Herbstaussaaten flexibler gestalten.


Insgesamt zeigt die Auswertung der Betriebsdaten, dass späte Saattermine und die dazu passenden Sorten aktiv zum Resistenzmanagement beitragen. In Zeiten schwindender Wirkstoffe und angestrebter Reduktionsziele wird das immer wichtiger. Je seltener Wirkstoffe eingesetzt werden, desto länger lässt sich die Wirksamkeit dieser Herbizide erhalten. Letztlich gilt es, zukünftig ackerbauliche und phytosanitäre Aspekte bei der Saatzeit abzuwägen, um Resistenzen zu vermeiden.


Sophia Breische, Friederike Mund


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friederike.mund@topagrar.com

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