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Wenn Virosen das Getreide bedrängen…

Lesezeit: 6 Minuten

Mehr grüne Brücken, höhere Temperaturen und weniger Insektizide – für Blattläuse als Überträger von Virosen sind die Zeiten rosig. Um Ihre Bestände im Herbst vor Attacken zu schützen, sollten Sie die Übeltäter kennen und gezielt ausschalten.


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Treten große, gelbe Flecken in Ihrem Getreide auf, können Sie die üblichen Verdächtigen – wie z.B. pilzliche Erreger – oft ausschließen. Bei diesen immer häufiger auftretenden Symptomen handelt es sehr wahrscheinlich um Virusinfektionen. Labortests bestätigen in den meisten Fällen die Befürchtung.


Das Problem ist, dass Blattläuse als Überträger der Viren immer günstigere Bedingungen vorfinden. Nicht zuletzt sorgt auch das Greening für einen stärkeren Zuflugdruck.


Eldorado für Läuse:

Dass Virusinfektionen in Getreide zurzeit stark zunehmen, hat folgende Gründe:


  • Die Greening-Maßnahmen führen zu einem vermehrten Anbau von Virus-Wirtspflanzen. So enthalten die verschiedenen Blüh- oder Zwischenfruchtmischungen häufig sehr effektive Zwischenwirte.
  • Mais bildet als grüne Brücke für die Viren ein ausgezeichnetes Virusreservoir. Sobald das Getreide abreift, fliegen virusbeladene Läuse in die saftig grünen Maispflanzen. Steht später der Mais kurz vor der Ernte, sprießt das Wintergetreide. Die Läuse wandern mit Virus im Gepäck wieder ins Getreide zurück – so schließt sich der Kreis.
  • Das Angebot an insektiziden Wirkstoffen schrumpft stetig. Zeitgleich bilden die Insekten verstärkt Resistenzen gegenüber bestimmten Wirkstoffgruppen aus (z.B. gegen Pyrethroide). Das erschwert die Bekämpfung der Virusüberträger deutlich.
  • Weil die jährlichen Durchschnitts-temperaturen steigen, sind die Läuse länger aktiv. Die Zeitspannen, in denen die Temperaturen über 8 bis 10°C liegen, erweitern sich im Spätherbst und Frühjahr. Dazu kommt, dass derzeit Insekten wie die russische Weizenblattlaus einwandern, die in unseren Breiten bisher nicht vorkamen. Ob sie sich als Virusüberträger (Vektor) eignen, ist vielfach unbekannt.
  • Wegen der höheren Temperaturen überwintern Blattläuse immer häufiger auch als erwachsenes Insekt (anholozyklisch). Sollten sie virusbeladen sein, sind sie sehr früh in der Lage, im Frühjahr Pflanzen zu infizieren. Ihre Infektiosität verlieren sie über Winter nicht.
  • Mit dem Temperaturanstieg nimmt zusätzlich der Anbau wärmeliebender Pflanzen wie z.B. Hirsen zu. Ob sich diese als Virusreservoir eignen, ist nicht oder häufig nur unzureichend bekannt.


Nur ein Test bringt Klarheit:

Bei Befall ist es oft schwierig, die Symptome genau zuzuordnen. Anders als andere Kulturen reagiert Getreide in den meisten Fällen mit Wuchsdepressionen und gelblich-streifigen Blättern auf eine Virusinfektion. Der Bestand erscheint wegen unterschiedlicher Wuchshöhen unruhig. Zum Teil bilden sich Nester mit abgestorbenen oder kleinen, hellgelben Pflanzen. Dies sind zwar Anzeichen für einen Virusbefall, eine klare Diagnose der häufig undifferenzierten Symptome liefert aber nur ein Labortest an auffälligen Pflanzen.


Besteht der Verdacht einer Virusinfektion im Getreide, empfiehlt es sich, Proben an Ihre zuständige Stelle (Landwirtschaftskammer oder -amt) zu schicken. Wichtig ist dabei Folgendes: Falls Sie lediglich eine Aussage über das bloße Vorhandensein und die Virusart bekommen möchten, reicht es aus, nur einige symptomtragende Pflanzen zu schicken. Im Ergebnisbericht steht dann beispielsweise, ob es sich um Verzwergungsviren (BYDV, WDV) oder bodenbürtige Viren (BYMV, BaMMV, SBCMV) handelt.


Wer aber zusätzlich wissen will, wie hoch der Infektionsdruck mit der jeweiligen Virusart im Feld ist, muss zwingend 50 einzelne Halme einsenden. Ziehen Sie diese repräsentativ über den gesamten Schlag verteilt. Nur dann ist es möglich, auch eine Aussage zur Intensität der Infektion zu treffen.


Welche Ertragsverluste?

Wie stark sich ein Befall auf die Erträge auswirkt, hängt von der Virusart ab. Dabei muss man streng zwischen Viren unterscheiden, die im Boden vorliegen und „bodenpilzübertragbar“ sind und denen, die von Insekten übertragen werden.


Die bodenbürtigen Viren infizieren meist schon beim Auflaufen des Getreides über die Keimwurzeln, vorausgesetzt die äußeren Bedingungen stimmen. Bekämpfen lassen sie sich nicht. Nur der Anbau resistenter oder toleranter Sorten ist möglich. Ein Verzicht auf den Anbau von empfindlichen Sorten hungert die Vektoren aus. Alle ackerbaulichen Maßnahmen gegen diese Viren schlagen fehl, wie Versuche beim „Soilborn cereal mosaik virus (SBCMV)“ zeigen.


Bei den insektenübertragbaren Viren besteht dagegen eine reelle Chance, den Angriff über gezielte ackerbauliche Maßnahmen kombiniert mit Pflanzenschutz abzuwehren.


Inwieweit sich die wichtigsten Getreideviren und deren Eigenschaften auf den Ertrag auswirken, entnehmen Sie der Übersicht 1. Angegeben ist eine Spannbreite möglicher Ertragsausfälle. Dass eine generelle Aussage dazu kaum möglich ist, zeigt folgendes Beispiel: Eine sehr frühe Infektion mit BYDV führt in einem normalen Winter oft zum Absterben der zuerst infizierten Pflanzen. Je länger die Temperatur jedoch mild bleibt, desto länger stehen sie grün im Bestand und desto mehr Läuse können sich daran aufladen und die umstehenden Pflanzen infizieren. Zusätzlich spielt jede Form von Pflanzenstress ein Rolle. Bei Wasser- und Nährstoffmangel, Hitze sowie Bodenverdichtung sind die Schäden größer.


Späte Saat, gute Feldhygiene:

Um Virusinfektionen zu vermeiden, können Sie verschiedene ackerbauliche Maßnahmen ergreifen. Wer das Getreide möglichst spät sät, mindert das Risiko von Infektionen von Anfang an deutlich. Vor allem wegen der steigenden durchschnittlichen Temperatur wird dies immer wichtiger.


Ein später Saattermin „entfernt“ gleichzeitig die eine oder andere grüne Brücke. Bedenken Sie, dass auch wild wuchernde Wegränder oder Greeningflächen das Potenzial für ein üppiges Virusreservoir haben, an denen sich Blattläuse aufladen können. Ein Mähen der Feldränder im September senkt den Druck. Verzichten Sie zudem möglichst auf den Anbau von Gräsern wie Rau- oder Sandhafer in Zwischenfrucht-Mischungen. Wichtig ist zusätzlich eine gute Feldhygiene. Ausfallgetreide ist unbedingt zu beseitigen, da es oft das Ausgangsmaterial für Virusinfektionen ist.


Insektizide gegen Blattläuse:

Reichen die ackerbaulichen Maßnahmen allein nicht aus, geht kein Weg an der Bekämpfung der Blattläuse mit Insektiziden vorbei. Insektizide Beizen sind nach wie vor nicht zugelassen.


Kontrollieren Sie Ihre Bestände vor allem in einem warmen Herbst penibel auf Befall. Treten die Sauger an über 10% der Pflanzen auf, ist der Bekämpfungsrichtwert erreicht. Achten Sie zudem auf die Warnmeldungen der örtlichen Pflanzenschutzdienste. Zugelassen gegen Virusvektoren im Herbst sind ausschließlich Präparate mit Wirkstoffen aus der Gruppe der Pyrethroide (siehe Übersicht 2).


Setzen Sie die Präparate umgehend nach Erreichen des Richtwertes ein, um die Wirkung zu optimieren. Prüfen Sie, ob nach lang anhaltender warmer Herbstwitterung eine zweite Maßnahme nötig ist. Geben Sie aber auch natürlichen Gegenspielern wie Marienkäfern, Schwebfliegen und Schlupfwespen ein Chance. In einigen Fällen begrenzen sie die Vermehrung der Läuse und Zikaden so stark, dass ein Insektizideinsatz überflüssig wird. Beachten Sie beim Insektizideinsatz zusätzlich Folgendes:


  • Optimal sind Termine nach dem Zwei- bis Dreiblattstadium des Getreides, weil dann genug Blattmasse vorhanden ist. Ein früherer Einsatz ist nur bei sehr starkem Zuflug sinnvoll (Neuzuwachs ist dann nicht geschützt).
  • Die Kontaktmittel wirken insbesondere bei warmer Witterung nur wenige Tage. Behandeln Sie daher bei unter 25°C und – falls möglich – bei geringer Sonneneinstrahlung.
  • Verzichten Sie bei Temperaturen unter 10°C auf eine Insektizidanwendung. Die Läuse sind dann nicht aktiv. -mb, pf-

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