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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Werden Blattflecken in Mais zum Dauerproblem?

Lesezeit: 9 Minuten

In diesem Jahr hatten Maisanbauer in Niederbayern gleich mit mehreren Pro-blemen zu kämpfen: Massiver Befall mit Blattflecken, Stängelbruch und Wurzella-ger sowie ungewöhnlich starkes Auftreten von Maiszünsler (siehe Kasten auf Seite 119) führten gebietsweise zu Ernteer-schwernissen und Ertragsverlusten. Blattflecken der Befall nimmt zu Massive Infektionen mit Blattflecken traten in diesem Jahr im Inntal und Unte-ren Rottal auf. Der Erreger dieser Blatt-flecken wird in der Regel als Helmintho-sporium turcicum (siehe Kasten auf Seite 117) bezeichnet. Bereits ab Mitte August fielen einzelne Maisschläge auf, die vor-zeitig abreiften, ohne dass Trockenschä-den dafür verantwortlich waren. Die Symptome sahen wie folgt aus: Auf den Blättern zeigten sich graubraune, länglich ovale Blattflecken, teilweise mit dunklem Saum. Die Flecken wurden innerhalb we-niger Tage sichtbar größer und brachten schließlich ganze Blätter zum Absterben. Ab Anfang September gab es in der Region erste Bestände, deren Blattappa-rat völlig zusammengebrochen war. Be-troffen waren zuerst Sorten aus der frühen und mittelfrühen Reifegruppe, während die spätreifen Sorten noch völlig gesund blieben. Die Sortenunterschiede waren besonders deutlich in den Landessorten-versuchen in Mittich/Landkreis Passau zu beobachten: Bereits um den 20. August traten im mittelfrühen Sortiment erste Symptome auf. Anfang September war die unterschiedliche Sortenanfälligkeit bereits gut zu erkennen. Drei Wochen nach dem Sichtbarwerden der ersten Blattflecken waren die Unterschiede am besten zu sehen. Der Befall breitete sich jedoch nicht systematisch von unten nach oben aus, wie es für die Krankheit typisch ist. Vielmehr waren die Blattflecken meist gleichmäßig über die gesamte Pflanze verteilt. Oft ging der Befall sogar von den oberen Blatteta-gen aus. Obwohl die unterschiedliche Sor-tenanfälligkeit auch in den Praxisschlägen gut zu sehen war, fiel auf, dass in einer Be-fallsregion stets auch gesunde und kranke Bestände in unmittelbarer Nachbarschaft standen, auch bei gleicher Sorte. Blattkrankheiten wurden bereits 1996 und 2000 in stärkerem Umfang bei Mais beobachtet. Allerdings verursachten sie keine messbaren Ertragsverluste. 2001 be-schränkte sich der Befall jedoch nicht nur auf das Inntal und Untere Rottal. Betrof-fen waren auch angrenzende Maisanbau-lagen. Auffallend war, dass alle Gebiete, in denen in früheren Jahren bereits Blatt-flecken aufgetreten waren, auch 2001 Be-fall aufwiesen. Bis zu 15 % Minderertrag möglich Der wesentliche Schaden durch die Blattflecken-Infektion besteht darin, dass durch die fortschreitende Zerstörung der Blätter Assimilationsfläche verloren geht und die Abreife vorzeitig einsetzt. Da-durch wird der natürliche Prozess der Stärkeeinlagerung und Kornausbildung gestört. Entscheidend für das Ausmaß des Schadens ist der Zeitpunkt der Hauptin-fektion. Aus Gebieten mit einem frühen Befallsbeginn bereits Anfang August, z. B. im Rheingraben, werden Ertragsein-bußen von 10 bis 15 % genannt. In Niederbayern traten die Infektionen bisher von Einzelfällen abgesehen erst später, meist ab Ende August, auf. Echte Ertragsverluste waren aber nicht nach-weisbar. Eine Ausnahme bilden Mais-bestände, die bereits Ende August abge-storben waren und denen vier Wochen Vegetationszeit fehlten. Hier muss mit spürbaren Ertragsausfällen gerechnet werden. Die diesjährigen Einbußen sind sehr schwer abzuschätzen. Erste Erntemeldun-gen deuten darauf hin, dass die Erträge in den niederbayerischen Körnermaisgebie-ten deutlich unter dem Niveau des Vor-jahres liegen und stark schwanken. Häu-fig werden Mindererträge von bis zu 20% gemeldet, teilweise liegen sie sogar weit darüber. Die Mindererträge wurden je-doch nicht nur durch Befall mit Blattfle-cken verursacht. Weitere Ursachen sind die ungünstige Witterung (viel Regen, we-nig Sonne) im September, die vielfach schlechte Bodenstruktur im Frühjahr und Verluste durch Stängelbruch bzw. Wur-zellager. Mehrere Ursachen sind für den Befall verantwortlich Der Befall mit Blattflecken ist nicht auf eine einzelne Ursache, sondern auf einen Komplex von Ursachen zurückzuführen. Dies machen die bisherigen Erfahrungen deutlich. Die wichtigsten Einflussfaktoren sind: Ernterückstände: Voraussetzung für einen Befall mit dem Erreger der Blatt-flecken ist, dass ausreichend Sporenmate-rial für eine Erstinfektionen vorhanden ist. Vor allem in Gebieten mit hohem Mais-anteil in der Fruchtfolge befinden sich an der Bodenoberfläche stets Reste von Mais-stoppeln und -stroh, die als Nährboden für den Erreger dienen. Das Einarbeiten der Ernterückstände ist daher eine sehr wich-tige vorbeugende Maßnahme. Witterung: Damit sich nach der Erst-infektion der Erreger vermehren und aus-breiten kann, benötigt er geeignete Witte-rungsbedingungen. Befallsfördernd sind häufige Niederschläge bzw. längere Blatt-nässeperioden bei Temperaturen von 18 bis 25° C. Diese Bedingungen herrsch-ten im August 2001 in Niederbayern. Sorte: Die Anfälligkeit der Maissorten gegen Blattflecken-Krankheiten ist sehr unterschiedlich. Je nach Resistenz zeigen sich die Sorten mehr oder weniger anfällig. Tendenziell sind frühreifere Sorten anfälli-ger als spätreife. Allerdings bilden oft auch Sorten, die Ende August/Anfang Septem-ber noch gesund aussehen, zur Abreife deutliche Befalsymptome. Diese wirken sich jedoch nicht auf den Ertrag aus. Sorten-Einstufungen liegen bisher in Österreich vor. Dort tritt die Krankheit schon seit längerem stärker auf. Die ös-terreichische Sortenliste kann im Internet abgerufen werden unter: www.bfl.at Einen ersten Überblick über Sorten-unterschiede bei wichtigen Körnermais-sorten verschafft die Übersicht unten. Bodenstruktur: Bei Beobachtungen von Praxisschlägen fielen häufig die gro-ßen Unterschiede im Befallsgrad inner-halb eines Schlages, aber auch bei Mais-schlägen gleicher Sorte, die sehr nahe bei-einander lagen, auf. In den meisten Fällen hatte die Bodenstruktur und Bodengare einen entscheidenden Einfluss auf das Be-fallsgeschehen. So konnte ein stärkerer Befall beobachtet werden, z. B. auf: Vorgewenden und Feldrändern, an Stellen, die bei der Gülleausbrin-gung häufig überfahren werden und auf Schlägen, die im Frühjahr mehrmals überfahren wurden bzw. auf denen Saat-bettbereitung und Ausat unter nassen Bedingungen vorgenommen wurden. Auch ein Zusammenhang mit dem Be-stellverfahren lässt sich herstellen. Lang-jährige Mulchsaatflächen, die erfahrungs-gemäß eine besonders stabile Bodenstruk-tur aufweisen, präsentierten sich bei sonst vergleichbaren Bedingungen häufig gesün-der als konventionell bestellte Maisfelder. Sonstige Stressfaktoren: Neben Bo-denverdichtungen tragen auch alle ande-ren Faktoren, die eine gesunde, stressfreie Entwicklung des Maises behindern, zu ei-nem stärkeren Auftreten der Blattfleckenkrankheit bei. Hierzu zählen z. B. Nährstoff- und Wasser-mangel oder Staunässe. Befall auf Nachbar-schlag: Da die Haupt-verbreitung des Erregers durch den Wind erfolgt, sind stark infizierte Schläge eine ständige Quelle für ei-nen größerflächigen Befall. Auch relativ gesunde Sor-ten werden stärker befal-len, wenn sie neben kran-ken Sorten stehen. Unkrauthirsen: In den Befallsgebieten Baden-Württembergs wird ge-prüft, ob Unkrauthirsen eine Rolle als Überträger der Blattfleckenkrankheit spielen. Bekämpfung nur durch vorbeugende Maßnahmen Da keine direkten Bekämpfungsver-fahren (z. B. Fungizide) zur Verfügung stehen, lassen sich zurzeit nur folgende vorbeugenden Maßnahmen ergreifen: 1. Anbau wenig anfälliger Sorten: Diese Maßnahme ist derzeit am wir-kungsvollsten, um einem stärkeren Befall vorzubeugen. Aus den süddeutschen Be-fallsgebieten liegen inzwischen auch aus amtlichen Versuchen viele Boniturergeb-nisse vor, so dass Maisanbauer über die staatliche Beratung entsprechende Sor-teneinstufungen erhalten. Die geringere Anfälligkeit spätreifer Sorten sollte jedoch nicht dazu verführen, Sorten auszuwählen, die in weniger gün-stigen Jahren nicht sicher abreifen. Denn durch mangelnde Ausreife verursachte Qualitäts- und Ertragsverluste überstei-gen in jedem Falle die drohenden Schäden durch Blattflecken-Befall! 2. Einarbeiten von Ernterückstän-den: Das saubere Einarbeiten von Mais-stroh und -stoppeln ist in den betroffenen Gebieten unerlässlich, um dem Erreger von vorneherein den Nährboden zu ent-ziehen. Dabei ist auf ein gutes Zerkleinern und gleichmäßiges Einmischen in den Boden zu achten, um die Strohrotte zu beschleunigen. Voraussetzung für eine schnelle Zersetzung ist eine gute Boden-gare. 3. Gute Bodenstruktur erhalten: Vi-tale Pflanzen widerstehen einer Infektion mit Blattflecken-Erregern besser als ge-schwächte. Dies zeigen bisherige Erfahrungen deutlich. Voraussetzung für vitale Bestände ist ein Boden, der eine gute Ga-re aufweist und frei von Verdichtungen ist. Es lässt sich nicht ganz vermeiden, die Böden zumindest kurzfristig einmal über-mäßig zu strapazieren, z. B. bei länger dauernden widrigen Erntebedingungen. Manche Fehler lassen sich jedoch durch-aus verhindern. Zudem gibt es Möglich-keiten, die Bodenstruktur aktiv zu för-dern. Zu vermeiden ist vor allem: Das Befahren der Böden im Frühjahr, bevor sie vollständig abgetrocknet sind. Zu häufige Arbeitsgänge vor der Mais-saat. Das Befahren der Böden mit schweren Ernte- und Transportfahrzeugen, wenn die Böden nicht tragfähig sind. Ein Prob-lem ist in diesem Zusammenhang das Streben nach möglichst hohen Auslas-tungsgraden von überbetrieblich einge-setzten Erntemaschinen. Denn damit ist der Zwang verbunden, auch unter sehr ungünstigen Bedingungen Erntearbeiten durchzuführen. Verschärft wird die Situa-tion durch die immer noch steigenden Fahrzeuggewichte. 4. Mulchsaatverfahren durchfüh-ren: Langjährige Erfahrungen im nieder-bayerischen Rottal zeigen immer deut-licher, dass die Vorteile der Mulchsaat weit über den Erosionsschutz hinausge-hen. Auch in ebenen Lagen sollte es als ef-fektive Maßnahme zur nachhaltigen Si-cherung der Bodenfruchtbarkeit noch stärker genutzt werden. Jedoch schränken zu enge Maisfruchtfolgen in vielen Betrie-ben diese Möglichkeit ein. 5. Stressfaktoren vermeiden: Eine Beeinträchtigung des Pflanzenwachstums durch Trockenheit oder zu viel Nässe kann nicht beeinflusst werden. Die Dün-gung sollte auf einer gründlichen Analyse der Bodenversorgung aufbauen, um eine ausgewogene Versorgung der Pflanzen mit allen Haupt- und Spurennährstoffen sicherzustellen. Bei der Nährstoffverfüg-barkeit kommt der Bodenstruktur eben-falls eine Schlüsselrolle zu. Mängel in der Bodenstruktur dürfen aber nicht durch überhöhte Stickstoffgaben ausgegleichen werden! Künftig ein Dauerproblem? Seit einigen Jahren wird in verschiede-nen Mais-Anbaugebieten Deutschlands, Österreichs und Frankreichs ein stärkeres Auftreten von Blatt-fleckenKrankheiten beobachtet. Auch im niederbayerischen Inn-und Rottal traten in 2001 Blattfle-ckenInfektionen in größerem Um-fang auf. Die Ertragsverluste sind wegen des relativ späten Auftretens von Einzelfällen abgesehen noch gering. Es muss allerdings da-mit gerechnet werden, dass sich die Blattkrankheiten in den derzeitigen Befallsgebieten als Dauerproblem etablieren und sich der Befall in an-grenzende Regionen ausbreitet. Als wichtigste vorbeugende Maßnahmen werden das saubere Einarbeiten von Ernterückständen, die gezielte Sortenwahl und das Er-halten und Fördern einer guten Bo-denstruktur empfohlen. Für eine dauerhafte Problemlösung müssen jedoch Wissenschaft, Züchtung und Beratung künftig noch stärker zu-sammenarbeiten.

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