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Wie viel Bodenbearbeitung braucht die Pflanze?

Lesezeit: 7 Minuten

Fehler bei der Bodenbearbeitung quittieren Getreide, Raps und Mais mit Mindererträgen. Verhindern können Sie dies nur mit ausgefeilten Bearbeitungs-Strategien.


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Sind die Böden durch Bearbeitungsfehler verdichtet oder überlockert, erreichen Sie keine Höchsterträge mehr. Damit die Pflanzen optimal wachsen, brauchen sie Luft im Boden für das Wurzelwachstum und Wasser, um Nährstoffe aufzunehmen und den Spross zu versorgen.


In den wenigsten Fällen sind Böden aber in einem natürlichen Zustand, der ein ungestörtes Pflanzenwachstum zulässt.


Ziele der Bodenbearbeitung:

Mit der Bearbeitung unserer Böden wollen wir in erster Linie Folgendes erreichen:


  • Die Pflanzen müssen den Boden intensiv durchwurzeln können.
  • Der Wurzelraum sollte möglichst groß, aber nicht überlockert sein, damit die Pflanzen ein tiefes Wurzelsystem bilden.


Eine intensive Durchwurzelung ist notwendig, um die Aufnahme von Wasser und Nährstoffen bei ungünstiger Witterung und bei intensivem Wachstum sicherzustellen. Durch den Wurzeltiefgang erschließen die Pflanzen das Wasser- und Nährstoffreservoir im Unterboden. Zudem wird dem Spross durch Phytohormone (Cytokinine) signalisiert, dass es der Pflanze gut geht, und der Spross das Wachstum nicht einschränken muss.


Der Wassertransport im Boden ist zwar durch kapillaren Aufstieg möglich, allerdings ist dieser wegen der räumlichen Anordnung der Kapillaren begrenzt und in Sandböden sowieso kaum anzurechnen. Deshalb muss die Wurzel dem Wasservorrat im Unterboden entgegenwachsen, um bei Wassermangel immer noch ausreichend Wasser pro Tag aufnehmen zu können.


Zu viel Wasser schadet:

Schlimmer als Trockenheit ist allerdings zu viel Wasser. Winterfrüchte haben vor allem im Herbst auf vielen Standorten oft mit zu viel als mit zu wenig Wasser zu kämpfen. Daher muss gewährleistet sein, dass sich überschüssiges Wasser aus der Wurzel­zone ableiten lässt. Wasserpfützen auf der Bodenoberfläche sind immer ein Hinweis auf verdichtete Böden!


Zu viel Wasser schadet umso mehr, je höher die Temperaturen sind. Der Grund: Die Wurzeln scheiden bei hohen Temperaturen mehr CO2 aus, das im nassen Boden nicht entweichen kann und das Wurzelwachstum hemmt. Wenn der Gasaustausch durch Bodenverdichtungen behindert ist, wirkt sich das gravierend auf die Leistung, vor allem von Raps, aber auch von Getreide aus. Bestände in der Vegetationsruhe vertragen Nässe wesentlich besser als Bestände, die sich voll im Wachstum befinden.


Empfindliche Pfahlwurzler:

Vor allem für Pfahlwurzler wie Raps, Rüben, Acker- und Sojabohnen sind Störschichten im Boden Gift. An den Pfahlwurzeln setzen seitlich die Feinwurzeln an, mit deren Hilfe die Pflanze den Boden erschließt. Auf Störungen, z. B. durch Strohreste, Verdichtungen oder abrupte Wechsel in der Lagerungsdichte des Bodens (überlockerte, nicht rückverfestigte Zonen in der unteren Krume), reagieren sie sehr empfindlich. Der schlimmste Fall ist aber stauende Nässe, die sogar zum Abfaulen der Pfahlwurzel führen kann.


Das Tiefenwachstum der Pfahlwurzel erfolgt gegen den Widerstand der Bodenmatrix. Ist dieser wegen Verdichtungen in der Krume zu hoch, versucht die Rapswurzel die verdichtete Zone zu umgehen, um an anderer Stelle in die Tiefe zu wachsen. Ist das nicht möglich, treibt der Raps oberhalb der Störgrenze verstärkt Seitenwurzeln aus. Das gleiche ist der Fall, wenn die Rapswurzel auf Strohreste oder Ernterückstände stößt.


Mäßig verdichtete Böden können Pfahlwurzler dagegen mit den feinen Seitenwurzeln horizontal erschließen. Der höhere Widerstand bewirkt hier sogar, dass die Pflanze mehr Seitenwurzeln bildet, als im lockeren Boden. In steinharte Bodenbrocken wächst aber keine Wurzel hinein.


Die Folge von Verdichtungen: Das gestörte Wurzelwachstum wirkt sich auf die Sprossentwicklung aus. Zwar kann ausreichend mit Wasser und Nährstoffen versorgter Raps auch mit flacher Wurzel genug Blatt- und Sprossmasse bilden. Der spätere Schotenansatz und vor allem die Ausbildung der Schoten an der Spitze des Haupttriebes leiden aber bei geringstem Stress. Ursache dafür ist weniger der Wasser- oder Nährstoffmangel, sondern der insgesamt gestörte Phytohormonhaushalt. Die Pflanze bildet in den Wurzelspitzen Cytokinine.


Nicht überlockern!

Allerdings beeinträchtigt nicht nur verdichteter Boden das Wachstum der Pfahlwurzel. Auch im überlockerten Boden sind Wurzelentwicklung und Tiefenwachstum behindert. Die Wurzeln wachsen dann in die Hohlräume hinein und bilden kaum Feinwurzeln, die für die Wasser- und Nährstoffaufnahme aber nötig sind. Bedenken Sie daher: In überlockerte Hohlräume des Bodens wächst keine Wurzel!


Deshalb ist es wichtig, tief bearbeitete Böden konsequent auch tief genug rückzuverfestigen. Sie beseitigen so die Hohlräume und ermöglichen den Bodenkontakt der Wurzeln. Mit breit aufliegenden Reifenpackern ist das nicht möglich, weil diese nur die oberen 5 bis 10 cm des Bodens rückverfestigen. Problematisch wird es, wenn hinter jedem Gerät (Flach-, Tiefgrubber, Drillmaschine) ein Reifenpacker läuft, der den Boden immer wieder auf gleicher Tiefe verfestigt. Das schafft neue Verdichtungszonen.


Geeignet zum Rückverfestigen und Verzahnen von Ober- und Unterkrume sind dagegen Ringpacker, die Sie nach dem Pflug einsetzen können. Alternativ haben sich auch ähnlich tief eindrückende Walzenpacker auch nach dem Grubber bewährt.


Oft reicht für das Wachstum der Pfahlwurzel auch die alleinige Lockerung unter der Saatreihe aus (Strip-Till). Der Effekt ist umso stärker, je mehr die Bodenstruktur vom Optimum abweicht. Das gilt demnach z. B. für sandige Böden, deren Partikel sich festsetzen können wie der Unterbau einer Straße oder für tonige Böden mit geringem Grobporenanteil.


Auf Lehm- oder Lössböden ist die Streifenlockerung geeignet, um verdichtete Zonen in der Krume aufzubrechen. Als Nachteil erweist sich allerdings oft der geringe Feinerdeanteil im Schlitz, wenn die Bearbeitung im nassen oder ausgetrockneten Boden erfolgt. In diesem Fall ist ein vorhergehender ganzflächiger Bearbeitungsgang auf halber Lockerungstiefe nötig, um genug Feinerde zu schaffen.


Robuste Kronenwurzeln:

Getreide und Mais bilden seitliche Kronenwurzeln, nachdem das büschelige Primärwurzelsystem seinen Dienst erfüllt hat. Die Kronenwurzeln können auch verdichtete Böden erschließen. Zwischen Getreide und Mais bestehen allerdings gravierende Unterschiede in der Wurzeldicke.


So können die feinen Wurzeln von Getreide – mit Unterschieden zwischen den Getreidearten – in verdichtete Böden mit geringem Grobporenanteil hineinwachsen, solange ein Gasaustausch möglich ist. Die dicken Wurzeln von Mais schaffen es dagegen nicht, Böden mit grober Struktur oder gar mit Brocken gut zu durchwurzeln. Für Getreide reicht eine 8 bis 15 cm tiefe Lockerung des Bodens, um ein gutes Primärwurzelsystem bis zum 4-Blattstadium zu bilden. Dann sind die Saatgutreserven verbraucht. Tiefere Verdichtungen sind nur dann nachteilig, wenn es zu nass wird. Ist der Gasaustausch in dieser Zone unterbunden, wollen die Wurzeln nicht tiefer wachsen.


Im trockenen Boden ist mit Ertragseinbußen zu rechnen, wenn der Übergang zwischen dem gelockerten und dem nicht gelockerten Boden in der Krume zu krass ist. Der große Vorteil der Getreidewurzeln besteht darin, dass sie mehrere Stränge bilden. Deshalb hängt die Versorgung der Pflanze nicht allein von einer Zentralwurzel ab. Punktuelle Verdichtungen, z. B. Brocken im Boden, wirken sich daher weniger nachteilig auf die Wurzelleistung aus. Zu vermeiden sind aber Störzonen im Saathorizont und in der Wurzelzone während des Jugendwachstums. Große Strohmassen sind daher tiefer einzuarbeiten.


Mais dagegen erfordert wegen seiner dicken Wurzeln eine gute Krümelstruktur mit ausreichend Feinerde im Krumenbereich bis mindestens 15 cm. Dabei darf es keinen schroffen Übergang zum Unterboden geben.


Wurzelbüschel bei Erbsen:

Erbsen bilden ein Wurzelbüschel mit mehreren Hauptwurzelachsen. Sie können bis zu 1 m tief wachsen, reagieren aber empfindlich auf Verdichtungen und vor allem auf stauende Nässe, die auch den Ansatz der Knöllchenbakterien beeinträchtigt.


Böden mit verdichtetem Unterboden und mit abruptem Übergang zwischen Krume und Unterboden scheiden für den Anbau aus. Die Krume muss flächendeckend bis auf voller Tiefe gelockert sein. Streifenlockerung ist zu Erbsen weniger angebracht.

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