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Wintergerste: Die Favoriten für den Norden

Lesezeit: 7 Minuten

Der Frost hat nicht winterharte Sorten im letzten Jahr stark gebeutelt. Empfehlungen zur Sortenwahl für Ihre Region gibt Dr. Ulrich Lehrke, LWK Niedersachsen.


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Der Anbau von Wintergerste war in vielen Regionen in den letzten Jahren rückläufig. Vielfach haben Weizen und Mais die Gerste verdrängt. Einige Betriebe halten jedoch trotz der Preis- und Ertragsdifferenz zu Weizen am Gerstenanbau fest. Ihre Gründe:


  • Die frühere Ernte verbessert die Drescherausnutzung und entzerrt Arbeitsspitzen.
  • In trockenen Jahren bzw. auf wasserarmen Standorten ist Gerste oft ertragsstabiler.
  • Gerste hat vor Raps und Zwischenfrüchten einen hohen Vorfruchtwert.


Im letzten Jahr haben Frostschäden bei einigen Sorten Ertragsverluste verursacht. Weil Gerste zudem auch oft in Höhenlagen steht, wo sie mit widrigen Bedingungen kämpfen muss, ist das Merkmal Winterfestigkeit enorm wichtig. In 2012 lagen zwischen winterharten und auswinterungsgefährdeten Gerstensorten häufig mehr als 20 % Ertragsunterschied. Dies entspricht einem Mehr- bzw. Mindererlös von ca. 300 € je ha! Berücksichtigen Sie bei ihrer Sortenwahl daher neben Ertrag, Standfestigkeit und Gesundheit vor allem die Winterhärte.


Auf winterharte Sorten setzen!

Neben vielen Weizenflächen blieben in 2012 auch einige Wintergerstenschläge nicht von der Auswinterung verschont. Die Auswinterungs-Bonituren der wichtigsten Sorten entnehmen Sie Übersicht 1.


Als besonders winterhart zeigten sich die Mehrzeiler Naomie, Nerz, Henriette, KWS Tenor, Lomerit und Sandra, sowie die Zweizeiler Matros und Zephyr. Vor allem Lomerit und Naomie konnten diese positive Eigenschaft bereits im Jahr 2003 unter Beweis stellen. Als auswinterungsgefährdet zeigten sich dagegen z. B. Souleyka, Augusta, Roseval, Amelie, Leibniz, Zzoom, Metaxa und Otto.


Die Auswirkungen auf den Ertrag waren auf den Versuchsstandorten sehr unterschiedlich. Vielerorts schützte Schnee die Saat und verhinderte größere Verluste. Wie ausgeprägt die Schäden aber sein können, zeigt ein Vergleich zweier Standorte: Die Gerste im LSV-Versuch am Standort Königslutter bei Helmstedt war mit Schnee bedeckt und Auswinterungsschäden blieben aus. Der Ertrag erreichte hier im Mittel der Standardsorten 108 dt/ha. Der Unterschied von der besten Sorte, z. B. Nerz, bis zur schlechtesten Sorte Souleyka betrug etwa 10 dt/ha (9 %).


Auf dem Standort in Höckelheim, nördlich von Göttingen, waren die Bestände dagegen ohne Schutz den Kahlfrösten von über -20 °C ausgesetzt. Der Durchschnittsertrag der Standardsorten erreichte hier lediglich 86 dt/ha. Die Unterschiede zwischen den Sorten waren nach der Frostschädigung der Bestände groß. Spitzenerträge erzielten die winterharten Sorten Nerz und KWS Tenor (relativ 115 % oder etwa 100 dt/ha). Sorten mit starker Neigung zu Auswinterung fielen demgegenüber um mehr als 30 % ab (ca. 25 dt/ha) und erzielten nur Erträge von relativ 80 bis 90 %. Betroffen waren z.B. die Sorten Antonella, Souleyka, Pelican und Otto.


Diese Ergebnisse belegen, dass trotz geringer Umbruchraten die Fröste im Vorjahr auf vielen Standorten zu erheblichen Ertragsverlusten geführt haben. Durch die Wahl von winterharten Sorten lässt sich der Schaden stark einschränken. Bei Wintergerste scheint zudem die Winterhärte nicht mit geringerer Ertragsfähigkeit gekoppelt zu sein. So konnten die winterharten Sorten in den Vorjahren auch mit guten Erträgen glänzen.


Welche Erträge sind drin?

Die Landessortenversuche in Norddeutschland werden in verschie-dene Standortgruppen eingeteilt. Grundlage dafür ist, dass die Sorten unterschiedlich auf die Standortbedingungen reagieren. Als relevante Sortenmerkmale gelten z. B. Bestockungsvermögen, Entwicklungsgeschwindigkeit und Reife. Die Top 5 der Wintergerstensorten abhängig von der Region zeigt Übersicht 2:


  • Auf den Marschstandorten Niedersachsens und Schleswig Holsteins waren in den letzten Jahren Pelican, Nerz und Zzoom auf den ersten Plätzen zu finden. Im letzten Jahr setzte sich SY Leoo im ersten Anbaujahr an die Spitze. 2011 erzielte KWS Meridian hohe Erträge, die sie jedoch 2012 nicht wiederholen konnte.
  • Auf den leichten Lehmböden im Nordwesten Niedersachsens waren in den letzten Jahren die Hybriden Zzoom und Hobbit sehr ertragsstark. 2012 lag jedoch KWS Tenor an erster Stelle. Daneben sind auch Nerz, Lomerit und die neue Sorte Titus auf den vorderen Rängen.
  • Auf den Sandböden im Westen lagen Hobbit, Lomerit und Naomie vorn. 2012 erzielten KWS Tenor und SY Leoo die höchsten Erträge. Von den zweizeiligen Sorten schneiden KWS Cassia und Matros gut ab.
  • Auf den wasserarmen Sandstandorten Nordhannovers haben sich die zweizeiligen Sorten Matros und Zephyr sowie KWS Cassia bewährt. Gute Erträge zeigen zudem Hobbit, Naomie und im letzten Jahr auch KWS Tenor sowie SY Leoo.
  • Auf den ertragsstarken Lehmstandorten haben Lomerit, Leibniz, Zzoom und Hobbit die Nase vorn. In 2012 erzielten die Sorten KWS Tenor, Nerz, Saturn und SY Leoo die höchsten Erträge.
  • Auf den Hügellandstandorten fielen 2012 alle Versuche durch die Frostschäden aus. Das zeigt, wie wichtig das Merkmal auf diesen Standorten ist. In den Vorjahren schnitten KWS Tenor, Zzoom, Nerz, Leibniz und Hobbit gut ab.


Kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns die Meldung, dass die Hybridgerstensorten Hobbit und SY Leoo für die Aussaat 2013 nicht verfügbar sind. Grund sind sogenannte Abweicher in den Vermehrungsbeständen. Mehr dazu lesen Sie auf Seite 81 in dieser Ausgabe.


Den Ertrag halten:

Neben der Ertragsstärke ist vor allem bei Wintergerste die Ertragsstabilität der Sorten sehr wichtig und nötig für den wirtschaftlichen Erfolg. Neben der Auswinterung zählen Lagerneigung, Krankheitsanfälligkeit sowie die Neigung zu Halm- und Ährenknicken dazu.


Besonders in diesem regenreichen Jahr zeigte sich auf vielen Praxisschlägen wie wichtig gut standfeste Sorten sind. In einigen Beständen trat Lager bereits vor der Blüte auf, was vermutlich hohe Ertragsverluste nach sich ziehen wird. Im Vorjahr war es das starke Halm- und Ährenknicken, das bei anfälligen Sorten dazu führte, dass viele große Ähren vor der Ernte zu Boden fielen.


In den Sortenversuchen zeigt sich die Ertragsstabilität der Sorten durch die Ertragsdifferenz zwischen der Kontrolle (ohne Wachstumsregler und Fungizid) und der behandelten Stufe. Wie hoch die Ertragsverluste wichtiger Gerstensorten wegen Ährenknicken, Lager und Krankheitsbefall im letzten Jahr waren, zeigt Übersicht 3.


Hohe Verluste weisen z. B. die Sorten Metaxa, Amrai, Lomerit, Naomie und Nerz auf. Als sehr ertragsstabil zeigen sich dagegen Titus, KWS Meridian, Souleyka, Matros und Roseval.


Gute Qualitäten:

Trotz des Wegfalls der Intervention spielt bei der Vermarktung die Kornqualität nach wie vor eine wichtige Rolle. Besonders auf den leichten Böden hat daher der Anbau zweizeiliger Sorten mit guter Kornqualität einen hohen Stellenwert.


Die Qualitätsanalysen der letzten Jahre zeigen, dass viele mehrzeilige Sorten deutlich verbessert wurden. Dazu zählen neben Lomerit auch Leibniz, die Hybriden Hobbit und SY Leoo sowie die neue Sorte Titus. Alle zweizeiligen Sorten erfüllen auch auf leichten Böden die geforderte Norm beim Hektolitergewicht von mindestens 62 kg/hl.


Weitere Infos zu Stärken und Schwächen der Sorten entnehmen Sie Übersicht 4.


Starke neue Sorten:

In diesem Frühjahr hat das Bundessortenamt acht neue Sorten zugelassen. Im Kornertrag liegen KWS Keeper und Anja bei den mehrzeiligen Sorten an der Spitze. Keeper ist eine langstrohige, späte Sorte mit zweifacher Resistenz gegenüber dem Gelbmosaikvirus. Sie ist bei mittlerer Gesundheit standfest und winterhart.


Die mittelspäte Sorte Anja ist ebenfalls ertragsstark. Sie ist standfest, recht gesund und winterhart. Im Hektolitergewicht schneidet sie etwas schwächer ab als Keeper. Beide Sorten kommen für den Probeanbau infrage. Darüber hinaus wurde Loreley eingetragen. Im Kornertrag wurde sie mit der Note 8 eingestuft. Bei den zweizeiligen Sorten erreichten Ruby und Findora die Ertragsnote 8. Mehr zu den Stärken und Schwächen neuer Gerstensorten lesen Sie ab Seite 82 in dieser Ausgabe.

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