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Wintergerste: Viren auf dem Vormarsch

Lesezeit: 6 Minuten

Das neue Gelbmosaikvirus Typ 2 breitet sich verstärkt in Gerste aus. Um Ertragsausfälle zu vermeiden, ist eine gezielte Strategie notwendig.


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Bei der anstehenden Gerstenaus-saat können Sie zwischen 32 mehrzeiligen und 34 zweizeiligen Sorten in Deutschland sowie weiteren in der EU zugelassenen Sorten auswählen. Folgendes ist dabei aber zu beachten: Zwar verfügen derzeit die meisten Sorten über eine Resistenz gegen das Gelbmo-saikvirus Typ 1 (BaYMV-1), eine zusätzliche Resistenz gegenüber dem „neuen“ Pathotypen BaYMV-2 besitzen dagegen nur wenige Sorten. Als so genannte doppelresistente Gerstensorten stehen derzeit nur die drei mehrzeiligen Sorten Kathleen, Nerz und Yokohama sowie die zweizeilige Sorte Jorinde zur Verfügung.


Doch wo tritt dieser zweite, neue Pathotyp, dessen Symptome sich nicht vom BaYMV-1 unterscheiden, auf? Wann ist zudem die Aussaat einer „Spezialsorte“ sinnvoll? Diesen Fragen ist der Soester Fachbereich Agrarwirtschaft gemeinsam mit der Deutschen Saatveredelung und dem Julius Kühn-Institut in Quedlinburg im Rahmen eines nun zweijährigen (2009/2010) deutschlandweiten Monitorings nachgegangen.


Virus gezielt erkennen


Ein Befall mit BaYMV-2 ist zu erwarten, wenn sich trotz des Anbaus einer gegen Typ 1 resistenten Sorte Symptome ausbilden. Größere nesterweise Aufhellungen im Bestand, die sich im Laufe der Jahre in Bodenbearbeitungs-Richtung weiter ausdehnen und schließlich ganzflächig verbreiten, sind ein erster Hinweis für das Auftreten der Krankheit. Gleichzeitig ist der Virustyp dadurch von den durch Blattläuse übertragenen ertragsrelevanteren Gelbverzwergungsviren unterscheidbar. Weitere Unterscheidungsmerkmale sind:


Während vor allem bei Herbstinfektionen mit Gelbverzwergungsviren die Pflanzen stärker verzwergen, ist dies beim Gelbmosaikvirus nur bei Extrembefall zu beobachten.


Eine Infektion mit Gelbverzwergungsviren lässt sich bisher allein durch Insektizidmaßnahmen und Ausschalten der Blattläuse verhindern. Beim Gelbmosaikvirus erfolgt die Infektion dagegen durch den Bodenpilz Polymyxa graminis, der praktisch in jedem Ackerboden vorhanden ist und sich nicht bekämpfen lässt.


Das Virus ist stark wirtsspezifisch. Daher verbreitet es sich in Deutschland de facto nur in Wintergerste. Ähnlich wie bei Gelbverzwergungsviren bleiben BaYMV-infizierte Pflanzen im Wuchs zurück und bestocken bei geringerem Wurzelwachstum schlechter.


Zu sehen sind die Symptome allerdings meist erst im März, zuweilen auch schon in den letzten Wintermonaten. Die Einzelpflanzen sind dann gelblich und die jüngsten Blätter zeigen teilweise typische strichelartige Aufhellungen, die Magnesiummangel ähneln. Im weiteren Wachstumsverlauf treten, abhängig von der Sorte, meist Verbräunungen und Nekrosen an den Blättern auf.


Die Virusausbreitung und Symptomausbildung in der Pflanze ist an niedrige Temperaturen gebunden, oberhalb von 15 °C bilden sich kaum noch Symptome aus. Befallene Pflanzen ergrünen dann wieder und wachsen normal weiter. Daher ist die Auffälligkeit und Schadwirkung der Krankheit stark vom Verlauf des Frühjahrs abhängig.


Hohe Ertragsverluste möglich


Herrschen für die Erkrankung günstige Bedingungen, können bei Befall mit BaYMV-1 Ertragsverluste von 40 % und mehr auftreten.


Für den zweiten, neueren Pathotypen BaYMV-2 wurde bisher von einer geringeren Schädigung ausgegangen. Allerdings liegen hierzu bisher nur wenige Ergebnisse vor. Sortenvergleiche von Befallsstandorten zwischen Sorten mit einfacher und „doppelter Resistenz“ aus den letzten beiden Jahren lassen aber vermuten, dass auch bei BaYMV-2 Ertragsverluste in ähnlicher Höhe möglich sind. Empfehlung: Bauen Sie auf Standorten mit bestätigtem Auftreten von BaYMV-2 eine doppelresistente Sorte an.


Wie weit ist das Virus derzeit verbreitet?


Beim diesjährigen Monitoring wollten wir aus Regionen, aus denen im Jahr 2009 nur wenige Proben eingingen, zusätzliche Informationen einholen, um die Verbreitung möglichst genau darstellen zu können. Im Vergleich zum Vorjahr bildeten sich die Virus-Symptome allerdings nur über einen vergleichsweise kurzen Zeitraum aus. Nach dem strengen Winter war Anfang März 2010 zwar teilweise sehr deutlicher Befall zu sehen, wegen der sprunghaft ansteigenden Temperaturen in den letzten 10 Tagen des Monats auf teils über 24 °C wuchsen sich die Virus-Symptome aber schnell wieder aus.


Im Vergleich zu 2009 mit ca. 550 Proben gingen deswegen in diesem Jahr nur etwa 200 Proben zur Untersuchung ein. Auch der Anteil positiv getesteter Pflanzen lag mit 36 % deutlich unter dem Vorjahresniveau (70 %). Die Ergebnisse finden Sie in Übersicht 1.


Erfreulich ist die Situation vor allem für Bayern, da sich hier auf vielen Verdachtsflächen das Virus nicht nachweisen ließ. Hier scheint – ähnlich wie im südlichen Hessen, in Thüringen, im westlichen Mecklenburg-Vorpommern und nördlichen Schleswig-Holstein – die Durchseuchung mit dem zweiten Pathotyp eher gering zu sein.


Fast keine Proben liegen für das südliche Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Brandenburg und das nördliche und westliche Niedersachsen vor. Hinweise auf die Situation dort könnte aber eine Erhebung von HUTH geben, welche die Verbreitung von Gelbmosaikvirosen im Jahr 1986 darstellt. Denn beim Vergleich der Karten zeigen sich verblüffende Übereinstimmungen zur aktuellen Ausbreitung von BaYMV-2. Das heißt: Grob vereinfacht lässt sich festhalten, dass überall dort, wo vor 25 Jahren bereits Probleme mit Gelbmosaikvirosen zu beobachten waren, sich aktuell Infektionen durch BaYMV-2 nicht ausschließen lassen.


Tonböden stärker gefährdet


Darüber hinaus gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Anteil positiver Proben und dem Tongehalt der Böden, wie Sie der Übersicht 2 entnehmen können. Dabei beruht die Einstufung des Tongehaltes der Böden zwar auf Schätzungen der Probeneinsender und nicht auf einer exakten Korngrößenanalyse. Dennoch zeigt sich deutlich, dass das Risiko einer BaYMV-2 Infektion auf mittleren und schweren Böden deutlich höher als auf leichteren Sandstandorten ist. Diese Tatsache deckt sich zudem mit den Erfahrungen, die mit dem ersten Pathotyp gesammelt wurden.


Weitere Ergebnisse: In 2009 wurde geprüft, ob weniger Gerste in der Fruchtfolge die Ausbreitung des Virus verlangsamen kann. Die Auswertung der Daten ergab aber nur einen geringen Zusammenhang. Grund dafür ist die lange Überlebensfähigkeit des Virus in den Dauerkörpern des Pilzes. Auch Unterschiede in der Anfälligkeit der gegen BaYMV-1 resistenten Sorten gegenüber dem zweiten Pathotyp ließen sich nicht absichern.


Nur spekulieren können wir über die künftige Ausbreitung von BaYMV-2. Dazu Folgendes: HUTH beschreibt bereits 1994 – also nur neun Jahre nach seiner Erhebung – eine großflächige Ausbreitung von BaYMV-1 für Bayern, Hessen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen und große Teile Niedersachsens. Auch das nördliche und nordwestliche Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen sowie Teile von Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg wiesen Befall auf. Demnach waren bereits mehr als 50 % der Gesamtfläche der Bundesrepublik zu diesem Zeitpunkt betroffen.


Eine ähnliche Entwicklung lässt sich auch für das „neue“ BaYMV-2 Virus nicht ausschließen. Es ist davon auszugehen, dass dieser Pathotyp bereits auf vielen mit BaYMV-1 verseuchten Flächen vorhanden ist und durch den Anbau von einfach resistenten Sorten sogar selektiert wird. Beobachten Sie Ihre Flächen beim Anbau von Wintergerste daher genau, um bei Befall zügig reagieren zu können.


Fazit


Die Bedeutung des „neuen“ Pathotyps BaYMV-2 nimmt immer mehr zu. Hohe Ertragsverluste in Wintergerste sind möglich. Beachten Sie Folgendes:


Krankheitssymptome bei Anbau einer gegen BaYMV-1 resistenten Sorte sind ein deutlicher Hinweis auf Befall mit dem neuen, zweiten Pathotypen.


Die Ausbreitung lässt sich durch geeignete Maßnahmen zumindest verzögern (siehe Kasten).


Bestellen Sie Flächen mit eindeutigem BaYMV-2-Befall künftig nur noch mit doppelresistenten Sorten.

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