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Winterraps: Feine Saat für feine Samen

Lesezeit: 8 Minuten

Hohe Rapserträge lassen sich nur mit optimaler Bodenbearbeitung und Aussaat erzielen. Empfehlungen dazu gibt Dr. Karsten Möller, LWK Niedersachsen, Bezirksstelle Northeim.


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Wie bei keiner anderen Frucht wird die Basis für hohe Rapserträge schon früh durch die Ernte der Vorfrucht und der nachfolgenden Bodenvorbereitung beeinflusst. Gleichmäßige Rapsbestände zu erstellen bereitet immer wieder Probleme. Wegen der Bedeutung für den späteren Ertrag ist ein gleichmäßig und zügig auflaufender Raps sehr wichtig.


Da Raps eine Feinsämerei ist, reagiert sie besonders stark auf schlechte Aussaatbedingungen. Sobald die Bedingungen nicht optimal sind, d.h. es zu trocken, zu nass oder zu viel Stroh vorhanden ist, kommt es in der Folge zu lückigen und ungleichmäßigen Beständen. Sorgfalt ist bei der Rapsaussaat daher besonders lohnenswert. Eine fachgerechte Mulchsaat steht der Pflugsaat ertraglich kaum nach. Grundvoraussetzung ist aber ein gleichmäßig verteilter und gut entwickelter Rapsbestand vor Winter, der nicht auf Kosten einer zu nassen Bearbeitung erstellt wurde.


Stroh gut verteilen!


Der keimende Raps reagiert sehr empfindlich auf Verdichtungen und Strohmatten. Daher sind tiefe Fahrspuren beim Getreidedrusch durch Breitreifen bzw. angepasstem Luftdruck unbedingt zu vermeiden. Außerdem sollte eine gute Häckselarbeit (scharfe Messer) mit anschließend gleichmäßiger Verteilung heute selbstverständlich sein.


Vor allem bei der pfluglosen Rapssaat ist langes Stroh, das in der kurzen Zeit nicht gleichmäßig eingearbeitet werden kann, Schuld an ungleichmäßigen Feldaufgängen. Je mehr Stroh auf dem Acker zurückbleibt, desto intensiver und tiefer ist zu arbeiten. Nach dem Gerstendrusch bleibt mehr Zeit, um die erste Bearbeitung flach durchzuführen, so dass Stroh mit Erde vermischt wird. Hierfür eignen sich Kurzscheibenegge, Spatenrollegge und mehrbalkige Grubber, mit denen möglichst flach (bis max. 10 cm) schräg zu den Fahrgassen gearbeitet werden sollte.


Die Zeit zwischen der Weizenernte und der Rapssaat ist dagegen sehr viel kürzer, sie beträgt meist nur zwei Wochen. Hier muss im ersten Arbeitsschritt tiefer gearbeitet werden. Das Vergraben von Ausfallweizen wird dabei in Kauf genommen. Möglich ist dies entweder mit einer schweren Scheibenegge, einem mehrbalkigen Grubber oder einer Grubber-Scheibeneggenkombination.


Weniger geeignet sind dagegen Flügelschargrubber. Sie lockern den Boden zwar auf der gesamten Arbeitsbreite, sind aber nicht in der Lage, größere Strohmengen gleichmäßig einzumischen. Es kommt eher zum nachteiligen Schwaden des Strohs links und rechts der Flügel, was oberflächlich kaum auffällt, den Raps aber in der Entwicklung hemmt.


Achten Sie auf guten Bodenschluss


Tonböden, die sich nur sehr schwer pflügen lassen bzw. auf denen das Herrichten des Saatbettes hohen Kraftaufwand mit zapfwellengetriebenen Geräten erfordert, sollten pfluglos bestellt werden. Voraussetzung für ein Gelingen ist eine Mulchsaattechnik, die eine genaue und gleichmäßige Tiefenablage ermöglicht. Andernfalls liegen viele Saatkörner zu flach oder sind zu tief vergraben und können den Boden später nicht durchstoßen.


Bei Saaten in Strohmulch ist vor allem auf ausreichenden Bodenschluss zu achten. Die optimale Ablagetiefe der Rapskörner beträgt 2 cm. Durch die Einzelkornsaat mit umgerüsteten Rüben-Sägeräten ist eine sehr gleichmäßige Ablage möglich. Da so die Saatstärke um rund 20 % vermindert werden kann, lassen sich einzelpflanzenbetonte Bestände auch bei Mulchsaat sicher erzielen. Bewährt hat sich bei Mulchsaaten, die stärker den Unkräutern und Ungräsern ausgesetzt sind, das Abtöten des Aufwuchses mit Glyphosat einige Tage vor der Saat.


Da ohne Wasser keine Keimung stattfindet, muss in trockenen Sommern sehr sparsam mit dem Restwasser umgegangen werden. Hier haben Drillkombinationen Vorteile, da die Saat sofort in die noch feuchte, bearbeitete Erde abgelegt wird. In Extremfällen muss zu einer tiefen Lockerung bzw. Pflugfurche übergegangen werden, um feuchten Boden aus tieferen Schichten heraufzuholen.


Herrschen dagegen nasse Bedingungen vor und nach der Saat, darf der Boden (vor allem schluffiger Boden) nicht zu feinkrümelig gearbeitet werden, um der Verschlämmung nicht noch Vorschub zu leisten.


Nicht zu früh säen!


Je nach Standort und Sorte sollte Raps zwischen dem 15. und 25. August gesät werden. Bei diesen Terminen reicht erfahrungsgemäß die Temperatursumme für eine ausreichende Vorwinterentwicklung mit 8 Blättern und einem Wurzelhalsdurchmesser von 8 bis 10 mm aus.


Frühere Termine sind abzulehnen, da es in den letzten Jahren regelmäßig zum Überwachsen nicht nur sehr frohwüchsiger Sorten gekommen ist. 10 bis 12 Blätter waren trotz Azoleinsatzes keine Seltenheit.


Schaut man sich die Temperatur-Entwicklung der letzten Jahrzehnte einmal etwas genauer an, ist zu erkennen, dass die Durchschnittstemperaturen vor allem im August und Anfang September sowie im November angestiegen sind.


Frühe Saattermine im August führten daher in den letzten Jahren regional zum Schossen der Bestände zum Vegetationsende. Solange kein Winter folgt, ergeben sich kaum Probleme. Bei starken Frösten, insbesondere ohne schützende Schneedecke, kann es jedoch zu ertragsrelevanten Schäden kommen.


Frühsaaten sind aber nicht nur wegen der Gefahr des Überwachsens abzulehnen, sondern auch wegen des hohen Krankheitsrisikos.


In Höhenlagen früher säen


In Höhenlagen, in denen der Herbst bekanntermaßen geringere Temperatursummen zulässt, sind Saaten ab dem 10. August weniger gefährlich. Frühere Saattermine sind jedoch auch in höheren Lagen zu vermeiden. Ein Überwachsen lässt sich sonst auch trotz eines hohen Azol­einsatzes nicht sicher verhindern. In diesem Fall sind frühsaattaugliche Sorten mit verhaltener Entwicklung wie Ladoga, Galileo oder Horus sowie Halbzwerghybriden zu bevorzugen.


Die Halbzwerghybriden haben agronomische Vorteile, da sie insbesondere zur Blütenspritzung verlustärmer durchfahren werden können. Die Sorten weisen ein mittleres Gesundheitsniveau auf, schneiden aber häufig bei den Ölgehalten etwas schwächer ab.


Dünnere Saat bei Hybriden


Da sich Mulchsaaten langsamer entwickeln, sind Spätsaaten möglichst zu vermeiden. Wer auf eine Pflugfurche verzichtet (egal ob aus arbeitswirtschaftlichen oder Standortgründen) sollte nicht spät säen. Bei guten Saatbedingungen sind niedrige Saatstärken von 40 bis 45 keimfähigen Körnern/m2 zu wählen. Bei Aussaaten Ende August/Anfang September ist die Saatstärke – je nach Auflaufbedingungen – auf 50 bis 60 keimfähige Körner/m2 anzuheben.


Hybridsorten sollten mindestens 10 % dünner gesät werden. Bei Saatterminen ab dem 25. August sollten Sie bevorzugt frohwüchsige Hybridsorten wie Visby, NK Petrol oder Dimension ausdrillen.


Berücksichtigen Sie beim Abdrehen immer das Tausendkorngewicht der jeweiligen Saatgutpartie, da dieses im Bereich von 4 bis 10 g stark schwanken kann. Wie viel Saatgut in Abhängigkeit von der Kornzahl/m2 benötigt wird, können Sie der Übersicht entnehmen.


Bei niedrigem TKG und dünner Saat kommt es zu sehr geringen Saatmengen, die sich meist mit älteren Drillmaschinen schwer ausbringen lassen. Ein Schließen jedes zweiten Saatgutauslaufs kann helfen, die Ausbringgenauigkeit zu erhöhen. Der daraus resultierende doppelte Reihenabstand ist unproblematisch.


Eine Ausdünnung durch Schneckenfraß, was insbesondere auf tonigen Standorten auch in diesem Herbst wieder droht, ist unbedingt über Schneckenkorn entgegen zu wirken. Überhöhte Aussaatstärken sind jedenfalls kein probates Mittel.


Zusatzbeizen bei Früh-, Spät- und Mulchsaaten


Die Beizvielfalt lichtet sich langsam, da die bisherige Standardbeizung Chinook bei neuen Sorten häufig nicht mehr angeboten und damit Elado langsam zum Standard wird.


Zur Absicherung der Jugendentwicklung, vor allem bei späteren Saaten, Mulchsaaten oder in Höhenlagen, sollte eine Zusatzbeizung gegen den Falschen Mehltau mit DMM (Dimethomorph) erfolgen. Vor allem bei feucht-kühler Witterung im September können die Keimblätter vom Falschen Mehltau stark befallen werden und absterben. Dies kann im Extremfall schließlich zum Ausfall der gesamten Pflanze führen.


Der DMM-Zusatz führt neben der Abwehr des Falschen Mehltaus zu einer Frohwüchsigkeit der Pflanzen und damit zu einer gewünschten Wachstumsbeschleunigung. Die Komplettbeize Cruiser OSR, die neben dem fungiziden Wirkstoff Fludioxonil gegen Auflaufkrankheiten das Metalaxyl enthält, zeigt eine vergleichbare Wirkung gegen den Falschen Mehltau.


Die meist gegen Aufpreis erhältliche Elado-Beize sollte bei Frühsaaten gewählt werden. Sie besitzt zusätzlich eine bessere Wirkung gegen die Larven der Kohlfliege, die nur in früh gesäten Beständen in bestimmten Jahren eine Rolle spielt.


Gehen Sie nicht zu viele Kompromisse ein!


Besonders in Jahren mit verzögerter Weizenernte ergeben sich schwer lösbare Probleme bei der nachfolgenden Rapsbestellung. Zu viele Kompromisse bei der Saat sind häufig der Grundstein für Pro-bleme, die sich über das ganze Vegetationsjahr bemerkbar machen. Wenn das Stroh nicht abgefahren werden kann, sollte nach einer Stroheinmischung gepflügt werden, um dem Raps einen optimalen Start zu gewährleisten.


In Hanglagen sollten Sie aus Erosionsschutzgründen auf den Pflugeinsatz verzichten und mit einem tiefen Grubberstrich den Boden lockern. Bei beiden Verfahren ist auf eine gute Rückverfestigung vor der Saat zu achten, um einen guten Bodenschluss herzustellen. Nur so erreichen Sie ein Saatbett mit möglichst wenig Hohlräumen, in denen sich die Ackerschnecken wohl fühlen.

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