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Winterweizen: Die Asse für den Norden

Lesezeit: 9 Minuten

Im Norden sind winterharte, fallzahlstabile und standfeste Weizensorten gefragt. Wie Sie die richtigen Kandidaten für Ihren Betrieb auswählen, erklären Jörg Schaper und Dr. Karsten Möller, LWK Niedersachsen, Northeim.


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Der Ertrag einer Sorte ist nach wie vor das A und O. Wichtiger als das realisierbare Maximum ist aber die Ertragskonstanz einer Weizensorte. Zudem muss sie die geforderte Qualität möglichst sicher erreichen.


Weil Wetterextreme in den letzten Jahren häufiger vorkommen, rückt die Ertragsstabilität immer weiter in den Fokus. Um konstant hohe Erträge zu erreichen, darf eine Weizensorte in wichtigen Eigenschaften möglichst keine oder zumindest nur geringe Defizite aufweisen.


Wichtige Winterhärte:

Das Auswinterungsjahr 2012 hat gezeigt, wie stark sich die Witterung auswirken kann. Vor allem in Südniedersachsen, im Norden von Hessen und in Thüringen fielen die Temperaturen auf bis zu – 23 °C am Boden ab. Ohne schützende Schneeauflage führte das zu hohen Pflanzenverlusten, häufig sogar zu Totalausfällen.


Dabei zeigen sich deutliche Sortenunterschiede, die sich auch in vielen Landessortenversuchen (LSV) bonitieren ließen. Einige Versuche haben im letzten Jahr allerdings so stark gelitten, dass wir die Ertragsergebnisse nicht in den Jahresmittelwert für die Beurteilung der Sortenleistung heranziehen können.


Dass Auswinterungsneigung und Ertrag einer Sorte eng zusammenhängen, zeigen die LSV in Südniedersachsen von 6 Lehmstandorten. Hier die wichtigsten Ergebnisse: Sorten mit schlechterer Auswinterungsnote als JB Asano waren so stark geschädigt, dass eine Beerntung nicht möglich war. Die sich langsamer entwickelnden, späten Sorten Julius, Matrix und Opal haben die Kahlfröste am besten überstanden (Übersicht 1). Frohwüchsige Sorten litten teils stark unter dem Frost. Einzige Ausnahme war Kerubino, der trotz frühzeitiger Entwicklung eine gute Winterhärte zeigte.


Unterschiede wiesen die Sorten auch im Regenerations- und Kompensationsvermögen auf. Einzelährenbetonte Typen wie Tobak, Linus oder Elixer erzielten trotz gewisser Schäden noch sehr hohe Erträge. Selbst stark ausgedünnte Sorten wie Lear oder JB Asano überraschten häufig noch positiv. Sorten, die in der Lage sind, über die Kombination aus Kornzahl/Ähre und/oder TKG hohe Einzelährenerträge zu bilden, kompensieren Extremsituationen am besten und sind somit relativ ertragsstabil.


Bewerten Sie die Winterhärte einer Sorte aber nicht über. Denn extreme Kahlfröste sind selten. Innerhalb der letzten 10 Jahre war 2012 nach 2003 das zweite Jahr mit größeren Schäden.


Empfehlung: Schließen Sie Sorten mit mittlerer oder schwächerer Winterfestigkeit nicht generell vom Anbau aus. Der Einsatz sehr winterschwacher Weizensorten sollte jedoch die Ausnahme bleiben. Ein Anbau ist nur dann gerechtfertigt, wenn die Sorte entscheidende Vorteile gegenüber winterhärteren bietet. In gefährdeten Kahlfrost- und Höhenlagen müssen Sie dagegen unbedingt auf gut winterharte Sorten setzen.


Auf stabile Fallzahlen achten:

Noch wichtiger als die Winterhärte einer Sorte ist ihre Fallzahlstabilität und Auswuchsneigung. Diese Kriterien waren in Südniedersachsen durchschnittlich in jedem zweiten Jahr mehr oder we-niger stark gefordert.


Achten Sie daher vor allem in Spätdruschgebieten oder in größeren Betrieben mit eingeschränkten Druschkapazitäten auf diese Merkmale. Weil die absolute Höhe der Fallzahl nicht die Fallzahlstabilität bedingt, enthält die aktuelle Beschreibende Sortenliste 2013 erstmalig Hinweise zur Fallzahlstabilität (Übersicht 2).


Die winterharten Sorten Matrix und Linus sind z. B. bei der Fallzahl jeweils mit der sehr guten Note 8 eingestuft, unter kritischen Bedingungen fallen sie jedoch sehr schnell ab. Zudem sind sie stark auswuchsgefährdet. Kritisch hinsichtlich der Auswuchsneigung sind auch Kredo, Hermann, Lear, Türkis, ­Jenga, Manager und Cubus.


Neben der Fallzahl spielt für eine sichere Vermarktung nach wie vor der Rohproteingehalt eine entscheidende Rolle. Beachten Sie dieses Merkmal daher ebenfalls bei Ihrer Sortenwahl.


Handel und Mühlen sollten dieses Kriterium allerdings künftig überdenken. Der Grund: Backuntersuchungen zeigen, dass auch geringere Rohproteingehalte bei guter Proteinqualität und guten sonstigen Backeigenschaften für die Erzeugung hochwertiger Mehle ausreichen. Vor allem vor dem Hintergrund der Nitratbelastung von Grundwasser sollte man bei der Beurteilung der Backfähigkeit neben der Fallzahl nicht allein auf den Proteingehalt schielen.


Nutzen Sie Fusariumresistenzen!

Um den Fungizidaufwand möglichst niedrig zu halten, sollte die Sorte gute, breite Resistenzen mitbringen. Dabei müssen wir die verschiedenen Krankheiten abhängig von den Bekämpfungsmöglichkeiten und Ertragsverlusten unterschiedlich bewerten.


Herauszustellen ist das Merkmal Ährenfusarium. Denn eine Bekämpfung ist, was den Termin und Wirkungsgrad betrifft, sehr schwierig. Zusätzlich schränken hohe Toxin-Gehalte die Verwertung stark ein. Dies sollten Sie vor allem beim Anbau hochanfälliger Sorten ab BSA-Note 6 berücksichtigen. Überziehen Sie keinesfalls die Flächenanteile von Sorten, wie z. B. Tobak (Ährenfusarium-Note 7), weil sonst das Vermarktungsrisiko ansteigt.


Achten Sie bei Fusarium-anfälligen Sorten auch auf die Fruchtfolgestellung. Am besten stehen sie nur nach Raps. Ein Einsatz als gepflügter Stoppelweizen ist noch denkbar. Vermeiden Sie den Anbau aber bei Mulchsaaten nach Weizen oder Rüben und vor allem nach Mais.


Gesund und standfest:

Krankheiten, wie Septoria und Mehltau, lassen sich zurzeit zwar noch gut bekämpfen, Resistenzen nehmen allerdings zu. Lassen Sie das bei der Sortenwahl nicht außer Acht, zumal die Wirkstoffvielfalt vor allem gegen Mehltau bereits stark eingeschränkt ist. Eigenschaften ausgewählter Weizensorten für den Norden entnehmen Sie Übersicht 3.


Auch Braun- und Gelbrost lassen sich derzeit noch verhältnismäßig sicher bekämpfen. Weil bei starkem Rostbefall jedoch hohe Ertragsverluste möglich sind, empfehlen sich auch hier solide Sortenresistenzen. Achten Sie auf eine gute Resistenz gegenüber DTR, wenn Strohreste auf der Bodenoberfläche verbleiben (Mulchsaaten). Die Bekämpfung mit Fungiziden stößt bei DTR schnell an ihre Grenzen.


Die Bedeutung von Halmbruch nimmt wegen der frühjahrstrockeneren Jahre eher ab. Beachten Sie die Anfälligkeit der Sorte gegenüber Halmbruch vor allem in engen Getreidefruchtfolgen bei früh gesätem Stoppelweizen. Hier wirken sich vorhandene Resistenzen in jedem Fall positiv aus. Die Einstufung vom Bundessortenamt allein reicht aber für eine Einschätzung der Stoppelweizeneignung nicht aus. Auch höher anfällige Sorten, wie z. B. Cubus, können durchaus geeignet sein, wenn z. B. die Anfälligkeit gegenüber Schwarzbeinigkeit oder die Reifezeit wichtiger sind.


Bei der Standfestigkeit ist der alt bekannte Spruch „Lager ist verboten“ nach wie vor aktuell. Vor allem bei immer breiteren Schneidwerken bei gleichzeitig höheren Anforderungen an die Häckselqualität und Strohverteilung müssen die Bestände stehen bleiben.


Stark lagergefährdete Sorten haben nur noch eine geringe Anbaubedeutung. Insgesamt hat sich die Standfestigkeit der zugelassenen Sorten deutlich verbessert. Auch die Kombination aus kurzem Wuchs, guter Standfestigkeit und guter Ährengesundheit ist mittlerweile möglich.


Wer taugt als Stoppelweizen?

Nach Blattvorfrüchten können die meisten Weizensorten ihr Ertragspotenzial umsetzen. Die Ertragseinstufung vom Bundessortenamt bietet eine gute Grundlage, um die Sorten einzuschätzen.


Ob sich die Sorten aber speziell als Stoppelweizen eignen, lässt sich am besten unter entsprechenden Anbau-bedingungen feststellen. Hierzu hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen auf südhannoverschen Lehmstandorten Landessortenversuche nach Vorfrucht Winterweizen und nach Rüben bzw. Raps durchgeführt. Hier die wichtigsten Ergebnisse:


  • Nach Weizenvorfrucht haben Winnetou, Smaragd und Asano im Mittel von 2009 bis 2011 die höchsten Erträge erzielt (Übersicht 4). Weil Winnetou aber bei der Winterhärte schwächelt, nimmt der Anbau weiter ab. Geeignet ist die Sorte allenfalls als Futterweizen in milden Lagen, da sie im Vergleich zu anderen C-Sorten früher abreift und bei mittlerer Fallzahl nicht zu Auswuchs neigt.
  • Smaragd als B-Weizen mit schwächerem Rohproteingehalt, höherer Anfälligkeit gegenüber Ährenfusarium, aber recht sicherer Fallzahl, hat ein hohes Ertragspotenzial. Allerdings schwanken die Erträge über die Jahre.
  • Ertragsstabil zeigt sich JB Asano. Mit Ausnahme der Auswinterungsschäden im letzten Jahr, zeichnet sich die Sorte unabhängig von Niederschlagsverteilung, Standortgüte und Vorfrucht durch konstant gute Erträge aus. Zugute kommt ihr dabei die frühe Abreife kombiniert mit einer Unempfindlichkeit gegenüber Hitze und Trockenstress.
  • Auch die winterharten Sorten Linus und Matrix eignen sich als Stoppelweizen. Größtes Manko der beiden ist ihre Fallzahlschwäche und Auswuchsneigung. In diesen Kriterien sind zwar Meister und Orcas besser, beide zeigen allerdings wechselhafte Erträge und sind stark auswinterungsgefährdet.
  • Eine gute Kombination aus Qualität und Winterhärte zeichnet den frühreifen Weizen Kerubino aus. Die Sorte ist trotz der E-Einstufung eher als sehr guter A-Weizen zu bewerten, da der Rohproteingehalt vor allem bei höheren Erträgen begrenzend ist. Wer diesen Bestandesdichtetyp anbaut, muss die Standfestigkeit absichern, auf ausreichende Triebdichte sowie Mehltau- und Halmbruchbefall achten.
  • Hermann erreicht in den Versuchen mittlere Erträge. Diese ältere C-Sorte ist nur wenig anfällig gegenüber Ährenfusarium, neigt aber zu Auswuchs. Die übrigen mehrjährig geprüften C-Weizen reifen eher spät ab. Dadurch kann es vor allem nach Weizenvorfucht und bei witterungsbedingter abrupter Abreife zu mangelnder Kornausbildung kommen. Die Folge: Schwaches Hektolitergewicht und wechselhafte Erträge. Bauen Sie diese späten Sorten daher möglichst auf guten Standorten mit langsamer Abreife nach Blattvorfrüchten an.
  • Auch der spät abreifende Julius eignet sich vornehmlich nach einer Blattfrucht. Vorteil dieser Sorte ist die gute, sichere Qualität. Der Anbau eignet sich daher, um das Erntefenster zu erweitern.
  • Die 2011 erstmalig geprüfte, spätere Sorte Tobak ist nach den bisherigen Ergebnissen durchaus als Stoppelweizen geeignet, wegen der Fusariumnote 7 aber nur nach sauberer Pflugfurche. Bei dieser hochertragreichen Sorte sollten Sie für die Vermarktung als Backweizen auf eine ausreichende N-Versorgung achten.
  • Als Alternative zur Gerste vor Winterraps sollte eine Stoppelweizensorte möglichst frühreif und frühsaattauglich sein sowie wenig Stroh hinterlassen. Hier bietet sich noch immer die Sorte Cubus an. Auch der etwas später abreifende Mulan hinterlässt bei sehr guter Druschfähigkeit wenig Stroh.
  • In waldnahen Lagen oder bei hoher Maisdichte bieten sich zur Wild-schweinabwehr begrannte Weizensorten an. Viele Grannenweizen schwächeln aber bei der Winterhärte. Das widerspricht einem Anbau in raueren Lagen.
  • Nach Mais empfehlen sich nur Weizensorten, die gegenüber Ährenfusariosen überdurchschnittlich gesund sind. Dazu zählen neben Toras auch Hermann, Impression, Pamier, Discus und Ferrum.

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