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Winterweizen: Die Besten im Norden

Lesezeit: 11 Minuten

Verlieren Sie keinen Ertrag durch Gelbrost oder Lager. Neue gesunde, standfeste Weizensorten stehen am Start. Welche Sorten sich für Ihre Region eignen, verraten Andreas Lege und Dr. Ulrich Lehrke, LWK Niedersachsen.


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Das letzte Anbaujahr hat die Winterweizensorten in Norddeutschland auf eine harte Probe gestellt. Vor allem Gelbrost und großflächiges Lager bereiteten den Anbauern in vielen Regionen Probleme und führten teilweise zu hohen Ertragsverlusten. Künftig sind daher gut angepasste Sorten erforderlich, die


  • länger anhaltende Trockenphasen in der Frühjahrsentwicklung gut kompensieren können,
  • Hitzestress in der Abreife besser vertragen und möglichst lange tolerieren,
  • eine ausreichende Standfestigkeit bei Starkniederschlägen besitzen und
  • strahlungsintensive Witterung in Ertrag umsetzen.


Wenn es um die Auswahl der Weizensorten geht, steht meist die Ertragsleistung an erster Stelle. Diese ist umso wichtiger, je höher das Preisniveau für den zu vermarktenden Weizen ausfällt. Da die Wetterextreme zunehmen, sind für eine erfolgreiche Vermarktung aber auch andere Sorteneigenschaften, wie z. B. ausreichende Standfestigkeit, Gesundheit und Qualität (vor allem Fallzahlstabilität) ausschlaggebend.


Um die Winterweizensorten und ihre regionale Anbaueignung beurteilen zu können, müssen sich diese jährlich in den Landessortenversuchen (LSV) beweisen. Die Versuche finden in sieben Anbauregionen im Norden statt, die sich bundeslandübergreifend aus Boden-Klima-Räumen (z. B. Höhenlage Mitte West) zusammensetzen.


Ertraglich spitze:

In vielen Anbauregionen dominieren häufig immer wieder die selben Sorten. Sie stellen so ihre Leistungsfähigkeit über die Jahre unter Beweis. Bei den A-Weizen gehören dazu JB Asano, Julius und Linus. Letzterer ist allerdings wegen der sehr geringen Fallzahlstabilität nicht zu empfehlen. Bei B-Weizen waren es Sorten wie Tobak, Smaragd, Matrix und Primus, die ertraglich überzeugen. Tobak kann wegen seiner Fusarium-Anfälligkeit aber nicht empfohlen werden. Unter den C-Sorten sind es Lear, Tabasco und zweijährig Elixer oder Bombus, die sich positiv hervorheben und ihre Ertragsstabilität belegen.


Die Top-4-Winterweizensorten in den Jahren 2011 bis 2013, sortiert nach den Qualitätsgruppen A, B und C, haben wir für die verschiedenen Anbau­regionen in Nordwest im Internet unter www.topagrar.com/heft+ zusammengestellt. Beachten Sie dabei, dass im Jahr 2012 die Auswinterungen im Norden den Sortenertrag stark beeinflussten. Während eher weniger winterharte Sorten (z. B. Meister, JB Asano) ertraglich stark beeinträchtigt oder zumindest benachteiligt wurden, konnten Sorten mit guter Winterhärte (z.B. Julius) überproportional gut abschneiden.


Massen- oder Qualitätsweizen?

Beim Weizenverkauf ließen sich in den letzten beiden Jahren kaum Qualitätszuschläge erzielen, da wegen der guten Stickstoffnachlieferung aus dem Boden insgesamt ein hohes Proteinniveau vorlag und Fallzahlprobleme nicht auftraten. Gleichzeitig fließt vor allem in Niedersachsen immer mehr Weizen als Futter in die Veredelungsregionen. Die Wirtschaftlichkeit des Qualitätweizen­anbaus steht damit auf dem Prüfstand.


Fest steht, dass Sie mit einem C-Weizen wie Elixer, Lear oder Boxer auf ertragsstarken Standorten etwa 7 bis 8 dt je ha mehr ernten als mit A-Weizen wie Julius, JB Asano und Opal. Zu den meisten B-Weizen beträgt der Ertragsunterschied 5 bis 6 dt/ha. Somit kann der Anbau von C-Weizen im Vergleich zu Qualitäts- und Backweizen auch bei niedrigeren Preisen noch wirtschaftlich sein. Ein Beispiel: Mit einem B-Weizen erzielen Sie auf Ihrem Schlag 95 dt/ha. Bauen Sie dagegen C-Weizen an, steigern Sie den Ertrag auf 100 dt/ha. Bei einem B-Weizenpreis von 21 €/dt können Sie somit einen Abschlag von 1 €/dt für Ihren C-Weizen in Kauf nehmen und erzielen trotzdem das gleiche wirtschaftliche Ergebnis. Wählen Sie anstelle eines A- einen C-Weizen, kann der Abschlag für Ihren C-Weizen wegen des noch höheren Ertragsunterschiedes dann sogar 2 €/dt betragen.


Es ist davon auszugehen, dass auch in diesem Jahr bei den erwartet hohen Erträgen der Anbau von Qualitätsweizen kaum wirtschaftlich ist, wenn es keine Zuschläge gibt. Künftig kommt noch die neue Düngeverordnung hinzu, die die N-Mengen weiter reglementiert.


Früh-, Spät- und Mulchsaat:

Winterweizen lässt sich über einen sehr weiten Zeitraum von Anfang September bis Ende Dezember aussäen. Achten Sie bei der Sortenwahl daher darauf, dass Ihre gewählte Sorte zur geplanten Saatzeit und Bodenbearbeitung passt. Frühsaatgeeignete Kandidaten müssen sich im Herbst langsam entwickeln. Sie sollten möglichst gesund und winterhart sein. Besonders späte Sorten wie Julius, Ma­trix, Elixer und Linus eignen sich hierfür. Jedoch haben auch frühe Sorten wie Cubus und Mulan ihre Frühsaateignung bewiesen.


Zur Spätsaat sollten Sie nur frühere, vitale Sorten einsetzen. Hier kann JB Asano seine Stärke ausspielen. Daneben eignen sich auch die Qualitätsweizen Kerubino, Akteur und die neue B-Sorte Rumor. In den östlichen Anbaugebieten spielen auch Wechselweizen, wie z. B. KWS Chamsin, noch eine gewisse Rolle.


Bei pfluglosem Weizen nach Weizen sollten die gewählten Sorten eine hohe Vitalität besitzen. Auch eine gute Halmbasisgesundheit ist von Vorteil. Als sehr gute Mulchsaat-Weizen zeichnen sich z. B. Elixer, Lear, JB Asano, Julius und Cubus aus.


Die Winterharten:

Die Winterhärte einer Sorte bleibt auch nach diesem milden Winter eine sehr wichtige Eigenschaft. Sorten wie Julius, Linus, Matrix und Elixer haben den harten Winter 2012 gut überstanden. Dagegen zeigen bekanntlich Sorten wie JB Asano, Meister oder Winnetou große Schwächen.


Von den neuen Sorten zeichnen sich Memory (B), Desamo (B), RGT Reform (A), Franz (A) und Dichter (A) durch eine gute bis sehr gute Winterhärte aus. Eine mittlere Winterfestigkeit – vergleichbar mit Kerubino oder Inspiration – besitzen Rumor, Mescal, KWS Loft, Boregar (Grannenweizen), Sarmund, Landsknecht, Ohio und KWS Ferrum. Die Sorten Anapolis und Johnny fallen mit geringerer Winterhärte ab (Note 6). Bernstein, Attraktion, Edward, Axioma und Solehio liegen nach Untersuchungen aus Thüringen etwa auf dem Niveau von JB Asano.


Gelbrostjahr 2014:

Neben dem Ertrag und der Winterhärte ist eine optimale Gesundheit der Sorten von Vorteil.Durch den milden Winter 2013/14 war davon auszugehen, dass die Getreidekrankheiten in diesem Jahr eine höhere Bedeutung erlangen. Anders als jedoch erwartet war der Gelbrost das große Problem. Bereits im März traten erste Befallsnester im Weizen auf. Im April kam es dann zu einer epedemieartigen Ausdehnung in ganz Deutschland. Vielerorts war der Befallsdruck so stark, dass es nicht gelang, den Pilz zu bekämpfen. Oft kamen die Behandlungen zu spät. Zudem waren meist die Fungizide und Aufwandmengen nicht optimal eingestellt.


Die anbaustarke Sorte JB Asano verstärkte das Problem durch ihre hohe Anfälligkeit. Aber auch Kerubino und Matrix waren stark von Gelbrost betroffen. Die neue Sorte KWS Loft zeigte starken Befall und bestätigte somit ihre Einstufung beim Bundessortenamt (BSA). Unsere Beobachtungen in den diesjährigen LSV machten aber deutlich, dass die bisherige Gelbrost-Einstufung des BSA nicht mehr bei allen Sorten zutrifft. Die Sorte Landsknecht ist z. B. als hoch anfällig beschrieben, zeigte aber vergleichsweise geringen Befall. Auch der Befall der Sorte Boxer fiel nicht so massiv wie erwartet aus. Dagegen fiel Sarmund, eine bisher als gering anfällig eingestufte Sorte, nun durch hohen Befall auf. Ursache ist, dass offenbar neue aggressive Gelbroststämme über Dänemark und England nach Deutschland eingewandert sind.


Zu diesen neuen Gelbroststämmen führt nun das Julius-Kühn-Institut in Braunschweig genauere Tests durch. Im Hinblick auf die Sortenwahl lässt sich jedoch derzeit noch nicht genau einschätzen, ob sich die Epedemie in den nächsten Jahren wiederholt. Gehen Sie mit hoch anfälligen Sorten, wie z. B. JB Asano, aber kritisch um. Bei dieser sehr anbaustarken Sorte kommt hinzu, dass sie auch gegenüber anderen Krankheiten, wie z. B. Septoria, hoch anfällig ist.


Positiv ist, dass es auch einige Sorten gab, die kaum Probleme mit Gelbrost hatten. Dazu zählen die älteren A- oder B-Sorten wie Linus, Kredo, Opal, Cubus, Julius und vor allem die neue C-Sorte Ohio. Sie erwies sich auch gegenüber anderen Blattkrankheiten als sehr widerstandsfähig.


Standhaft gegen Fusarium

: Mit der Ausdehnung des Maisanbaus auch in den Ackerbauregionen nimmt die Gefahr von Fusarium-Infektionen im Weizen zu. Zudem verstärkt sich das Risiko durch die vermehrt pfluglose Bestellung von Weizen nach Mais und nach Weizen oder Rüben. Untersuchungen der LWK Niedersachsen bestätigen, dass durch pfluglosen Weizenanbau nach Mais oder auch nach Weizen oder Rüben das Toxinrisiko durch Fusariosen steigt (s. Übersicht 1, S. 74).


Durch Pflügen und den Anbau gesunder Sorten können Sie dies jedoch deutlich vermindern. Nach wie vor gilt Toras als die Fusarium-toleranteste Sorte (s. Übersicht 2). Sie kombiniert zudem Blattgesundheit, Winterhärte und gute A-Qualität. Ihr Ertragspotenzial ist jedoch gering. Daneben haben auch die älteren Sorten Hermann und Impression eine hohe Anbaubedeutung. Allerdings bekommen sie nun Konkurrenz durch die neueren Sorten Anapolis und Opal.


Darüber hinaus spielen die ertragsstarken Sorten Elixer und Matrix eine immer größere Rolle auf Standorten mit höherem Fusarium-Risiko. Beide sind mit 4 (gering) eingestuft. In einem Versuch der LWK Niedersachsen aus 2013 mit Mais als Vorfrucht lagen zwischen Toras und Elixer, Matrix und Anapolis etwa 10 dt/ha Ertragsdifferenz.


Anfällige Sorten wie Inspiration, Smaragd, Kurt und Ohio (Note 6, stärker anfällig) empfiehlt es sich möglichst nur nach Gesundfrüchten wie Raps, Kartoffeln oder Leguminosen anzubauen. Ein Sonderfall ist die extrem hoch anfällige Sorte Tobak. Bauen Sie diese, wenn überhaupt, nur nach Rapsvorfrucht an (siehe dazu auch Beitrag S. 74). Auf Standorten mit witterungsbedingt hohem Fusarium-Risiko sollten Sie nach Problemvorfrüchten auch keine Sorten mittlerer Einstufung, wie z. B. JB Asano und Julius, säen.


Erhöhtes Lagerrisiko:

Insgesamt waren die Weizenbestände in diesem Jahr sehr lang. Dazu haben der milde Winter und die sehr lange Vegetation beigetragen. Hinzu kommen der langjährige Einsatz organischer Dünger, eine frühe und hohe Andüngung sowie Frühsaaten. Daher ging vor allem in Regionen mit starken Gewittern neben Gerste und Raps sehr viel Weizen ins Lager.


Das Lagerrisiko verstärkte sich zusätzlich durch den Anbau lageranfälliger Sorten. Doch es gibt große Unterschiede in der Stabilität der Sorten (siehe Übersicht 3). Selbst nach dem Einsatz von Wachstumsreglern neigten die Sorten Smaragd, KWS Loft, Mescal, Elixer, JB Asano, Tobak und Ohio (Einstufung 5 und 6) stärker zu Lager. Auch Sorten mit der Einstufung 4 (gering) wie Anapolis, Inspiration und Desamo waren häufig betroffen. Relativ standfest sind dagegen die Sorten Memory, Rumor, Julius, Linus, Kredo, Opal sowie die neuen Sorten RGT Reform und Johnny. Vor allem bei früher Saat und intensiver organischer Düngung sollten Sie besser standfeste Sorten anbauen.


Das leisten die Neuen:

Die Anzahl der im Frühjahr 2014 durch das BSA neu zugelassenen Winterweizensorten ist sehr hoch. Allein schon aus Kapazitätsgründen ist es nicht möglich, alle zur Zulassung anstehenden Kandidaten in die LSV aufzunehmen. Anhand der mehrjährigen Wertprüfungsergebnisse aus dem Norden werden daher leistungsorientiert die vielversprechendsten Sorten ausgewählt. Zur Ernte 2014 waren das die Sorten KWS Loft, RGT Reform, Johnny, Sarmund und Ohio. Es bleibt abzuwarten, ob sie die Leistungen aus den Wertprüfungen bestätigen und ihre Anbauwürdigkeit für den nordwestdeutschen Raum unter Beweis stellen können.


Einziger A-Weizen unter den neuen LSV-Sorten ist RGT Reform. Die etwas spätere Sorte ist mit einer guten Standfestigkeit ausgestattet und im Ertrag mit der Note 8 (in beiden Intensitätsstufen) bewertet. Ihre Fallzahl ist sehr hoch. Zur Stabilität liegen momentan noch keine Informationen vor.


Als B-Weizen sind Johnny und KWS Loft neu dabei. Johnny ist eine gesunde Sorte mit mittlerer Reife und geringer bis mittlerer Lagerneigung. Ertraglich ist er ebenfalls mit Note 8 eingestuft. KWS Loft verfügt über die gleiche Ertragseinstufung und ist gegenüber Septoria und Braunrost kaum anfällig. Seine große bekannte Schwäche offenbarte er jedoch im aktuellen Gelbrostjahr. Die Sorte fiel in den LSV durch starken Befall auf.


Ohio und Sarmund sind zwei neue C-Weizen. Ohio ist bei mittlerer Lagerneigung im Ertrag in beiden Behandlungsstufen mit der Höchstnote 9 bewertet. Seine Resistenzausstattung gegenüber Rosten, Septoria und Mehltau ist gut. Etwas schwächer ist die Resistenz gegenüber DTR. Sein Manko ist die Einstufung bei Ährenfusarium mit der Note 6. Ohio scheidet somit für den Anbau nach Mais auf jeden Fall aus.


Die Sorte Sarmund ist im Vergleich zu Ohio ertraglich um eine Note schwächer eingestuft. In der Anfälligkeit gegenüber Fusarium ist sie aber deutlich besser. Auch die weiteren Resistenzen sind, außer bei DTR, sehr positiv.

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