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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Winterweizen: Diese Sorten punkten im Süden

Lesezeit: 9 Minuten

Bessere Stress- und Krankheitsresistenz sowie Licht-blicke bei der N-Effizienz zeichnen neue Sorten aus. Tipps zur Sortenwahl gibt Mathias Mitterreiter, Fachzentrum Pflanzenbau, Amt für Landwirtschaft, Rosenheim.


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Interessant ist eine Weizensorte dann, wenn sie unter verschiedenen Anbaubedingungen sicher im Ertrag und in der Qualität ist. In den letzten Jahren waren die Anforderungen, die an eine für den Süden geeignete Sorte zu stellen sind, sehr unterschiedlich. Die unbefriedigende Preissituation vor drei Jahren hat den Kornertrag als alleiniges Sortenauswahlkriterium hinter die Merkmale, die die Ertrags- und Qualitätssicherheit ausmachen, zurücktreten lassen. Aber auch unter den derzeit deutlich günstigeren Rahmenbedingungen sollten diese nicht weniger Gewicht bekommen.


Das veränderte Witterungsgeschehen im Zuge des Klimawandels macht Anpassungen bei den Sorteneigenschaften nötig. Aufgrund züchterischer Anstrengungen finden sich diese erfreulicherweise zunehmend in den Neuzulassungen wieder. Immer mehr Bedeutung erlangen vor allem die Toleranz gegenüber Stress auslösenden Faktoren, wie Temperaturextreme, hoher Krankheitsdruck oder Trockenheit und Nässe im Vegetationsverlauf.


Winterhärte wichtig:

Ein Sortenauswahlkriterium, das schon länger nicht mehr gefordert wurde und damit etwas aus dem Blickfeld geraten ist, kam im letzten Winter stark zum Tragen: Die Winterfestigkeit. Obwohl alle Klimamodelle für das Winterhalbjahr ein überproportionales Ansteigen der Durchschnittstemperaturen prognostizieren, machte der vergangene Winter deutlich, dass auch künftig extreme Jahre mit sehr niedrigen Temperaturen möglich sind.


Es zeigten sich in den Praxisbeständen und in den Versuchen deutliche Sortenunterschiede bei der Winterhärte. Nach mehreren Jahren ohne größere Auswinterungsprobleme ließen sich erstmals wieder umfangreiche, wertvolle Erkenntnisse für die Sorteneinstufung gewinnen.


Um gesicherte Aussagen treffen zu können, haben wir zusätzlich alle aus früheren Jahren zur Verfügung stehenden Daten herangezogen. Dazu gehören auch die langjährig, durch spezielle Auswinterungsversuche (z. B. Weihenstephaner Kastenmethode) gewonnenen Ergebnisse. Trotzdem war die Datenbasis vor allem zu neueren Sorten bisher gering. Größere Auswinterungsverluste sind in Bayern zuletzt in 2002/2003 aufgetreten.


Bei den Sorten, von denen jetzt mehrjährige Auswertungen vorliegen, haben sich Arktis, Famulus, Nelson, Norin, Julius, Opal, Toras und Türkis als am wenigsten auswinterungsgefährdet erwiesen (siehe Übersicht 1). Nach bisherigen Beobachtungen zeigten sich auch die neuen Sorten MV Lucilla und Patras gut winterhart.


Im Gegensatz dazu offenbarten Lear und Sophytra bei der Winterhärte starke Defizite. Nur mittel bis gering winterhart sind Impression, Potenzial, Hystar, Tabasco – und nach den Beobachtungen aus dem letzten Winter – die Sorten Arezzo und der neu zugelassene B-Weizen Mentor.


Ob sich eine Sorte für eine Region eignet, hängt aber nicht nur von der Winterhärte ab. Da allerdings immer wieder Extremjahre wie 2012 vorkommen können, sollten Sie darauf achten, ein Mindestmaß an Winterhärte bei der Sortenauswahl nicht zu unterschreiten.


In Regionen, in denen es in den letzten Jahren häufiger zu Auswinterungsschäden kam, hat die Winterhärte bei der Sortenwahl am ehesten Vorrang vor anderen wertbestimmenden Eigenschaften. Betroffen sind davon vor allem der schneearme Norden Bayerns und Baden-Württembergs. Im Süden dagegen sorgt in den meisten Jahren der Schnee für einen ausreichenden Frostschutz, so dass die Winterhärte hier nur selten gefordert wird.


Stresstoleranz und Resistenzen:

In vielen Regionen muss der Weizen zusätzlich mit außergewöhnlicher Trockenheit im Frühjahr zurechtkommen. Die Frühjahrstrockenheit scheint sich zu häufen. Hier sind Sorten im Vorteil, die die Winterfeuchte gut nutzen und in Ertrag umsetzen können. Dies sind in der Regel eher früh reifende Sorten. Das spiegelt sich in den mehrjährig stabil guten Ergebnissen der Sorten Cubus und JB Asano sowie tendenziell auch Kerubino wider.


Immer wieder treten aber auch Jahre auf, in denen auf ein normal verlaufendes Frühjahr eine ausgeprägte Vorsommertrockenheit folgt. Auch mit dieser Situation kommen Sorten, die früh die Ähren schieben und damit zeitig mit der Kornfüllung beginnen, meistens besser zurecht. Wenn Hitze und Trockenheit beim Weizen schon vorzeitig den „Schalter“ auf Abreife umlegen, fallen diese Sorten im Ertrag und zumeist auch bezüglich der Kornqualität weniger stark ab als Sorten mit später Kornbildung und Reife.


Septoria-Blattdürre:

Stark abhängig vom Witterungsverlauf, angefangen von den Bedingungen im Herbst bis hin zur Abreife, sind die Anforderungen an die Resistenzausstattung einer Sorte. Hierbei bestehen regional große Unterschiede. Im niederschlagsreicheren Süden dominiert seit Jahren die Septoria-Blattdürre (Septoria tritici) das Krankheitsgeschehen. Unter milden und feuchten Bedingungen kann diese Krankheit den Weizen bereits im Herbst infizieren und sich bei längerer Blattnässe und Temperaturen über 15°C im Frühjahr rasch ausbreiten. Die unterschiedliche Anfälligkeit der Sorten wird in solchen Jahren sehr deutlich sichtbar.


Schwache Resistenzen weisen die E-Sorten Event, Akteur, Genius und Florian auf. Unter den A-Weizen zeigen sich Cubus und JB Asano als überdurchschnittlich anfällig. Solche Sorten eignen sich unter niederschlagsreicheren Bedingungen weniger für den extensiven Anbau. Sie benötigen einen gezielten Fungizideinsatz, um hohe Erträge und gute Qualitäten zu erzielen. Gering anfällig für Septoria tritici sind dagegen Famulus, Kerubino, Julius, Kredo, Tabasco und KWS Erasmus sowie die Neuzulassungen SY Ferry und Forum.


In trocken-warmen Regionen ist dagegen die Bedeutung der Septoria-Blattdürre gering und spielt damit bei der Sortenwahl eine untergeordnete Rolle. Dafür kann eine andere Blattkrankheit erhebliche Schäden verursachen: Der Braunrost. Aufgrund der allgemein höheren Temperaturen befindet sich der Rost auf dem Vormarsch. Der Großteil der Sorten weist mittlere bis gute Resistenzen gegen diesen Pilz auf. Nur der B-Weizen Kredo und die Futterweizen Tabasco und Muskat sind als gering bis sehr gering anfällig eingestuft. Hoffnungsvoll stimmt, dass unter den Neuzulassungen 2012 sechs Sorten ebenfalls als gering bzw. gering bis sehr gering anfällig bewertet wurden (siehe Übersicht 4, Seite 68).


Gute Mehltauresistenz:

Da die meisten Sorten gegen Mehltau über gute Resistenzen verfügen, tritt diese Krankheit nur vereinzelt und in Regionen auf, wo anfällige Sorten wie Akteur, Sokrates und Winnetou von größerer Bedeutung sind. Mit nur mittlerer Resistenz ausgestattet sind Famulus (E), Schamane (A) und die B-Weizen Manager und Sophytra.


Sorten wie Kerubino, Impression, Julius, Pamier, Colonia oder Kredo, die über breite Resistenzen gegen alle bedeutenden Blattkrankheitserreger verfügen, schaffen die Voraussetzungen, die Bestände mit weniger Fungizid- und damit Kostenaufwand gesund zu halten.


Die Halmbruch-Resistenz ist regelmäßig nur in engen Getreidefruchtfolgen bzw. bei Stoppelweizen gefordert. In diesem Merkmal weisen der E-Weizen Famulus und die Backweizen Manager und Matrix sowie der Futterweizen Hermann eine gute bis sehr gute Resistenz auf. Gering anfällig für Halmbruch sind auch Türkis, Linus, Sophytra, Colonia und KWS Erasmus.


DON-Risiko beachten!

Seit gesetzliche Höchstwerte für den Gehalt an Mykotoxinen (z. B. Deoxynivalenol = DON) festgelegt sind, spekulieren sowohl Erzeuger als auch Abnehmer bereits vor der Ernte vermehrt über das Risiko einer erhöhten oder gar den Grenzwert überschreitenden Belastung. Erntegut, das über dem zulässigen Wert von 1 250 µg DON/kg liegt, ist nicht vermarktungsfähig.


Der zunehmende Anbau von Mais (Fusarium!) vor Weizen sorgt für zusätzliche Brisanz. Neben der Vorfrucht, Bodenbearbeitung, Pflanzenschutzstrategie und Witterung während der Blüte, beeinflusst die Sorte wesentlich das Befallsrisiko. Die Weizensorten unterscheiden sich erheblich in der Fusarium-Resistenz. Die Unterschiede in der Anfälligkeit lassen sich leicht an den Weizenbeständen per Auge am Anteil ausgebleichter Ährchen, häufig in Verbindung mit einem lachsfarbenen Sporenbelag, erkennen.


Die Wahl einer weniger anfälligen Sorte legt den Grundstein für eine geringe DON-Belastung im Erntegut. Seit mehreren Jahren führt die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft in Zusammenarbeit mit den Fachzentren Pflanzenbau an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Versuche dazu durch. Diese sollen klären, inwieweit die durch das Bundessortenamt (BSA) aufgrund von sichtbarem Ährenbefall vorgenommene Einstufung mit den tatsächlich gemessenen Toxingehalten übereinstimmt. Darüber hinaus lassen sich Erkenntnisse gewinnen, wie stark sich wichtige Weizensorten im DON-Gehalt unterscheiden.


Von wenigen Ausnahmen abgesehen ergibt sich ein klarer Zusammenhang zwischen BSA-Einstufung und tatsächlichem DON-Gehalt. Das heißt: Die als gering Fusarium-anfällig bewerteten Sorten weisen tatsächlich niedrigere Mykotoxinwerte auf und umgekehrt.


Es gibt aber auch Sorten, bei denen das nicht so eindeutig der Fall ist. So wurden bei der nach BSA-Einstufung gering anfälligen Sorte Pamier deutlich höhere DON-Gehalte ermittelt als bei anderen ebenfalls gut eingestuften Sorten. Bei der Sorte Potenzial dagegen, die mit der BSA-Note 5 als mittel anfällig bewertet ist, wurden ähnlich niedrige DON-Werte gemessen wie bei mit Note 3 (gering anfällig) bis 4 (mittel-gering anfällig) eingestuften Sorten (siehe Übersicht 3). Die niedrigsten DON-Gehalte ergaben sich bei den Sorten Impression, Hermann, Potenzial und Kerubino.


Bei neuen Sorten liegen zwar erst wenige Daten vor, diese deuten aber auch bei Kometus und Sailor auf eine geringe Anfälligkeit hin. Die neuen Eliteweizen Genius, Famulus und Florian tendieren zu geringer bis mittlerer Fusariumanfälligkeit. Über dem Durchschnitt liegende DON-Gehalte wurden bei den Weizensorten Julius, Kredo, Schamane und JB Asano gemessen. Durch hohe Toxingehalte fiel die Sorte Linus auf, von der allerdings bisher nur wenige Ergebnisse vorliegen.


Fallzahlstabilität:

Unter den feuchten Erntebedingungen der letzten beiden Jahre waren Sorten im Vorteil, die über eine geringe Auswuchsanfälligkeit und eine hohe Fallzahlstabilität verfügten. Das sind Weizensorten, deren Fallzahl auch dann auf hohem Niveau bleibt, wenn sie witterungsbedingt nicht rechtzeitig geerntet werden können. Niedrige Fallzahlen zeigen an, dass stärkeabbauende Enzyme mit nachteiligen Auswirkungen auf die Backqualität angereichert wurden.


Die Sorteneinstufung in der Be-schreibenden Sortenliste bezüglich der Fallzahlen ergibt sich aus dem Durchschnitt aller Ergebnisse der Wertprüfungs-Standorte. Weil aber diese nur selten aus verspätet geernteten und durch Auswuchs beeinträchtigen Versuchen stammen, lassen sich nur bedingt Rückschlüsse auf die Fallzahlstabilität der Sorten ziehen.


Da aber in den letzten Jahren auch die LSV in Bayern von den widrigen Erntebedingungen betroffen waren, ließen sich in dieser Hinsicht wertvolle Erkenntnisse gewinnen. Es zeigte sich, dass Weizensorten sehr unterschiedlich reagieren. Eine hohe Einstufung bei der Fallzahl bedeutet nicht unbedingt auch eine gute Fallzahlstabilität. Die Weizensorten Linus, Manager, Cubus und Kredo erwiesen sich als Sorten, deren Fallzahl nach Niederschlägen in der Totreife sehr rasch abfällt. Als ebenfalls weniger fallzahlstabil zeigten sich die E-Sorten Famulus und Genius sowie die Qualitätsweizen JB Asano, Pamier und Türkis.


Dagegen erreichten die Sorten Potenzial, Akteur und Julius auch an den meisten Problemstandorten für eine gute Backqualität noch ausreichend hohe Fallzahlen. Von den Neuzulassungen lagen zu Redaktionsschluss diesbezüglich noch keine Erkenntnisse vor.

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