Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

Aus dem Heft

Winterweizen: Sorten des Südens

Lesezeit: 8 Minuten

Mit standortangepassten Weizensorten sichern Sie sich Höchsterträge. Wie wichtig ist nun die Gelbrostresistenz? Tipps zur Sortenwahl gibt Mathias Mitterreiter, Amt für Landwirtschaft, Rosenheim.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Erstmals seit vielen Jahren trat 2014 in Süddeutschland Gelbrost auf, eine Pilzkrankheit, die bisher nur in feucht-kühlen Regionen im Norden Schaden verursachte. Es zeigte sich schnell, dass sie einige Weizensorten stärker befiel als andere (s. Kasten S. 94).


Nach wie vor spielt bei der Sortenwahl der Ertrag die größte Rolle. Dennoch sollten Sie vor allem darauf achten, dass die Eigenschaften der gewählten Sorte zu Ihrem Standort und der späteren Verwertung passen. Nur so können Sie das Ausfallrisiko von Anfang an begrenzen. Auch dann, wenn unerwartete Klima- oder Krankheitsereignisse, wie z. B. Gelbrost, eintreten. Es empfiehlt sich außerdem mehrere Sorten anzubauen, um das Risiko bestmöglich zu verteilen.


Klar ist, dass keine Sorte alle wichtigen Resistenzen und Eigenschaften vereint. Sie sollte jedoch bei keiner für Ihren Standort entscheidenden Eigenschaft die Mindesanforderungen unter-schreiten (siehe Übersicht 1).


Winterhärte nicht vergessen!

Nach den starken Frösten 2012 dominierte das Thema Winterhärte. Der sehr milde Winter 2013/14 rückte es jedoch wieder etwas aus dem Fokus. Auch sollten die extremen Auswinterungsverluste in manchen Regionen nicht überbewertet werden, da solche Ereignisse selten auftreten. Generell sind daher wenig winterharte Sorten nicht vom Anbau ausgeschlossen. Für auswinterungsgefährdete Standorte gilt aber: Eine gute Winterhärte ist genauso wichtig wie Ertrag und Krankheitsanfälligkeit der Sorte.


Obwohl alle Klimamodelle für das Winterhalbjahr stark ansteigende Durchschnittstemperaturen prognostizieren, bleiben vermutlich auch künftig extreme Winter mit sehr niedrigen Temperaturen nicht aus. Da 2012 teilweise auch die Landessortenversuche (LSV) stark auswinterten, ließen sich wichtige Erkenntnisse über die Winterhärte der Sorten gewinnen.


Als besonders winterhart erwiesen sich von den derzeit aktuellen Sorten Julius, Nelson, Opal, Patras und Elixer sowie die noch neueren Sorten Gordian, Desamo, Memory und Zeppelin (geringerer Datenumfang). Gut behaupten konnten sich zudem Genius, Gourmet, Linus, Pamier und Rumor.


Als weniger winterhart wurden Joker, Atomic, Edward, Kometus, JB Asano, Meister, Potenzial, Rebell, Tommi und Sophytra eingestuft.


In diesem Frühjahr musste der Weizen erneut in vielen Regionen mit sehr wenig Wasser zurechtkommen. Nach 2011 und 2012 war es bereits das dritte Mal innerhalb der letzten 4 Jahre. Unter diesen Bedingungen sind Sorten im Vorteil, die die Winterfeuchte gut nutzen und in Ertrag umsetzen können. Dazu zählen meist früh reifende Sorten. Das zeigt sich z. B. in den mehrjährig stabilen, guten Ergebnissen der Sorten JB Asano, Kerubino und der neueren Sorte Rumor.


Folgt auf ein normal verlaufendes Frühjahr eine ausgeprägte Vorsommertrockenheit, kommen die Sorten meist besser zurecht, die früh die Ähren schieben und damit zeitig mit der Kornfüllung beginnen. Wenn durch Hitze und Trockenheit der Weizen dann frühzeitig abreift, fallen diese im Ertrag und zumeist auch in der Kornqualität weniger stark ab. Bei Sorten mit spät einsetzender Kornbildung und Reife ist mit Ertrags- und oder Qualitätseinbußen zu rechnen.


Gerüstet gegen Pilze:

Die Anforderungen an die Resistenzausstattung einer Sorte hängen stark vom Witterungsverlauf ab – angefangen von den Bedingungen im Herbst bis hin zur Abreife. Dabei bestehen regional große Unterschiede:


Im niederschlagsreicheren Süden dominiert in den meisten Jahren die Septoria-Blattdürre (Septoria tritici), auch wenn sie in dieser Saison wegen der vorherrschenden Frühjahrstrockenheit weniger ausgeprägt war. Unter milden und feuchten Bedingungen kann diese Krankheit den Weizen bereits im Herbst infizieren und sich im Frühjahr bei längerer Blattnässe und Temperaturen über 15°C rasch ausbreiten. Das war 2013 und regional auch dieses Jahr in Südbayern der Fall. In solchen Befallsjahren lässt sich die unterschiedliche Anfälligkeit der Sorten sehr deutlich erkennen.


Eine erhöhte Aufmerksamkeit erfordert Septoria-Blattdürre bei den Sorten Akteur, Genius und JB Asano sowie auch Kometus, Linus, Rebell, KWS Ferrum und Hermann. Sie eignen sich daher eher nicht für den extensiven Anbau auf niederschlagsreicheren Standorten, denn sie benötigen für hohe Erträge und gute Qualitäten einen gezielten Krankheitsschutz.


Gering anfällig für Septoria tritici sind Julius und die erst 2013 zugelassenen Sorten Gordian, Gourmet und Pionier. Viele weitere Sorten weisen eine mittlere bis gute Resistenz auf. In Jahren mit schwächerem Krankheitsdruck kann bei diesen eine einmalige Behandlung gegen Blattseptoria ausreichen. Anfällige Sorten erfordern meist zwei Maßnahmen.


Wenn aus Witterungs- oder arbeitswirtschaftlichen Gründen eine optimale Bekämpfung der Blattdürre nicht möglich ist, lässt sich diese stark ertrags- und qualitätsmindernde Krankheit kaum mehr in den Griff bekommen. Positiv für die Zukunft stimmt jedoch, dass das Bundessortenamt von 32 neu zugelassenen Sorten (seit August 2013) lediglich vier als mittel anfällig, alle anderen dagegen besser und zum Teil sogar als gering bis sehr gering anfällig gegen Septoria tritici einstuft hat.


Eine weitere relevante Krankheit für die niederschlagsreicheren Regionen ist der Mehltau. In den letzten Jahren ist er jedoch aufgrund der guten Sortenresistenzen etwas in den Hintergrund getreten. Von den derzeit aktuellen Sorten weisen nur Akteur und Manager hier Schwächen auf.


In trocken-warmen Regionen spielen bei der Sortenwahl die für niederschlagsreiche Regionen bedeutenden Aspekte nur eine untergeordnete Rolle. Dort verursacht eine andere Blattkrankheit erhebliche Schäden: Der Braunrost. Wegen der allgemein steigenden Temperaturen befindet er sich immer mehr auf dem Vormarsch. Dabei ist sein Schadpotenzial vor allem bei frühem Befall hoch. Neuere Sorten verfügen überwiegend über eine geringe Rostanfälligkeit. Es gibt jedoch noch einige ältere Sorten mit hoher Anbaubedeutung, die hier Defizite aufweisen. Beobachten Sie besonders Akteur, Gourmet, Kerubino, Impression, JB Asano, Kometus, Meister, Manager und KWS Ferrum, aber auch die als mittel bis gering anfällig bewerteten Sorten und versehen Sie diese sofort bei Befallsbeginn mit einem entsprechenden Fungizidschutz. Problematisch ist zudem, dass neue Braunrost-Rassen die Resistenz der Sorten oft rasch überwinden.


Stark lageranfällige Sorten gibt es im derzeitigen Sortenangebot nicht. Dennoch ist eine bedarfsgerechte Düngung und ein angepasster Wachstumsregler­einsatz unverzichtbar. In diesem Jahr hat sich der Weizen gut bestockt, sodass er meist hohe Bestandesdichten erreichte. Die erst zum Schossen gefallenen Niederschläge führten zudem zu einer späten und hohen Stickstoffnachlieferung aus dem Boden. Daher gingen in Südbayern nach mehreren Jahren ohne Standfestigkeitsproblem wieder vermehrt Bestände nach Gewittern ins Lager.


Mykotoxine im Auge behalten!

Auch noch kurz vor der Ernte lässt sich die Qualität des Weizens schnell verspielen. Die Ursache hierfür ist der Befall mit Ährenfusarien, die unerwünschte Mykotoxine (Pilzgifte) wie DON bilden. Wie die letzten beiden Jahre zeigten, hängt die DON-Belastung sehr stark vom Witterungsverlauf ab Beginn des Ährenschiebens ab: 2012 waren die Bedingungen günstig und damit der Weizen häufig höher mit DON belastet. In 2013 gab es dagegen nur sehr selten Partien mit DON-Gehalten über dem Grenzwert.


Die Witterung ist aber nicht allein ausschlaggebend. Mit vorbeugenden Maßnahmen können Sie viel erreichen. Neben der Vorfrucht, der Bodenbearbeitung und der Pflanzenschutzstrategie ist dabei die Sorte der wesentliche, das Befallsrisiko beeinflussende Faktor. Denn die Weizensorten unterscheiden sich ganz erheblich beim Merkmal Fusariumresistenz. Die Wahl einer weniger anfälligen Sorte legt somit den Grundstein für eine geringe DON-Belastung im Erntegut.


Um die Fusarium-Anfälligkeit der Sorten besser bewerten zu können, führt die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft in Zusammenarbeit mit den Fachzentren Pflanzenbau an den Ämtern neben der visuellen Bonitur in den Landessortenversuchen Infektionsversuche durch. Begleitet werden diese von einer Untersuchung auf den DON-Gehalt. Dadurch sind zuverlässigere Aussagen zur Anfälligkeit der Sorten möglich.


Als Sorten mit besonders niedrigen DON-Gehalten erwiesen sich in diesen langjährigen Versuchen Kometus, Impression und Hermann. Bei mittel anfällig eingestuften Sorten, wie z. B. Kredo, JB Asano, Pamier, Orcas und Julius, lässt sich über pflanzenbauliche Maßnahmen, wie z.B. der Verzicht auf die Vorfrucht Mais oder/und eine gezielte Fusariumbekämpfung, das DON-Risiko begrenzen. Stark anfällige Sorten empfehlen Bayern und Baden-Württemberg für den Anbau nicht.


Stabile Fallzahl:

Ermöglicht die Witterung keine optimale Ernte, ist durch Auswuchs und niedrige Fallzahl die mit viel Mühe und Aufwand erreichte Qualität in Gefahr. Da zwischen absoluter Fallzahl und Fallzahl-Stabilität kein direkter Zusammenhang besteht, befindet sich in der Beschreibenden Sortenliste seit zwei Jahren zusätzlich eine Einstufung der Fallzahlstabilität. Sorten mit schwacher Einstufung erreichen zwar auch eine ausreichend hohe Fallzahl, fallen aber bei witterungsbedingter Ernteverzögerung sehr rasch ab.


Mehrjährig fallzahlstabil sind die Sorten Akteur, Impression, Julius, Kometus und Meister. Im Gegensatz dazu zeigten sich JB Asano, Joker, Linus, Memory und Zeppelin als weniger stabil. Dreschen Sie diese Sorten unbedingt zuerst, um die Qualität zu erhalten.


Nur wenn in den LSV Auswuchsprobleme auftreten, ist eine Bewertung der Sorten möglich. Daher wird derzeit intensiv an neuen Methoden zur zuverlässigen Einschätzung der Auswuchsneigung wichtiger und neuer Sorten gearbeitet. Daneben sucht man nach effizienteren Selektionsmethoden, um auf züchterischem Wege die Auswuchsresistenz zu verbessern.

Die Redaktion empfiehlt

top + In wenigen Minuten wissen, was wirklich zählt

Zugang zu allen digitalen Inhalten, aktuelle Nachrichten, Preis- und Marktdaten | 1 Jahr für 1̶2̶9̶,̶6̶0̶ ̶€̶ 99 €

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.