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„Wir müssen die Flächen ganz anders bestellen!“

Lesezeit: 7 Minuten

Resistenzen und Restriktionen werden den Ackerbau stark verändern. Das beginnt schon bei der Bestellung. Unsere Experten empfehlen: Später drillen mit anderen Verfahren. Wir stellen die „Scheinbestellung“ und das „Einschlitzen in Zwischenfrüchte“ hier zur Diskussion.


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In den letzten Jahrzehnten sind die Fruchtfolgen enger geworden. Gleichzeitig haben sich die Herbstaussaaten verfrüht. Das war maßgeblich nur durch chemischen Pflanzenschutz möglich. Seit einigen Jahren mehren sich jedoch Resistenzen in allen Anwendungsbereichen. Zugleich nehmen die Restriktionen in Pflanzenschutz und Düngung massiv zu. Der Nationale Aktionsplan dürfte den Pflanzenschutzeinsatz weiter einschränken, auch wenn einige Bestimmungen unscharf formuliert sind. Hinzu kommen noch die Klimaveränderungen mit nasseren Herbsten, wärmeren, feuchteren Wintern und länger anhaltender Frühjahrstrockenheit.


Diese sich verändernde Lage wirkt sich gravierend auf den Ackerbau aus. Es wird nicht mehr reichen, nur an einem Rädchen zu drehen. Vielmehr werden wir den gesamten Pflanzenbau neu aufstellen müssen. Gleichzeitig muss der Ackerbau aber rentabel bleiben.


Die Landwirte wissen, dass Fruchtfolgen und Saatzeiten zusammenhängen. Sie scheuen sich jedoch aus Witterungs- und Rentabilitätsgründen vor durchgreifenden Anpassungsmaßnahmen. Als erster Schritt liegt es nahe, Raps im Spätsommer und Getreide im Herbst später als derzeit ortsüblich zu säen. Gründe beim Raps sind Verungrasung, Kohlfliegenbefall und Kohlhernie. Bei Getreide Verungrasung, Pilzbefall und Verzwergungsvirus. In beiden Fällen besteht aber die Angst, niederschlagsbedingt die Kulturen nicht mehr bestellen zu können. Ausweichkulturen gelten als problematisch oder weniger rentabel.


Spätere Saattermine verursachen wegen der kurzen Saatzeitspanne beim Raps gewisse Ertragsrisiken und immer wieder mal auch die Gefahr, ihn nicht in die Erde zu bekommen. Bei Getreide sind die Ertragsrisiken durch den längeren Herbst und zunehmend milderen Winter geringer, wie viele Versuche beweisen. Es sind die Niederschläge, die eine Befahrbarkeit nicht oder nur mit Spurschäden zulassen und sich dann ertragsmindernd auswirken. Es geht also um die Frage, ob und wie sich bei nicht krumentief durchgetrockneten Böden die Befahrbarkeit verbessern und Strukturschäden verhindern bzw. mildern lassen. Zwei Vorschläge für veränderte Bestellverfahren stellen wir hier zur Diskussion.


„Scheinbestellung“:

Grundvoraussetzung für eine strukturschonende Aussaat ist eine trockene Grundbodenbearbeitung. Jedes Bestellsystem erfordert eine exzellente Stoppelbearbeitung. Sie soll zwei Ziele erreichen:


Unabhängig von der Art der Grundbodenbearbeitung (Pflug, Grubber, Strip Till) muss diese in der Regel zügig nach der Ernte erfolgen, da dann die Bodenfeuchte meist in einem ausgeglichenen Zustand ist. Nach nasser Ernte verschieben sich alle Bestellvorgänge zwangsläufig nach hinten. Mit der Grundbodenbearbeitung kann man auf das Auflaufen von Trespen und Ackerfuchsschwanz wegen der oft langen Keimruhen allerdings nicht unbegrenzt warten. Um nicht keimbereiten Ausfallraps, z.B. aus den unreifen unteren Schoten oder von Durchwuchspflanzen, nicht zu vergraben, sind lockernde, aber nicht mischende Scharsysteme erforderlich.


Zusätzlich zur standortüblichen Intensität der Bodenlockerung muss eine nach unten zunehmende Rückverfestigung des Bearbeitungshorizontes erfolgen, damit dieser zügig abdrainiert und gut tragfähig ist. Je nach Standortbedingungen ist zu entscheiden, ob man den Acker bis zur späteren Saat im etwas gröberen Packerstrich liegen lässt oder zusätzlich einebnet und/oder anwalzt. Diese Vorgehensweise gilt als sogenannte Scheinbestellung.


Nicht nur Durchwuchsraps und Ackerfuchsschwanz erfordern eine „Scheinbestellung“. Auch Spätsaaten im Herbst und Frühsaaten im Frühjahr gestatten nach vorgezogener Grundbodenbearbeitung in der Regel keine Saatbettbereitung, da diese bei den oberflächlich nur angetrockneten Böden zu stark schmiert. Die anschließende Befahrbarkeit nimmt in dieser Reihenfolge zu: Pflug, Grubber, Strip Till. Die Spurtiefe bzw. die Spurschäden nehmen entsprechend ab.


Ideal wäre eine Art„controlled traffic farming“ in „light Version“, bei der der Drillschlepper per GPS die bereits rückverfestigte Fahrspur von der Saatbettbereitung nutzt. Ein derartiges Verfahren führt zu einer besseren Tragfähigkeit. Das mindert den Spuranteil im Feld und damit die Schadwirkung im Saatbett durch Fahrverkehr. Der Verkehr auf den Feldern mit den oft schweren Fahrzeugen muss nicht nur begrenzt, sondern auch geordnet werden, damit der Acker nicht flächendeckend zu einem einzigen Vorgewende wird.


Nach Grundbodenbearbeitung und angepasster Saatbettbereitung im trockenen Spätsommer ist das Verfahren der „Scheinbestellung“ bei der Herbst- und Frühjahrssaat in der Regel darauf angewiesen, dass man den Bewuchs vor der Aussaat mit Glyphosat abtötet. In seltenen Fällen ist zwischendurch eine flache, ganzflächig abschneidende, nicht schmierende, leichtzügige Bearbeitung möglich, um den Bewuchs zu beseitigen. Zudem steht hierfür keine Bodenbearbeitungstechnik zur Verfügung, die diesen Anforderungen tatsächlich gerecht wird. Grubber, Großfederzinkeneggen und Kurzscheibeneggen sind es jedenfalls nicht!


Einschlitzen in Zwischenfrucht:

Ein sicheres Bestellsystem ist die Aussaat im Spätherbst oder im frühen Frühjahr in eine nicht winterharte Zwischenfrucht. Voraussetzung ist, dass diese hauptfruchtmäßig bestellt, lückenlos abdeckend und kräftig entwickelt ist. Wegen der begrenzten Vegetationszeit muss die Saat bei stark reduzierter Bodenbearbeitung innerhalb eines Tages – bei krumentiefer Lockerung innerhalb weniger Tage – nach dem Mähdrescher erfolgen. Eine NP-Startdüngung, bevorzugt Unterfuß oder in die Saatreihe, fördert eine schnellere vegetative Entwicklung, kräftigere Durchwurzelung und damit das Leerräumen von Herbst-N aus dem Bodenvorrat. Eine mineralische N-Düngung im Herbst ist derzeit noch erlaubt, nicht jedoch auf ökologischen Vorrangflächen (Greening).


Vollkommen kontraproduktiv ist, dass es keine Indikation für die Bekämpfung von Ausfallgetreide in Zwischenfruchtbeständen gibt. So führen Ausfallgetreidestreifen zu ungleichmäßigen Zwischenfruchtbeständen, stark geminderten phytosanitären Leistungen und anschließend höherem Herbizidaufwand. Die gleichmäßige intensive Durchwurzelung erhöht die Drainfähigkeit des Bodens und verbessert deutlich die Tragfähigkeit. Das gilt besonders für die Vorgewende. Deren Anteil beträgt selbst auf größeren, aber nicht rechtwinkeligen Flächen selten unter 20 bis 30%. Der jährliche Fahrverkehr auf den Vorgewenden verursacht nach den wenigen bekannten Einzelerhebungen selbst bei trockener Bestellung um 10% Minderertrag, bei feuchter Bestellung und nicht durchdachter Fahrtechnik beim Wenden sogar 30 bis 40%.


Selbst wenn die mit Gründüngung bewachsenen Böden feucht sind, schmieren sie aufgrund verbesserter Gare deutlich weniger als unter gleichen Bedingungen ein unbewachsener Boden. Im Herbst verbessert eine Messerwalze in der Schlepperfront bei der Aussaat das Einschlitzen der Saat mit einer Scheibenscharmaschine. Abschlegeln hat sich als eher nicht förderlich erwiesen, da die Böden stärker schmieren und sich das feine Pflanzenmaterial schneller zersetzt. Bei deutlichem Besatz mit Ausfallgetreide und Unkraut ist eine Glyphosatbehandlung bis 3 Tage nach der Saat erforderlich. Ohne Ausfallgetreide und bei gut unterdrücktem Unkraut ist dies nicht nötig. Der Einsatz eines Bodenherbizids erfolgt mit Zerfall und Öffnung der Gründecke etwa 2 bis 3 Wochen nach der Saat.


Selbst bei Bestellung im Frühjahr kann die Verungrasung und Verunkrautung von Gründüngungsbeständen gering sein. Von der lückenlosen Bedeckung und deren Dauer bis zum Herunterfrieren hängt es ab, ob unterdrückte Unkräuter und -gräser wieder Erstarken oder ob gar Neuauflauf erfolgt. Eine Glyphosatbehandlung vor der Aussaat ist vor allem bei Verungrasung notwendig. Geringer, kleiner Unkrautbesatz lässt sich problemlos mit den ortsüblichen Frühjahrsherbizidbehandlungen beseitigen.


Andere Drilltechnik:

An die Drilltechnik stellt das Bestellsystem nach „Scheinbestellung“ bzw. in eine Zwischenfruchtdecke andere Anforderungen als die standardgemäße Bestellung. Mischende oder wühlende Vorwerkzeuge benötigt man in der Regel nicht. Sie sind meist sogar schädlich, weil sie feuchte Erde hochreißen und zum Verkleben und Schmieren der nachfolgenden Werkzeuge beitragen. Sinnvoll sind vorlaufende, schmale Wellscheiben, die ohne Bodenwurf einen Schlitz formen, in dem das Säschar läuft. Die Anforderungen an die Drilltechnik sind wie folgt:


  • Schardruck über 100 kg/ Körper,
  • schmale, nicht schmierende Scheibenschare, die wenig Erde hochreißen,
  • sicheres Schließen des Schlitzes und
  • leicht laufendes, nicht matschendes Fahrwerk.

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