Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Baywa in Insolvenzgefahr Ernte 2024 Afrikanische Schweinepest

Aus dem Heft

Zeit für Veränderung

Lesezeit: 4 Minuten

Weizen-Weizen-Rübe: Mit 52 Jahren wurde Dr. Karoline Arnold diese Fruchtfolge zu langweilig. Sie beschloss, auf Bio umzustellen. Jetzt setzt sie auf den flexiblen Fruchtwechsel und auf ihre Überzeugung und ihren Tatendrang.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Im Landkreis Wolfenbüttel war Karoline Arnold 1973 die erste Frau, die ihre Ausbildung zur Landwirtin begann. Aktuell lebt sie auf dem Familiensitz in Hornburg im Harzvorland. Sie selbst bewirtschaftet den Betrieb seit 1992. Das Zepter übergibt sie nun innerhalb der kommenden zwei Jahre nach und nach an Sohn Moritz.


Als langjährige Betriebsleiterin in einer Männerdomäne habe sie sich ständig hinterfragt. „Ich habe immer geschaut, ob ich etwas anders oder besser machen kann“, sagt sie. „Als ich 50 wurde, dachte ich, wenn ich auf Bio umstellen will, dann muss es bald sein. Sonst läuft mir die Zeit weg, bis zum Altenteil sind es nur noch wenige Ernten.“ So stellte sie ihre 300 ha Ackerbau entsprechend den Naturland-Kriterien um. „Die Veränderung hat mich ruhiger werden lassen. Ich habe nicht ständig das Gefühl, dass mich Medien, Vertreter und Berater unter Druck setzen. Jetzt mache ich meine Feldtouren und schaue, dass ich mit dem Striegeln dran bleibe. Das ist schon ein anderer Stress, aber nicht vergleichbar mit meiner konventionellen Zeit“, sagt sie.


Bio braucht Weitsicht:

Im Bioanbau kommt es ihrer Meinung nach stärker auf die Planung im Vorfeld, auf den richtigen Fruchtwechsel und die Bodenbearbeitung an. Ihr größtes Anliegen ist aktuell die Rückkehr zur nicht wendenden Bodenbearbeitung. „Früher haben wir nur 20 % der Flächen gepflügt, seit der Umstellung waren es wegen des hohen Unkrautdrucks immer um die 80 %“, erklärt sie.


Auch deshalb orientiert sie sich an den Grundregeln der Fruchtfolgen, wechselt Winterung und Sommerung ab und lässt dabei Blattfrucht und Halmfrucht aufeinander folgen.


Im vergangenen Jahr musste sie allerdings den Raps aus der Fruchtfolge nehmen. „Wir konnten in fünf Jahren wegen immenser Schäden durch den Rapserdfloh nur drei Ernten einfahren. Der Schlussstrich war unausweichlich“, sagt sie.


Es muss nicht alles klappen:

Deshalb setzt die Landwirtin auf einen flexiblen Fruchtwechsel und keine feste Fruchtfolge. „Wir müssen viel mehr auf Fruchtfolgekrankheiten und Unkräu-ter achten als konventionelle Betriebe“, sagt sie.


Starke Probleme bereitet bei ihr vor allem die Distel, erklärt sie resignierend, wenn auch kämpferisch. Denn sie blüht fröhlich wie eh und je auf ihren Äckern. Es sei auch schon vorgekommen, dass sie mit der Hacke in die Ackerbohnen gefahren ist und bereits nach einigen Metern gesehen hat, dass die Disteln eine ganze Saison an Arbeit vernichtet haben. Als sie noch konventionell gewirtschaftet hat, wäre es ein Unding gewesen, einen Acker nicht ernten zu können.


„Wovon ich mir langfristigen Erfolg erhoffe, ist der Hanfanbau“, erklärt sie. Im dritten Jahr steht die Pflanze nun auf ihrem Acker. „Bei der ersten Ernte haben wir Lehrgeld bezahlt, aber zuletzt hatten wir einen Samenertrag von gut 1000 kg pro ha. Das war Klasse!“, freut sie sich. Positiver Nebeneffekt: Die Wurzeln reichen bis zwei Meter tief in die Erde und rauben der Distel nach und nach den Stickstoff. Dabei vermarktet sie nicht nur die stabilen Hanffasern. Die Kerne gibt sie zum Pressen in eine Biomühle. „Der Hanf ist eine tolle Pflanze und auch die Böden sind danach garer, fast wie Blumenerde“, sagt sie.


Was der Bäuerin Sorgen bereitet, ist die neue Düngeverordnung. „Wir haben eine Futter-Mist-Kooperation mit einem Hennenhalter“, erklärt sie. „Um den Trockenkot auf die Felder im Wasserschutzgebiet bringen zu können, müssen wir jetzt extra Phacelia als Zwischenfrucht anbauen.“


Schwierig und schön:

Doch dieses Vorwegplanen und Lösungen finden ist genau das, was sie im konventionellen Ackerbau vermisst hat. „Ob man jetzt 0,2 oder 0,25 oder doch lieber 0,3 l/ha eines Präparates nimmt? – Wen interessiert das? Wo bleibt da noch der Ackerbau? Das habe ich mich immer gefragt.“


Doch bei all ihrer Leidenschaft bleibt ein Thema nicht auf der Strecke: „Mein persönliches Glück steht an erster Stelle“, sagt sie ganz klar. Jedem Berufsanfänger und Bio-Einsteiger gibt sie deshalb den Rat, das private Leben mit derselben Sorgfalt und Aufmerksamkeit wie das berufliche zu gestalten. „Ich bin ein temperamentvoller Mensch. Manchmal würde ich mir mehr Coolness wünschen“, verrät sie. „Moritz bringt mich dann immer wieder runter. Ich freue mich, dass er den Betrieb übernimmt und dass er, auch wenn er nach der Ausbildung konventionell eingestellt war, weiterhin auf den Ökoanbau setzen will.“ Katharina Meusener

Die Redaktion empfiehlt

top + Ernte 2024: Alle aktuellen Infos und Praxistipps

Wetter, Technik, Getreidemärkte - Das müssen Sie jetzt wissen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.