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Züchten Sie sich keine resistenten Typen!

Lesezeit: 8 Minuten

Der Herbizideinsatz in Kartoffeln ist heikel. Wie Sie die Klippen sicher umschiffen, zeigt Ihnen Hans-Jürgen Meßmer, LTZ Augustenberg, Außenstelle Donaueschingen.


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Die Bekämpfung von Unkräutern und Ungräsern im Vorauflauf (VA) hat sich im Kartoffelanbau mittlerweile zum Standardverfahren entwickelt. Denn Maßnahmen, die Sie bereits zu diesem Zeitpunkt durchführen, schädigen bei höchster Wirkungssicherheit nicht die Kultur.


Bodenherbizide können Sie in der Spanne von kurz nach dem Pflanzen bis zum Durchstoßen ausbringen. Wichtigstes Einsatzkriterium für VA-Herbizide: Der Boden muss unmittelbar beim Spritztermin und direkt danach ausreichend feucht sein. Denken Sie daran, dass Bodenherbizide auf humusreichen Böden (über 5 % Humus) nur eingeschränkt wirken. Auch Risse im Damm, nicht genügend abgesetzte oder verschlämmte Dämme beim Spritzen führen zu Lücken im Herbizidfilm. Die Folge: Unzureichende Wirkung.


Achten Sie beim Vorauflauf außerdem auf Folgendes:


Leitunkräuter und standortspezifisches Spektrum der Unkrautarten bestimmen die Mittelwahl.


Halten Sie die produktspezifischen Bedingungen für die Spritzung und die Auflagen ein.


Mengen und Mittelkombination an die Anwendungsbedingungen anpassen.


VA-Herbizide möglichst auf feuchten Boden und abgesetzte Dämme bringen.


VA-Mittel beim Durchstoßen nicht mehr anwenden!


Allerdings werden vor allem in Jahren mit extremen Witterungsverläufen Grenzen und Probleme dieser Behandlungsstrategie immer wieder deutlich.


Vorsicht bei spätem VA-Einsatz!


Wie schwierig der Umgang mit VA-Herbiziden ist und welche Folgen ihr Einsatz kurz vor oder beim Auflaufen der Kartoffeln haben kann, zeigte ein Versuch in Donaueschingen. Sehr späte VA-Anwendungen beim Auflaufen der Kartoffeln führten vor allem bei den Tankmischungen Artist + Centium 36 CS oder Bandur + Centium 36 CS zu sehr starken, wenn auch kurzzeitigen, phytotoxischen Schäden an den Kartoffeln.


Extrem hohe Schädigungsgrade haben wir auch bei Kombinationen von 0,2 oder 0,3 l/ha Tacco in Mischung mit 3,5 l/ha Bandur festgestellt. Beide Tankmischungen führten von starken Blattaufhellungen über Deformierungen der Blätter bis hin zu deutlichen Wuchsdepressionen der Kartoffelpflanzen. Die Folge: Starke Mindererträge. Am Ende wies die Kombination aus Bandur + Tacco (3,5 + 0,3 l/ha) gegenüber der Standardvariante Boxer + Sencor WG (4,0 + 0,5 l/ha) einen statistisch gesicherten Ertragsverlust von 12 % auf.


Teilweise haben wir auch bei den anderen mitgeprüften Varianten mehr oder weniger starke phytotoxische Schäden beobachtet. Im Verlauf der Vegetation wuchsen sich die Schäden in diesen Varianten in den meisten Fällen aber wieder aus. Im Vergleich zum Standard stellten wir hierbei keine statistisch gesicherten Ertragsunterschiede fest.


Um der Gefahr von Blattverfärbungen oder nachhaltigen Wachstumsverzögerungen vorzubeugen, müssen Sie den Einsatz der VA-Mittel unbedingt richtig terminieren. Mit dem derzeit zur Verfügung stehenden Mittelspektrum sollte die Anwendung direkt nach dem Anhäufeln der Dämme, aber noch vor dem Auflaufen der Kartoffeln erfolgen. Wie viele Tage vor dem Auflauf Sie die VA-Mittel einsetzen können, entnehmen Sie Übersicht 1.


Welche Mittel sind im Vorauflauf geeignet?


In diesem Jahr steht eine überschaubare Auswahl an VA-Mitteln zur Verfügung. Einen Überblick über ihre Wirkung geben Versuchsergebnisse in Übersicht 2. Die Auswahl der Mittel oder der -kombination richtet sich in erster Linie nach dem zu erwartenden Unkrautspektrum. Zusätzlich sollten Sie Sortenaspekte, Nutzungsrichtung (auf Einschränkungen bei Pflanzkartoffeln achten!) und Standortbedingungen (Bodenfeuchte) mit berücksichtigen. So kann sich z. B. die sonst sehr gute Wirkung der Wirkstoffe Flufenacet (Artist), Prosulfocarb (Boxer) und Metosulam (Tacco) bei trockenen Bodenbedingungen nicht voll entfalten.


Mit der Kombination von Bandur (3,5 l/ha) und Centium 36 CS (0,2 l/ha) lässt sich aber auch unter extrem trockenen Bodenbedingungen noch eine ausreichende Wirkung erzielen. Dies zeigen auch Versuchsergebnisse aus dem Jahr 2004 (siehe Übersicht 3 auf Seite 78).


Begrenzender Faktor für den Einsatz von Centium 36 CS sind allerdings Verträglichkeitsprobleme bei vorgekeimtem Pflanzgut und im Pflanzkartoffelanbau. Ausgehend von Kulturverträglichkeitsproblemen rät die Vertriebsfirma auch von einem Bandur-Einsatz im Pflanzkartoffelbau ab. Der Grund: Unter ungünstigen Bedingungen können Reaktionen der Kartoffelpflanze auf den Herbizideinsatz Virussymptome überdecken.


Die Versuchsergebnisse zeigen, dass sich das Wirksamkeitspotenzial einzelner VA-Mittel nur bei optimalen Witterungsbedingungen erfolgreich abrufen lässt. Die trockene Witterung zur Hauptauf-laufphase in den letzten Jahren führte da­zu, dass die Wirkungsgrade bei Bodenherbiziden im VA nicht immer positiv waren.


Wirkstoffe wechseln, Resistenzen vermeiden!


Neue Anbauverfahren und engere Fruchtfolgen haben das Unkrautspek-trum in den letzten Jahren auch im Kartoffelbau stark verändert. Eines der derzeit größten Probleme ist, dass bestimmte Herbizidwirkstoffe in mehreren Kulturen eine Zulassung besitzen und daher auf derselben Fläche relativ häufig eingesetzt werden. Die Folge: Starke Selektion extrem widerstandsfähiger Biotypen.


Das Dilemma ist, dass fehlerhafte Herbizidmaßnahmen die Weiterverbreitung dieser resistenten Typen zusätzlich fördert. Betroffen sind vorwiegend Standorte mit hohem Maisanteil in der Fruchtfolge. In einigen dieser Gebiete haben Landwirte im Mais dieselben Wirkstoffgruppen (z. B. Triazine) wie in Kartoffeln eingesetzt und die Selektion dadurch noch verstärkt.


Unser Rat für Anbaugebiete in Baden-Württemberg, in denen nachweislich triazinresistente Unkräuter wie Melde- und Gänsefußarten aufgetreten sind: Bereits bei der Mittelwahl unbedingt auf unterschiedliche Wirkstoffe achten! Denn hier bringen die metribuzinhaltigen Mittel (Sencor WG/Mistral) nicht mehr die volle Wirkung. Bei bestätigten Resistenz-Fällen auf bewährte Tankmischungen mit Bandur zurückgreifen!


„Letzte Rettung“ imNachauflauf


Der reine Nachauflauf (NA) ist für Pflanzkartoffelbetriebe keine Alternative, da der Blattapparat der Kartoffeln sehr leicht Schäden aufweist. Auch im Konsumanbau sind die Möglichkeiten im Nachauflauf sehr begrenzt. Er ist vorrangig eine Ergänzung zum Vorauflauf oder eine „Feuerwehrmaßnahme“ gegen Spätverunkrautung.


Sind z. B. Nachbehandlungen gegen Knötericharten erforderlich, empfiehlt sich der gezielte Einsatz von 0,2 bis 0,5 kg/ha Sencor WG/Mistral. Beide Mittel haben den großen Vorteil, dass sie in Ergänzung zur Boden- auch eine Blattwirkung besitzen. Beim Metribuzin-Einsatz (Sencor WG/Mistral) im Nachauflauf ist in jedem Fall zu beachten, dass dieser bei ungünstigen Witterungsbedingungen even­tuell zu Aufhellungen des Blattapparates oder im Extremfall auch Verbrennungen führen kann.


Die Sorten reagieren unterschiedlich empfindlich auf metribuzinhaltige Produkte im Nachauflauf. In zahlreichen Versuchen an einem sehr umfangreichen Sortiment zeigte sich, dass folgende Sorten auf frühe NA-Behandlungen (bis max. 10 cm Wuchshöhe) bereits bei Mengen von je 0,3 kg/ha Sencor WG oder Mistral mit Schäden reagieren: Afra, Agila, Agria, Allians, Annabelle, Belana, Laura, Melina, Nicola, Selma und Vienna.


Die Schäden sind je nach Jahr unterschiedlich stark ausgeprägt.


Spritzfolgen und Splitting für den Nachauflauf


Die Rimsulfuron-Mittel Cato oder Escep eignen sich besonders zur NA-Bekämpfung von Klette, Bingelkraut, Kamille, Amarant und Franzosenkraut sowie einjähriger Ungräserarten, wie z. B. Ackerfuchsschwanz, Flughafer und Hirsearten. Um dieses Wirkungsspektrum auszuweiten, hat sich in der Praxis die folgende Spritzfolge bewährt:


Sencor WG/Mistral im VA gefolgt von Cato/Escep im NA. Die volle Wirkungsbreite entfalten Cato/Escep aber nur durch den zusätzlichen Einsatz eines Formulierungshilfsstoffes (FHS).


Die Aufwandmengen richten sich unter anderem danach, wie weit die Unkräuter entwickelt sind. Falls z. B. die Klette schon weiter entwickelt ist, kann es vorteilhaft sein, die FHS-Menge von 0,3 auf 0,5 l/ha zu erhöhen. Dieser zusätzlich benötigte FHS ist im Handel unter dem Namen DuPontTrend erhältlich.


Doch aufgepasst! Bei hohen Mengen können Verträglichkeitsprobleme auftreten. Führen Sie die Anwendung in zwei Stufen durch. Denn das zieht den Blattapparat der Kultur weniger stark in Mitleidenschaft. Hier der Tipp zum Splitting:


j 1. Anwendung ab 5 bis 10 cm Wuchshöhe der Kartoffel: 30 g/ha Cato (Cato-Komponente A) + 0,3 l/ha FHS (Cato-Komponente B)


j 2. Anwendung 8 bis 10 Tage später (spätestens bei 20 cm Wuchshöhe der Kartoffel): 20 g/ha Cato (Cato-Komponente A) + 0,2 l/ha FHS (DuPontTrend)


Einen Überblick der in Kartoffeln im Vor- und Nachauflauf zugelassenen Mittel gegen Unkräuter mit ihrem jeweiligen Wirkungsspektrum gibt Ihnen Übers. 4.


Was tun gegen Disteln?


Um das Durchwachsen von Disteln in den Kartoffelbeständen zu verhindern, sollten Sie diese bereits in der Vorfrucht bekämpfen. Denn in Kartoffeln sind sie sich nur sehr schwer in den Griff zu bekommen. Leider gelingt diese auch nicht über die Mittelkombination Cato + FHS. Sie bietet dem Kartoffelbau aber einen gewissen Lösungsansatz. Vorhandene Disteln lassen sich in Folge der Anwendung zwar nicht effizient genug bekämpfen. Ihre Weiterentwicklung lässt sich damit jedoch verhindern.


Nach der Behandlung zeigen sich die ersten Wirkungssymptome in Form von gelben Distelköpfen, die Pflanzen stellen im weiteren Verlauf das Wachstum ein. Die Samenbildung und weitere Ausbreitung in den Beständen verhindern Sie dadurch. Günstigster Behandlungszeitpunkt: Wuchshöhe der Disteln von ca. 20 cm.


Erwischen Sie Ungräser im sensiblen Stadium!


Neben Cato und Escep haben sich bei der Bekämpfung einjähriger Ungräser in Kartoffeln auch weitere Mittel wie Agil-S, Focus Ultra, Fusilade Max, Select 240 EC oder Targa Super bewährt. Wichtiges Einsatzkriterium für alle NA-Mittel: Ihr Einsatz muss in den sensiblen Wachstumsstadien der Schadgräser (im 2- bis 4-Blattstadium) erfolgen, damit sie gut wirken.


Quecke lässt sich am besten mit Gräsermitteln wie Fusilade Max, Select 240 EC und Targa Super mit der jeweils empfohlenen Aufwandmenge bekämpfen. Sie wirken zuverlässig und ihre Dauerwirkung reicht aus. In 2009 ist das Mittel Panarex neu hinzugekommen. In der Wirkungsweise ist es mit Targa Super vergleichbar. Gräsermittel entnehmen Sie Übersicht 5.

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