Neuen Fuchsschwanzsamen gleich auf der Stoppel zu vernichten, klingt verlockend. Ob das klappt, zeigen erste Feldversuche. Eine effiziente Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz im Getreide ist wohl auch 2017 in vielen Betrieben „die“ Herausforderung schlechthin.
Neuen Fuchsschwanzsamen gleich auf der Stoppel zu vernichten, klingt verlockend. Ob das klappt, zeigen erste Feldversuche. Für top agrar-Südplus 3/2017 berichtet Miriam Messelhäuser von Uni Hohenheim:
Eine effiziente Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz im Getreide ist wohl auch 2017 in vielen Betrieben „die“ Herausforderung schlechthin. Weil die Resistenzprobleme bei der chemischen Bekämpfung zunehmen, geraten alternative Strategien auf der Stoppel in den Fokus. Darauf zielten auch die Feldversuche ab, die 2016 die Universität Hohenheim in Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium Tübingen durchführte. Ziel war, neue Samen auf der Stoppel zu vernichten und so einen Eintrag in die Bodensamenbank zu verhindern. Zudem sollte der Samenvorrat im Boden reduziert werden.
Die Standorte
Die Versuche fanden auf schwerem, lehmigem Boden in Oberndorf, Entringen und Nehren im Landkreis Tübingen statt. Der Standort Oberndorf zeigte vor der Getreideernte einen extrem hohen Besatz (31 Pflanzen/m²; 2588 Ähren/m²), die beiden anderen einen niedrigen bis mittleren (6 Pflanzen/m²; 33 bis 40 Ähren/m²).
Generell war der Besatz mit Ackerfuchsschwanz 2016 enorm hoch. Durch einen trockenen Oktober 2015 war die Herbstanwendung der Herbizide wenig erfolgreich. Der milde Winter führte zu anhaltendem Wachstum. Bis zur Blüte des Unkrautes war das Wetter im Frühjahr nass und kalt. Dadurch hielt die primäre Keimruhe (Dormanz) länger an als bei einer trockenen und warmen Witterung, d. h., statt zwei bis vier bis zu acht Wochen.
An jedem Standort wurden fünf Testvarianten vierfach wiederholt.
Variante 1: Flache Stoppelbearbeitung ohne Zwischenfrüchte
Hier erfolgten ein- oder mehrmalige Überfahrten (in vierwöchigem Abstand) mit einem Grubber. Wichtig war eine flache Stoppelbearbeitung (< 8 cm), damit die neu gebildeten, ruhenden Samen in der oberen Bodenschicht bleiben und keimen. Wird der Samen in der primären Keimruhe tiefer vergraben, fällt er in die sekundäre, die unterschiedlich lange andauern kann. Kurz vor der Saat der nächsten Kultur kann der Aufwuchs mechanisch oder chemisch beseitigt werden. Das ist allerdings nur nach der primären Keimruhe (ca. Ende September) sinnvoll.
Variante 2: Flache Stoppelbearbeitung mit Zwischenfrüchten
Bei dieser Variante wurden die Stoppeln wieder flach bearbeitet, zusätzlich aber Zwischenfrüchte ausgesät. Sie sollten die Keimlinge in eine Konkurrenzsituation um Licht, Wasser und Nährstoffe bringen, sodass sie verkümmern. Zusätzlich scheiden einige Zwischenfrüchte chemische Substanzen aus, die andere Pflanzen hemmen.
Variante 3: Direktsaat einer Zwischenfrucht nach der Ernte
Unmittelbar nach der Ernte des Getreides wurde eine Zwischenfrucht mittels Direktsaat angebaut. Die neuen primär ruhenden Samen bleiben an der Oberfläche und sollen durch Tiere wie Mäuse oder durch Pilze beseitigt werden. Zusätzlich sorgen die Zwischenfrüchte für eine starke Konkurrenz.
Varianten 4 und 5: Ab Dreiblattstadium betriebsübliche mechanische Bearbeitung oder Glyphosateinsatz
Ist die erste Welle des Ackerfuchsschwanzes aufgelaufen, folgt eine mechanische bzw. chemische Behandlung, um den Aufwuchs zu beseitigen. In Oberndorf wurde 5 l/ha Kyleo ausgebracht; in Entringen Albaugh Rosate mit einer Aufwandmenge von 36,3 l/ha und in Nehren Taifun Forte mit 3 l/ha. Je nach Befallsdruck und Wetterlage kann eine zweite Auflaufwelle provoziert werden. Hier laufen dann auch Samen aus dem Bodenvorrat auf.
Die Varianten 3 und 4 zeigten bei starkem Besatz den besten Bekämpfungserfolg.
Ergebnisse bei starkem Besatz
Auf der Fläche mit dem höchsten Besatz (Übersicht) zeigte sich bei den Varianten 1, 3 und 4 die geringste Fuchsschwanzdichte. Bei Variante 1 wurden viele neugebildete Samen vergraben und alte an die Oberfläche gebracht. Dadurch keimten nur wenige und der Vorrat im Boden wurde angereichert. Deshalb ist eine langfristige Bekämpfung mit dieser Strategie fragwürdig.
Bei Variante 3 wurde der Boden dagegen nicht bewegt, somit konnten keine Samen vergraben und auch keine sekundäre Keimruhe induziert werden. Die neuen Samen auf der Oberfläche ließen sich durch Kleintiere und Mikroorganismen in Kombination mit den Zwischenfrüchten bekämpfen. Führt man diese Bearbeitung über mehrere Jahre durch, sollte sich der Samenvorrat im Boden reduzieren.
Bearbeitet man die Stoppel mehrmals, werden die meisten Samen zur Keimung angeregt. Dabei ist jedoch zu beachten, dass hier auch Samen aus vorangegangenen Jahren keimen und neu gebildete vergraben werden. Durch die extreme Trockenheit im August/September 2016 konnten sich die Zwischenfrüchte in Variante 2 nur schlecht etablieren und deshalb den Ackerfuchsschwanz auch nur eingeschränkt unterdrücken. Die Bearbeitung nach der ersten Auflaufwelle zeigte ebenfalls gute Erfolge, wie jedoch der Langzeiterfolg aussieht, ist offen.
Mit Glyphosat ließ sich der aktuelle Aufwuchs bekämpfen, jedoch wurde der entstandene Platz schnell durch eine zweite Auflaufwelle besetzt.
Ergebnisse bei mittlerem Besatz
Bei niedrigem bis mittlerem Besatz empfehlen sich ebenfalls alternative Strategien. Im Gegensatz zum Standort Oberndorf konnten bei den Varianten 1 und 2 die meisten Keimpflanzen vom Ackerfuchsschwanz erfasst werden. Die mehrmalige Bearbeitung regte Samen aus dem Bodensamenvorrat zur Keimung an. In diesem Fall muss dies aber nicht negativ sein.
An Standorten mit geringem Besatz kann eine mehrmalige flache Bodenbearbeitung einen höheren Erfolg bringen, da mehr Samen zur Keimung angeregt, als neu gebildet wurden. Der Vorrat im Boden lässt sich so sogar reduzieren.
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Neuen Fuchsschwanzsamen gleich auf der Stoppel zu vernichten, klingt verlockend. Ob das klappt, zeigen erste Feldversuche. Für top agrar-Südplus 3/2017 berichtet Miriam Messelhäuser von Uni Hohenheim:
Eine effiziente Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz im Getreide ist wohl auch 2017 in vielen Betrieben „die“ Herausforderung schlechthin. Weil die Resistenzprobleme bei der chemischen Bekämpfung zunehmen, geraten alternative Strategien auf der Stoppel in den Fokus. Darauf zielten auch die Feldversuche ab, die 2016 die Universität Hohenheim in Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium Tübingen durchführte. Ziel war, neue Samen auf der Stoppel zu vernichten und so einen Eintrag in die Bodensamenbank zu verhindern. Zudem sollte der Samenvorrat im Boden reduziert werden.
Die Standorte
Die Versuche fanden auf schwerem, lehmigem Boden in Oberndorf, Entringen und Nehren im Landkreis Tübingen statt. Der Standort Oberndorf zeigte vor der Getreideernte einen extrem hohen Besatz (31 Pflanzen/m²; 2588 Ähren/m²), die beiden anderen einen niedrigen bis mittleren (6 Pflanzen/m²; 33 bis 40 Ähren/m²).
Generell war der Besatz mit Ackerfuchsschwanz 2016 enorm hoch. Durch einen trockenen Oktober 2015 war die Herbstanwendung der Herbizide wenig erfolgreich. Der milde Winter führte zu anhaltendem Wachstum. Bis zur Blüte des Unkrautes war das Wetter im Frühjahr nass und kalt. Dadurch hielt die primäre Keimruhe (Dormanz) länger an als bei einer trockenen und warmen Witterung, d. h., statt zwei bis vier bis zu acht Wochen.
An jedem Standort wurden fünf Testvarianten vierfach wiederholt.
Variante 1: Flache Stoppelbearbeitung ohne Zwischenfrüchte
Hier erfolgten ein- oder mehrmalige Überfahrten (in vierwöchigem Abstand) mit einem Grubber. Wichtig war eine flache Stoppelbearbeitung (< 8 cm), damit die neu gebildeten, ruhenden Samen in der oberen Bodenschicht bleiben und keimen. Wird der Samen in der primären Keimruhe tiefer vergraben, fällt er in die sekundäre, die unterschiedlich lange andauern kann. Kurz vor der Saat der nächsten Kultur kann der Aufwuchs mechanisch oder chemisch beseitigt werden. Das ist allerdings nur nach der primären Keimruhe (ca. Ende September) sinnvoll.
Variante 2: Flache Stoppelbearbeitung mit Zwischenfrüchten
Bei dieser Variante wurden die Stoppeln wieder flach bearbeitet, zusätzlich aber Zwischenfrüchte ausgesät. Sie sollten die Keimlinge in eine Konkurrenzsituation um Licht, Wasser und Nährstoffe bringen, sodass sie verkümmern. Zusätzlich scheiden einige Zwischenfrüchte chemische Substanzen aus, die andere Pflanzen hemmen.
Variante 3: Direktsaat einer Zwischenfrucht nach der Ernte
Unmittelbar nach der Ernte des Getreides wurde eine Zwischenfrucht mittels Direktsaat angebaut. Die neuen primär ruhenden Samen bleiben an der Oberfläche und sollen durch Tiere wie Mäuse oder durch Pilze beseitigt werden. Zusätzlich sorgen die Zwischenfrüchte für eine starke Konkurrenz.
Varianten 4 und 5: Ab Dreiblattstadium betriebsübliche mechanische Bearbeitung oder Glyphosateinsatz
Ist die erste Welle des Ackerfuchsschwanzes aufgelaufen, folgt eine mechanische bzw. chemische Behandlung, um den Aufwuchs zu beseitigen. In Oberndorf wurde 5 l/ha Kyleo ausgebracht; in Entringen Albaugh Rosate mit einer Aufwandmenge von 36,3 l/ha und in Nehren Taifun Forte mit 3 l/ha. Je nach Befallsdruck und Wetterlage kann eine zweite Auflaufwelle provoziert werden. Hier laufen dann auch Samen aus dem Bodenvorrat auf.
Die Varianten 3 und 4 zeigten bei starkem Besatz den besten Bekämpfungserfolg.
Ergebnisse bei starkem Besatz
Auf der Fläche mit dem höchsten Besatz (Übersicht) zeigte sich bei den Varianten 1, 3 und 4 die geringste Fuchsschwanzdichte. Bei Variante 1 wurden viele neugebildete Samen vergraben und alte an die Oberfläche gebracht. Dadurch keimten nur wenige und der Vorrat im Boden wurde angereichert. Deshalb ist eine langfristige Bekämpfung mit dieser Strategie fragwürdig.
Bei Variante 3 wurde der Boden dagegen nicht bewegt, somit konnten keine Samen vergraben und auch keine sekundäre Keimruhe induziert werden. Die neuen Samen auf der Oberfläche ließen sich durch Kleintiere und Mikroorganismen in Kombination mit den Zwischenfrüchten bekämpfen. Führt man diese Bearbeitung über mehrere Jahre durch, sollte sich der Samenvorrat im Boden reduzieren.
Bearbeitet man die Stoppel mehrmals, werden die meisten Samen zur Keimung angeregt. Dabei ist jedoch zu beachten, dass hier auch Samen aus vorangegangenen Jahren keimen und neu gebildete vergraben werden. Durch die extreme Trockenheit im August/September 2016 konnten sich die Zwischenfrüchte in Variante 2 nur schlecht etablieren und deshalb den Ackerfuchsschwanz auch nur eingeschränkt unterdrücken. Die Bearbeitung nach der ersten Auflaufwelle zeigte ebenfalls gute Erfolge, wie jedoch der Langzeiterfolg aussieht, ist offen.
Mit Glyphosat ließ sich der aktuelle Aufwuchs bekämpfen, jedoch wurde der entstandene Platz schnell durch eine zweite Auflaufwelle besetzt.
Ergebnisse bei mittlerem Besatz
Bei niedrigem bis mittlerem Besatz empfehlen sich ebenfalls alternative Strategien. Im Gegensatz zum Standort Oberndorf konnten bei den Varianten 1 und 2 die meisten Keimpflanzen vom Ackerfuchsschwanz erfasst werden. Die mehrmalige Bearbeitung regte Samen aus dem Bodensamenvorrat zur Keimung an. In diesem Fall muss dies aber nicht negativ sein.
An Standorten mit geringem Besatz kann eine mehrmalige flache Bodenbearbeitung einen höheren Erfolg bringen, da mehr Samen zur Keimung angeregt, als neu gebildet wurden. Der Vorrat im Boden lässt sich so sogar reduzieren.