Die eiskalten Temperaturen in der letzten Woche haben teilweise großen Schaden bei den jungen Zuckerrübenbeständen angerichtet. Auch in den vergangenen Nächten ist die Thermometer-Anzeige vielerorts wieder unter Null gerutscht, zeigt sich der Verband der Hessisch-Pfälzischen Zuckerrübenanbauer besorgt.
Mindestens 10 % der Zuckerrübenflächen sind bereits jetzt vollständig vernichtet; weitere 20-30 % der Flächen zeigten teilweise Verluste. Die größten Schäden sind im Wonnegau, Zellertal, dem südlichen Rheinhessen und Südhessen beobachtet worden, heißt es.
Leichten Frost können Zuckerrüben eigentlich durchaus vertragen. Der aktuelle Arctic Outbreak sei aber einfach zu viel, erklärt der Verband weiter. Die kritischste Zeit für die jungen Pflanzen ist dabei morgens kurz vor Sonnenaufgang. Durch den Klimawandel können schon früh im Jahr hohe Temperaturen erreicht werden. Später sind aber auch noch einmal Frosteinbrüche möglich, was Weinreben, Obstblüte aber auch Rüben hart treffen kann. Dabei sind die sogenannten „Eisheiligen“ noch nicht einmal da. Mit diesen ist Mitte Mai nochmals eine kritische Kältephase möglich.
Schäden größer als derzeit sichtbar
Die Schäden sind nach Auffassung des Verbandes weitaus größer, als viele Landwirte derzeit glauben, da man oberirdisch noch die grünen Blätter sieht und die Pflanzen unauffällig scheinen.
Unterirdisch sei aber vielfach der Keimling durch Frost eingeschnürt, und damit sei die Versorgung der Blätter nicht mehr möglich. In wenigen Tagen, wenn es wieder trocken wird, sterben diese Rüben ab, befürchtet der Verband. „Man sieht den Schaden an Wurzel und kleinem Trieb erst, wenn man diesen freilegt und genau betrachtet“, erklärt Verbandsgeschäftsführer Dr. Christian Lang. „Dieses Phänomen haben wir bei uns tatsächlich so noch nie beobachtet.“
Zuckerrüben in grob strukturierten Böden sind stärker gefährdet, insbesondere im sog. „Hakenstadium“ unmittelbar nach der Keimung. In dieser Phase, wenn die junge Pflanze gerade die Bodenoberfläche durchstößt, können bereits Nachtfröste von -2 bis -3 °C ausreichen, um sie irreversibel zu schädigen.
„Der Saattermin hatte offenbar nur geringen Einfluss“, stellt Lang fest. „Viel wichtiger ist die Ablage. Tief abgelegte Rüben, die bereits einen langen Weg nach oben zum Licht hatten, haben ihre Energie teilweise schon verbraucht und sind dann weniger widerstandsfähig.“
Blattlausgefahr
Die Frostschäden treffen die Rübenanbauer umso härter, da sie gerade mit hohem Aufwand versucht hatten, die diesjährige Rübensaat besser gegen Blattläuse zu schützen. Ein Umbrechen der erfrorenen Rüben bedeutet für die Anbauer jetzt nicht nur eine neue Saat, die jeden Hektar nochmals mit ca. 300 € belastet; die neu gesäten Rüben werden zudem weniger gut gegen Blattläuse gewappnet sein, da jetzt nur noch Saatgut ohne die schützende Beize eingesetzt werden kann, erklärt Dr. Christian Lang. Er beziffert die bisherigen finanziellen Schäden auf mindestens 2 Mio. € für die Anbauer.
Die betroffenen Landwirte können neues Saatgut bei regionalen Ansprechpartnern der Südzucker AG, den sog. „SRS-Leuten“, direkt abholen. Der Verband weist darauf hin, dass die Nachsaat möglichst bald erfolgen sollte, damit die geringe Feuchtigkeit der Böden noch genutzt werden kann, und um den neuen Rübenpflanzen eine möglichst lange Vegetationsdauer zu sichern.