Wie sich die klimawandelbedingte Trockenheit auf Grünland auswirkt, haben Forscher in einem internationalen Drought-Net Experiment (IDE) geprüft. An 100 Forschungsstandorten auf sechs Kontinenten reduzierten die Wissenschaftler den Niederschlag mithilfe experimenteller Dachkonstruktionen um bis zu 50 %. Veröffentlicht wurde die Studie wurde in Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS). Beteiligt ist auch Prof. Dr. Anke Jentsch, Professorin für Störungsökologie und Vegetationsdynamik an der Universität Bayreuth.
Fest steht nun, dass ein einziges Dürrejahr das Wachstum der Bestände um mehr als 80 % reduzieren kann. Dadurch können die Ökosysteme deutlich weniger Kohlendioxid aufnehmen. Insgesamt ging das Pflanzenwachstum auf den künstlich einer Dürre ausgesetzten Grasflächen durchschnittlich um 36 % zurück, was weit über früheren Schätzungen liegt.
Trockenstresstoleranz durch Artenvielfalt
Es gab allerdings auch positive Überraschungen an etwa 20 % der Standorte: Dort wirkte sich die simulierte Trockenheit im Gegensatz zu den global beobachteten Effekten nicht signifikant auf die Biomasseproduktion aus. „Darunter war auch ein artenreicher Grünlandstandort in Deutschland“, sagt Jentsch.
Grund sei wohl, dass das Klima dort feuchter war, die Artenzahl der Pflanzen höher und die Trockenheit weniger stark als in der Prärie. Insgesamt überstanden artenreiche Wiesen in der feuchteren Zone von Mitteleuropa die Trockenheit besser als die in trockeneren Klimazonen.
Die Forschungsergebnisse können Ökologen dabei helfen, vorherzusagen, welche Ökosysteme während Trockenperioden am stärksten gefährdet sind und welche weiterreichenden ökologischen Auswirkungen dies hat. Jentsch weist darauf hin, dass während der letzten Sommerdürre in Europa intensiv bewirtschaftetes Grasland mit relativ wenigen Arten, wie z. B. reine Wirtschaftswiesen oder angesäte Klee-Gras-Mischungen, stark betroffen waren.
„Durch die Pflege von artenreichen Heuwiesen oder Ansaat und Zusaat einer vielfältigeren Artenmischung könnten solche Grünlandflächen auch bei schwerer Trockenheit weiterhin die Vegetationsdynamik aufrechterhalten und die gewünschten Ökosystemleistungen erbringen“, sagt sie.
Artenvielfalt im Wirtschaftsgrünland wirkt gegen Ernteausfällen bei Dürren."
Mehr Biodiversität fördere die Resilienz: In wechselnden Extremwettersituationen seien Wiesen besonders stabil durch die Pflanzengemeinschaft aus verschiedenen Kräutern und Gräsern. Daher sei die Förderung der Artenvielfalt im Wirtschaftsgrünland wirksam gegen Ernteausfällen bei Dürren.