Der in der Europäischen Union als Düngemittel zugelassene Kalkstickstoff kann schädlich für die menschliche Gesundheit und die Umwelt sein. Das geht zumindest aus einem Gutachten des Wissenschaftlichen Komitees für Gesundheits- und Umweltrisiken (SCHER) vom 22. März hervor, das die Brüsseler Generaldirektion Gesundheit und Verbraucherschutz (GD Sanco) am vergangenen Freitag veröffentlicht hat.
Demnach wurden für realistische Ausbringungsmengen von 225 kg bis 450 kg Wirkstoff je Hektar Risiken für Landwirte und private Nutzer sowie für Anwohner und Kinder identifiziert. Dabei wirke vor allem das bei der oralen Aufnahme von Kalkstickstoffstaub entstehende Cyanamid giftig. Die von Herstellern empfohlenen Vorsichtsmaßnahmen seien nicht ausreichend, um eine sichere Anwendung zu gewährleisten, stellten die Experten fest. Es sei unwahrscheinlich, dass darüber hinausgehende Maßnahmen die Nutzung sicherer machen könnten, weil dadurch die Ausbringung des Düngemittels zu umständlich würde.
Außerdem könnten sich nebenstehende Personen und Anwohner nicht schützen. Von einer privaten Nutzung rät das SCHER ausdrücklich ab. Außerdem könne Kalkstickstoff zur Verunreinigung des Grundwassers und von Oberflächengewässern führen.
Kalkstickstoff wird in der Landwirtschaft auch eingesetzt, weil er durch das nach der Ausbringung entstehende Cyanamid verschiedene Unkräuter, tierische Schädlinge sowie Weideparasiten abtötet und gegen Kohlhernie wirkt.