Als neue Schnittstelle zwischen Quinoa-Produzenten, Quinoa-Forschern und der Politik will der Deutsche Bundesverband Quinoa fungieren. Prof. Dr. Karl Schmid, der seit mehr als einem Jahrzehnt an der Universität Hohenheim in Stuttgart zum Thema Quinoa forscht, ist sich sicher, dass Quinoa dank der Anbaueigenschaften und seiner wertvollen Nährstoffe in Zukunft eine sehr viel wichtigere Rolle auf dem Speiseplan der Deutschen spielen wird.
Schmid ist Präsident des Verbandes und gehört zusammen mit einer Gruppe heimischer Quinoaproduzenten zu den Initiatoren des Deutscher Bundesverband Quinoa e. V., dessen Sitz in München ist und mit einer Repräsentanz in Berlin vertreten wird.
Wertvoll für Mensch und Landwirtschaft
Im Vergleich zu anderen Kulturarten benötigt Quinoa deutlich weniger Wasser und Stickstoffdünger. Zudem wächst das Pseudogetreide auch auf kargen, trockenen Böden. Diese Bodenverhältnisse dürften in den kommenden Jahrzehnten in Deutschland durch die vom Klimawandel verursachten Dürreperioden häufiger anzutreffen sein. „Eine Kulturpflanze, die wenig Wasser braucht und selbst auf einem nährstoffarmen Boden wächst, kann Landwirten helfen, die Folgen des Klimawandels besser abzufedern“, sagt Schmid.
Wirtschaftlich tragfähige und umweltfreundliche Lösungen
Das sieht auch Martin Zech, Generalsekretär und Sprecher des Verbandes so. Zech ist Landwirt und Mitglied der Münchner Bauerngenossenschaft, die bereits seit mehreren Jahren mit dem Quinoaanbau erfolgreich ist. „Wir Landwirte spüren die Auswirkungen des Klimawandels schon jetzt. Wenn wir die lokale Lebensmittelproduktion erhalten und stärken wollen, müssen wir dringend wirtschaftlich tragfähige und umweltfreundliche Lösungen für die Zukunft finden. Quinoa ist da ein wichtiger Baustein“, so Zech.
Das Potenzial des Pseudogetreides sei dabei aber noch lange nicht ausgereizt. „Bessere Züchtungen und neue Erkenntnisse hinsichtlich optimaler Anbaumethoden werden auch hierzulande die Quinoaerträge noch steigern können“, ist sich Schmid gewiss.
Genau dieses Potenzial will der Deutsche Bundesverband Quinoa e. V. zusammen mit Forschungseinrichtungen und Landwirten strukturiert erschließen. „Wir wollen den Quinoaanbau in Deutschland insbesondere in nachhaltigen Anbausystemen fördern und unterstützen die Erforschung und die Weiterentwicklung von Quinoa durch Züchtungen“, so Prof. Dr. Schmid. Interessierten Landwirten werde man in allen praktischen und organisatorischen Belangen hinsichtlich des Quinoaanbaus beratend zur Seite stehen.
Leistungsfähige lokale Landwirtschaft mit kurzen Wegen zum Konsumenten
Dabei ist Quinoa nicht nur für eine ressourcenschonende Landwirtschaft gut, sondern auch für die Menschen. Quinoa enthält alle essenziellen Aminosäuren, insbesondere Lysin. Das Korn ist glutenfrei, enthält komplexe Kohlenhydrate und ungesättigte Fettsäuren. Für diesen Nährstoffreichtum sollen Verbraucher sensibilisiert werden. Kampagnen des Verbandes sollen die Quinoanachfrage in Deutschland stärken.
Bewusst spreche man jedoch im Zusammenhang mit Quinoa nicht von einem Superfood. „Wir wollen nicht ein Lebensmittel gegen ein anderes ausspielen oder auf einen Trend aufsetzen. Uns geht es um die langfristige Ernährungsqualität und Ernährungssicherheit, für die wir auch in Deutschland eine leistungsfähige lokale Landwirtschaft mit kurzen Wegen zum Konsumenten brauchen.“
Die Bedeutung des Quinoaanbaus will der Deutsche Bundesverband Quinoa e. V. daher auch an die Politik adressieren, um zum Beispiel – wo nötig – Regularien zu optimieren und Landwirten Anbau und Vertrieb von Quinoa zu erleichtern.