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Wie Landwirte wassersparend Roggen anbauen - Besuch bei zwei Optimierern

Wassersparend ackern, auf aufgelockerte Fruchtfolgen setzen und Roggen im eigenen Betrieb verwerten. Georg Augustin hat sich zur Aufgabe gemacht, immer nachhaltiger zu wirtschaften.

Lesezeit: 6 Minuten

Wir suchen ständig nach Möglichkeiten, wie man den Betrieb noch nachhaltiger bewirtschaften kann“, sagt Georg Augustin, Betriebsleiter der Agrargenossenschaft Doberschütz e. G. in Nordsachsen. „Eher leichte Böden, niedrige durchschnittliche Jahresniederschläge von rund 450 mm und zunehmende Frühjahrs- und Vorsommertrockenheiten machen optimiertes Arbeiten auf unserem Grenzstandort zur Pflicht.“

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Auf dem Grenzstandort der Agrar­genossenschaft Doberschütz e. G. ist es das wichtigste Ziel, stabile Erträge bei ­geringen Kosten zu generieren.

Beim Ackern hat Wasser sparen oberste Priorität – deshalb will Georg Augustin die Direktsaat auf dem Betrieb ausweiten.

Über intelligente Fruchtfolgen senkt er u. a. den Krankheits- und Unkrautdruck.

Auf dem Gemischtbetrieb, der zwischen Leipzig und Torgau liegt, werden neben Getreide auch Raps, Mais, Rüben, Sonnenblumen und Leguminosen angebaut. Die Bodenarten reichen von Sand bis sandigen Lehm (17 bis 70 BP).

Die größte Herausforderung – so Augustin – ist es, trotz der niedrigen, oft schlecht verteilten Niederschläge noch stabile Ernten einzufahren. Mit welchen Maßnahmen er und seine Kollegen das dennoch erreichen, hat er uns im Gespräch verraten. Hier einige Kernpunkte:

1. Mulch- und Direktsaat

Seit jeher setzt der Betrieb auf  Mulchsaat  – innerhalb des Verfahrens will Georg Augustin nun die Intensität weiter senken. Ein Beispiel: Die Rapsstoppeln werden mittlerweile nur noch mit einer Messerwalze bearbeitet. „Bei hoher Flächenleistung zerkleinert die Walze die Stoppeln und drückt gleichzeitig den Ausfallraps an, der dadurch keimt“, erklärt er.

„Ist der Raps aufgelaufen, wird der Aufwuchs mit Glyphosat beseitigt. Dann folgt eine flache Einarbeitung der organischen Substanz und anschließend die Weizensaat. Durch die kontinuierliche Bodenbedeckung und die Erhaltung der Bodenkapillare spart diese Vorgehensweise viel Wasser und auch Zeit.“

Um den Wasserspareffekt weiter zu erhöhen und gleichzeitig den Dieselverbrauch sowie die Arbeitserledigungskosten noch stärker zu drücken, arbeitet der Betrieb seit zwei Jahren auf 40 bis 50 ha mit  Direktsaat. „Ich hoffe, dass die Bestände dadurch bei Vorsommertrockenheit länger durchhalten und gleichmäßiger stehen“, so Augustin. Dann – so der Landwirt weiter – sei auch mit verbesserten Inhaltsstoffen beim Getreide zu rechnen, was wegen der teils innerbetrieblichen Verwertung von Vorteil ist.

Allerdings gibt es auch Herausforderungen. „Aufgrund der jahrelangen Mulchsaat akkumulieren schon jetzt Nährstoffe in der obersten Bodenschicht“, erklärt er. „Langfristig versuchen wir, durch Humusaufbau das Bodenleben inklusive Regenwürmer derart zu fördern, dass mehr Erntereste tiefer in den Boden gelangen, z. B. durch die Regenwurmröhren, und dort mineralisiert werden.“ Aber auch die Technik hilft ihm, die Nährstoffe an die Pflanzenwurzeln zu bringen. So baut er z. B. den Mais im Strip Till-Verfahren an.

Besorgt schaut Georg Augustin zurzeit auf die Glyphosatdebatte. „Ohne ein Totalherbizid sind Direktsaatverfahren, die standortabhängig viele Vorteile in puncto nachhaltiges Ackern bieten, schwerer umsetzbar.“

2. Gesunde Fruchtfolgen

Um Humus aufzubauen, den Krankheitsdruck in den Kulturen niedrig zu halten und gleichzeitig eine gute Nährstoffverfügbarkeit zu gewährleisten, sind Augustin auch optimierte Fruchtfolgen wichtig – und davon hat er auf dem Betrieb gleich drei:

  • Auf Flächen, die im Roten Gebiet liegen, baut er z. B. Roggen/Mais/Gerste/Erbsen an. Weil insbesondere Roggen sehr N-effizient ist, kommt er nach seinen Erfahrungen am ehesten mit der gesetzlich geforderten Kürzung von 20 % des N-Bedarfswerts klar. Über eine Leguminose bringt der Landwirt zusätzlichen Stickstoff ins System.

  • Auf Sandflächen, die nicht im Roten Gebiet liegen, setzt er z. B. auf die Fruchtfolge Roggen/Mais/Gerste oder Triticale/Sonnenblume. Die Gründe dafür sind u. a., dass Roggen und Mais sehr wasser- und nährstoffeffizient sind und Gerste oft sogar noch vor der Vorsommertrockenheit abreift.

  • Auf den besseren Böden stehen Weizen oder Gerste/Raps/Weizen/Mais. Damit – so Augustin – lassen sich meist die höchsten Deckungsbeiträge erzielen.

Der Wechsel von Halm- und Blattfrucht sowie möglichst auch Sommerung und Winterung reduziert nach seinen Erfahrungen den Krankheits- und Unkrautdruck und spart somit Pflanzenschutzmittel. Wann immer es geht, baut er innerhalb der Fruchtfolgen auch Zwischenfrüchte an. Damit senkt er die Auswaschungsgefahr von Nährstoffen über Winter, fördert das Bodenleben und verbessert über den Humusaufbau langfristig die Wasserhaltefähigkeit der Böden.

Die Bedenken, dass Zwischenfrüchte der Folgefrucht das Wasser rauben könnten, teilt er nicht. „Es ist eher so, dass die Bodenbedeckung vor Verdunstung schützt“, sagt er.

Zwischenfazit: Durch seine optimierten Fruchtfolgen mit konsequentem Zwischenfruchtanbau erfüllt Augustin viele Grundsätze des Integrierten Pflanzenschutzes. Wer das macht, arbeitet automatisch nachhaltig.

3. Verwertung im Betrieb

Den Roggen nutzt sein Kollege Michael Haselhoff, der auf dem Betrieb für die Schweine- und Sauenhaltung zuständig ist. „Je nach Qualität enthält die Ration in der Schweinemast ca. 30 bis 40 % Roggen, bei den Sauen sind es 10 bis 20 %“, sagt er.

„Der Roggen ist für uns als Futtermittel vergleichsweise kostengünstig und wirkt sich bei den Schweinen positiv auf die Darmgesundheit aus – dadurch stimmen letztendlich auch die Tageszunahmen.“

Wichtig ist Haselhoff aber, dass der Futterroggen kein Mutterkorn enthält. „Vor allem bei den Sauen gilt bei uns eine Null-Toleranz“, sagt er. Denn sie können auf die Toxine mit Fruchtbarkeitsproblemen reagieren. „In trockenen Jahren ist Mutterkorn kein Thema“, ergänzt sein Kollege Georg Augustin. „In feuchten Jahren ist es ­dagegen essenziell, den optimalen Fungizidtermin exakt zu treffen. Zugute kommt uns die mittlerweile gute Mutterkorntoleranz der Hybridroggensorten.“

„Generell zählt für uns die innerbetriebliche Verwertung des Roggens zum Nachhaltigkeitskonzept dazu“, so Haselhoff. „Unser Ziel bei den Schweinen ist ein geschlossenes System mit der Konzentration auf Vermehrung und Vermarktung dänischer Jungsauen.“

Ausblick

Dies sind nur einige Schlaglichter, mit denen der Betrieb noch nachhaltiger werden will. Anstrengungen betreibt Augustin auch bei der Düngung. So nutzt er z. B. Schlitzgeräte und Schleppschuhverteiler, um bei der organischen Düngung NH3-Emissionen zu senken. Die mineralische N-Düngung präzisiert er durch Sensortechnik und Pflanzenanalysen.

Und auch den Pflanzenschutz optimiert er ständig: So arbeitet er zum Beispiel mit Prognosemodellen und führt regelmäßig eigene Bestandskon­trollen durch, um Behandlungstermine ideal setzen zu können. Kürzlich wurde zudem eine neue Feldspritze mit 25 cm-Düsenabstand und 25 cm Applikationshöhe angeschafft, um Abdrift zu reduzieren und damit die Benetzung und Wirkung zu verbessern.

„Bei allen Aktivitäten ist es auf unserem Grenzstandort das oberste Ziel, die Intensität möglichst niedrig zu halten, um die Kosten im Griff zu behalten“, sagt Augustin. „Denn die Ertragsfähigkeit ist z. B. bei Gerste auf 5,5 bis 6 t/ha begrenzt.“ Deswegen will er in Zukunft – je nach Erfahrungen – die Direktsaat auf dem Betrieb weiter ausdehnen, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhöhen und Kosten zu senken.

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