Die EU-Lebensmittelsicherheit EFSA will die Grenzwerte für die weitverbreiteten Wirkstoffe Acetamiprid und Imidacloprid verschärfen. Laut den Fachleuten sind die Richtwerte bei diesen Insektiziden möglicherweise zu hoch, um Kinder ausreichend vor Schäden an Nervenzellen zu schützen, heißt es in einer Mitteilung der Behörde. Hintergrund der Untersuchung waren Nachweise aus Japan, bei denen in Tierversuchen schädliche Wirkungen der beiden Stoffe nachgewiesen wurden.
Die beiden Wirkstoffe werden u.a. gegen Läuse bei Topf- und Zierpflanzen oder im Gemüsebau eingesetzt. Wie Spiegel Online aus dem EFSA-Papier zitiert, können die Stoffe unter Umständen die Entwicklung von Neuronen und Hirnstrukturen, die etwa mit der Lern- und Gedächtnisfunktion in Verbindung stehen, beeinträchtigen. Einige Richtwerte sollten daher herabgesetzt werden.
Für Acetamiprid solle die maximale zulässige tägliche Belastung von 0,1 Milligramm pro Kilo Körpergewicht auf 0,025 Gramm gesenkt werden. Für Imidacloprid verlangt die EFSA eine Absenkung des Grenzwertes von 0,08 auf 0,06 Milligramm.
Die EFSA rät außerdem, dass EU-weit vor der Zulassung neuer Pflanzenschutzmittel künftig verbindliche Studien vorgelegt werden müssen, inwieweit die Substanzen die Hirnentwicklung beeinträchtigen könnten. Zuerst sollten dazu Versuche an Zellkulturen durchgeführt werden. Bei auffälligen Befunden müsste ein Tierversuch folgen.
Der Entwickler von Imidacloprid, Bayer Crop Science, wies die Kritik umgehend zurück. Das Mittelbesitze kein entwicklungsneurotoxisches Potential für den Menschen. Zahlreiche Studien hätten belegt, dass es sicher ist, so Bayer. Allerdings ist Imidacloprid derzeit ohnehin für zwei Jahre gesperrt, da es zu den Neonikotinoiden gehört.