Die EU-Kommission denkt darüber nach, die Standards für Zulassung und Kennzeichnung von Gentechnik-Pflanzen und Lebensmitteln zu lockern, um die Chancen der neuen Techniken wie Cripsr/Cas zu nutzen und gegenüber anderen Staaten auf der Welt nicht den Anschluss zu verlieren.
Bekanntlich lassen sich mit gentechnischen Verfahren z.B. Sorten schneller züchten, die mit Hitze und Dürre besser klarkommen oder resistent gegen Krankheitserreger sind. Der EU-Kommission ist zudem klar, dass bald 10 Mrd. Menschen ernährt werden müssen, während immer mehr Ackerland schwindet oder durch Dürren unbrauchbar wird.
VLOG lässt Bürger befragen
Das ist Umweltschützern und Gentechnikgegnern ein Dorn im Auge. Anlässlich der Grünen Woche hat der "Verband Lebensmittel ohne Gentechnik" (VLOG) daher am 3.1.2023 eine Umfrage durch das Institut Civey durchführen lassen. Demnach sprechen sich 58 % der Befragten gegen eine deutsche Unterstützung der Pläne der EU-Kommission zur Gentechnik-Deregulierung aus, 25 % sind dafür, knapp 17 % unentschieden.
Für Verbandsgeschäftsführer Alexander Hissting ist damit klar, dass "eine deutliche Mehrheit will, dass Deutschland sich gegen eine Absenkung der EU-Gentechnik-Standards stellt“. Seiner Meinung gibt es ohnehin keinen Grund, die Standards abzusenken.
Plan schon weit gediehen?
Hintergrund der Auseinandersetzung ist ein Gesetzvorschlag der EU-Kommission, der für Anfang Juni angekündigt ist, aber bereits in den nächste Wochen fertiggestellt wird, so Hissting weiter. Allen bisherigen Informationen nach dürfte die EU-Kommission darin eine weitgehende Deregulierung für neue Gentechnik-Verfahren wie CRISPR vorschlagen. Die meisten dieser Gentechnik-Pflanzen könnten dann ganz ohne oder mit stark abgeschwächter Risikoprüfung auf den Markt kommen. Und die Produkte wären nicht mehr als Gentechnik erkennbar, da sie nicht mehr gekennzeichnet werden müssten, beklagt der Verband
Grain Club: Verbraucher offen gegenüber Gentechnik in der Pflanzenzüchtung
Demnach verbinde ein Großteil der Verbraucher den Einsatz neuer biotechnischer Verfahren in der Pflanzenzüchtung wie der Genschere CRISPR/Cas mit einem Beitrag zur Lösung globaler Herausforderungen.
Die Reduktion von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln (43 %), Entwicklung klimaangepasster Pflanzen (42 %) oder eine bessere Lebensmittelversorgung (35 %) sind dabei die am häufigsten genannten Optionen, folgert der Verband der Getreide-, Ölsaaten- und Futtermittelwirtschaft aus den Ergebnissen.
In der Anwendung neuer biotechnischer Verfahren sieht demnach nahezu jeder zweite Befragte einen gesellschaftlichen Nutzen, wenn dadurch die Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft steigt oder Anpassungen an den Klimawandel besser gelingen. Ein Großteil (45 %) befürwortet zudem die neuen Verfahren, sofern (anders als bei klassisch gentechnisch veränderten Organismen / GVO) nur pflanzeneigene Gene verändert oder eingefügt werden. Eine behördliche Kontrolle wird dabei von 34 % der Befragten für wichtig erachtet.
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