Entwarnung haben das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und die Nationale Stillkommission beim Thema „Glyphosat in Muttermilch“ gegeben.
Wie die beiden Institutionen mit Blick auf entsprechende Berichte der Bundestagsfraktion der Grünen mitteilten, führen die veröffentlichten Werte bei Säuglingen zu einer Wirkstoffaufnahme, die um einen Faktor von mehr als 4 000 niedriger liegt als der in der EU abgeleitete Richtwert, bei dem keine gesundheitlichen Risiken zu erwarten sind. Mütter sollten sich daher nicht verunsichern lassen und wie bisher stillen, betonten BfR und Stillkommission.
Muttermilch bleibe die natürliche und damit beste Nahrung für Säuglinge. Nach dem derzeit wissenschaftlichen Erkenntnisstand reichere sich Glyphosat aufgrund seiner physikalisch-chemischen Eigenschaften nicht im Fettgewebe an. Auch in den vorliegenden Tierversuchen sei keine Affinität zum Fettgewebe beobachtet worden, und die Ausscheidung in der Milch von Kühen sei vernachlässigbar gewesen.
Fast jede Substanz nachweisbar
Die beiden Institutionen äußerten zudem „erhebliche Zweifel“ an der Methodik des Tests, der im Auftrag der grünen Bundestagsfraktion durchgeführt wurde. So sind die im Rahmen der Untersuchung genutzten ELISA-Tests für die Bestimmung von Glyphosat lediglich für Wasserproben validiert; eine Eignung für Milch und andere fetthaltige Matrices sei jedoch nicht belegt. Darüber hinaus gebe es eine Vielzahl von Studien, die keine Hinweise auf eineAnreicherung von Glyphosat im Organismus erbracht hätten.
Grundsätzlich bleibe zu gemessenen Gehalten von Fremdstoffen in der Muttermilch festzustellen, dass durch den enormen Fortschritt der analytischen Methodik in den letzten 30 Jahren heute fast jede Substanz bei entsprechendem Aufwand auch in Muttermilch nachzuweisen sei, erläuterten das BfR und die Stillkommission. Der alleinige Nachweis könne daher kein ausreichender Grund für eine Besorgnis sein; entscheidend sei in jedem Fall die Höhe der Gehalte, die gesundheitlich bewertet werden müssten.
Schonendes Pflanzenschutzmittel
Ende Juni hatte bereits der stellvertretende Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Udo Hemmerling, gegenüber dem Radiosender MDR INFO erklärt, dass einige Untersuchungen im Auftrag der Grünen- Partei nicht ausreichten. Notwendig seien vielmehr amtliche Untersuchungen.
Allein die Tatsache von Rückstandsfunden belege noch keine Risiken. „Die moderne Untersuchungstechnik ist in den letzten 20 bis 30 Jahren so sensibel geworden, dass kleinste Stoffgehalte praktisch überall nachgewiesen werden können“, betonte Hemmerling. Er erläuterte in dem Zusammenhang, dass Glyphosat die Photosynthese unterbreche. Es wirke also nicht als Gift. „Deshalb sind wir als Landwirte auch immer davon ausgegangen, dass das ein besonders schonendes Pflanzenschutzmittel ist“, so der stellvertretende DBV-Generalsekretär.
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