„2019 ist für die meisten Bauern ein weniger dramatisches Jahr als 2018, jedoch keines, um große Reserven anzulegen. Und es gibt auch Regionen und Betriebe, die das zweite Jahr in Folge katastrophale Ergebnisse einfahren und das hat Auswirkungen auf deren Liquidität“, sagte Thüringens Landwirtschaftsministerin Birgit Keller zur Erntepressekonferenz in Mellingen.
Die Wintergerste ist mit 75,3 dt/ha auch in diesem Jahr die ertragreichste Fruchtart. Winterweizen, der von allen Getreidesorten am meisten angebaut wird, liegt mit 68 dt/ha leicht über dem Ergebnis des Vorjahres, aber weit unter denen des sechsjährigen Mittels.
Die Qualität für braufähige Gerste wird aufgrund der hohen Rohproteingehalte (mehr als 11,5 %) sowie des z.T. nicht ausreichenden Vollgerstenanteils in diesem Jahr vielfach nicht erreicht. Der Winterroggenertrag ist unterdurchschnittlich und die Triticale durchschnittlich.
Rapsanbau in Thüringen weiter rückläufig
Die im letzten Jahr prognostizierte weitere Flächenreduzierung beim Winterraps ist eingetreten. Die Anbaufläche ging auf 81.685 Hektar zurück, fast 30 % weniger als 2018. Ursache sind hier hauptsächlich die schlechten Aussaatbedingungen im letzten Jahr. Der Ertrag liegt mit 30 dt/ha auf dem niedrigen Niveau des Vorjahres.
Futterernte ist durchwachsen
Die durch das letzte Jahr angespannte Futtersituation hat sich in vielen Betrieben etwas entspannt, in einigen aber auch durch das diesjährige Ergebnis weiter verstärkt, so dass hier mit weiterem Tierbestandsabbau zu rechnen ist
Obsternte nicht zufriedenstellend
Auch die Obsternte ist in diesem Jahr durchwachsen. Die Erdbeeren haben unter dem kühlen Frühjahr gelitten, Sauerkirschen und Pflaumen bildeten aufgrund der Trockenheit kleinere Früchte. Beim Wein wird allerdings wie im Vorjahr durch die Trockenheit eine besondere Qualität erwartet.
Die Trockenheit hat sich auch auf den Gemüseanbau ausgewirkt, der ohne Bewässerung nicht funktioniert. Zudem gab es bei den Gewächshauskulturen Paprika und Tomaten regional Probleme mit Sonnenbrand.
Mehr Extremsituationen
„Die Ernte 2019 ist geprägt von großen regionalen Unterschieden sowohl bei der Niederschlagsverteilung als auch bei den Ernteergebnissen“, so Keller weiter. „Die Extremsituationen mit teilweise existenzbedrohenden wirtschaftlichen Auswirkungen nehmen aber zu. Wir müssen deshalb eine Debatte darüber führen, wie eine zukunftsfähige Landwirtschaft gestaltet werden kann und wir benötigen endlich Instrumente, damit Betriebe künftig Extremwetterereignisse besser kompensieren können.“
Wegen der anhaltenden Trockenheit mussten die Landwirte auch in diesem Jahr wieder sehr zeitig mit der Getreideernte beginnen. Die Getreideernte in Thüringen ist unterdurchschnittlich ausgefallen, aber besser als im letzten Jahr. Die Getreideanbaufläche ist gewachsen.
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Wagner: Auf Klimawandel einstellen
Das sieht auch Thüringens Bauernpräsident Dr. Klaus Wagner so. Die langanhaltende Trockenheit könnte ein Symptom des Klimawandels sein, auf den sich auch die Thüringer Landwirtschaft einstellen muss. „Was wir hier sehen, ist eine Landwirtschaft in Zeiten des Klimawandels. Sie trifft alle Landwirte gleichermaßen: Sowohl ökologisch als auch konventionell wirtschaftende Landwirte müssen sich den neuen Herausforderungen stellen.“ so Wagner.
Auch im ökologischen Landbau sind die Ernteerträge etwas besser als im Vorjahr ausgefallen, liegen aber insbesondere beim Winterweizen weit unter dem Mittel der letzten Jahre. Die Mindererträge im Ökolandbau (ca. minus 45 bis minus 65 Prozent) fallen absolut (dt/ha) geringer aus als in der konventionellen Landwirtschaft, führen durch die höheren Preise jedoch zu finanziellen Einbußen in vergleichbarer Höhe, wie bei konventionell wirtschaftenden Landwirten, so der Bauernpräsident bei der Bewertung der Ergebnisse des ökologischen Landbaus.
Um sich dem Klimawandel erfolgreich zu stellen, sei sowohl Unterstützung beim Risikomanagement (Mehrgefahrenversicherung, steuerfreie Risikorücklage) als auch ein Ausbau der Forschung zu Anbauverfahren und Züchtung trockenheitstoleranter Sorten nötig. Die Landwirte müssten ihrerseits ihre Prozessabläufe stärker mit meteorologischen Daten verknüpfen, was verstärkte Investitionen in Digitalisierung (schnelles Internet, Computergesteuerte Maschinen usw.) bedeute, so Wagner. „Hierfür brauchen wir aber auch eine entsprechende digitale Infrastruktur mit 5G an wirklich jeder Milchkanne.“