Bei dem Wettbewerb "Insekten brauchen Bauern" haben acht Landwirte und Koopertionen von 130 Bewerbern aus ganz Deutschland gewonnen. Ihre Preise erhielten sie feierlich auf der Grünen Woche in Berlin, überreicht von Bundsumweltministerin Svenja Schulze. Wir stellen Ihnen die Gewinner vor – einer von ihnen ist die Harberg KG aus Neubeckum in Nordrhein-Westfalen. Christoph Tentrup-Beckstedde und Lothar Stumpenhorst belegen den Sonderpreis in der Kategorie Landwirte. Hier ist ihre Reportage:
"Wer Biodiversität will, muss sich an etwas Unordnung gewöhnen“, sagt Landwirt Lothar Stumpenhorst aus Neubeckum in Nordrhein-Westfalen. Der 69-Jährige steht inmitten der Uferrandstreifen, die er vor mehr als 10 Jahren angelegt hat. Durch die Staffelmahd sind die Grashalme unterschiedlich hoch und verholzt, es sieht wild aus. Aber: „Für das Niederwild und die Insekten ist das ein kleines Paradies“, so Stumpenhorst.
Dem stimmt Christoph Tentrup-Beckstedde zu. Er führt seit 2016 die Flächen von Stumpenhorst als Harberg KG weiter und ergänzt: „Für alle Maßnahmen ist unser Grenzstandort ideal, sonst würde das Konzept nicht funktionieren.“ Dabei setzt der 45-jährige Landwirt auch auf einen guten Austausch mit Jägern und den Behörden. Blüh- und Uferrandstreifen mulcht er nach Absprache, nicht nach Datum. „Die Natur richtet sich nicht nach der Bürokratie“, so Tentrup-Beckstedde.
Unordnung gehört zur Biodiversität. - Lothar Stumpenhorst
Das Gesamtkonzept überzeugt auch die Jury unseres Wettbewerbs: Dazu zählen der 40 Jahre alte Wildacker mit Topinambur, die über die arrondierte Fläche verteilten Tümpel sowie Maßnahmen des Vertragsnaturschutzes. Hecken, der Waldrand und ein Fluss mitten durch die Flächen lockern die landwirtschaftliche Struktur auf. Der Betrieb unterstützt die natürlichen Elemente z. B. mit den Uferrandstreifen.
Mehr Maßnahmen als Leitbetrieb Biodiversität
Seit 2016 ist die Harberg KG zudem ein sogenannter Leitbetrieb Biodiversität der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Durch die Beratung konnten die Landwirte Stumpenhorst und Tentrup-Beckstedde bestehende Maßnahmen noch effektiver gestalten und neue umsetzen, wie z. B. die Maßnahmen im Vertragsnaturschutz. So geben Blühbrachen, Schwarzbrachen, extensiver Getreideanbau und Ernteverzicht im Getreide den Insekten und dem Niederwild noch mehr Lebensraum.
Inzwischen fördern die beiden Landwirte die Biodiversität auch mit vielen kleinen Maßnahmen auf gut einem Viertel der Betriebsfläche, das sind etwa 20 ha. „Wir haben keinen klassischen Standardbetrieb mehr“, erklärt Tentrup-Beckstedde. Bevor er jedoch die Maßnahmen auf über 20 ha ausdehnt, will er abwarten, was die Düngeverordnung bringt. Vielleicht braucht er mehr Güllenachweisflächen, dann gibt es weniger Maßnahmen. Denn Tentrup-Beckstedde will seinen konventionellen Betrieb erhalten und weiterhin gut bewirtschaften können.