Viele Getreidebestände waren dieses Jahr teilweise oder ganz mit Ackerfuchsschwanz überwachsen. Wer betroffene Partien nicht rechtzeitig oder gar nicht gemulcht hat, sollte direkt nach der Ernte die Samen bekämpfen. Das empfiehlt die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (LWK SH) und gibt Praxistipps. Denn durch eine diesjährige kürzere primäre Keimruhe ließen sich auflaufende Samen erfolgreich bekämpfen.
Verkürzte Primäre Keimruhe – Angriffspunkt beim Ackerfuchsschwanz
Wichtig ist dabei Folgendes: Der Samen entwickelt von der Blüte bis zur Abreife des Ackerfuchsschwanzes die Primäre Keimruhe. Diese sorgt dafür, dass aktuell ausgefallener Samen ohne Bodenbedeckung noch in diesem Spätsommer/Herbst keimt. Aufgrund des warmen Sommerwetters vermuteten die Experten tendenziell eine verkürzte Primäre Keimruhe – ausgefallene Samen keimen zügiger. Das ließ sich jetzt auf ersten Praxisflächen in Schleswig-Holstein bestätigen:
- Auf einer Rapsfläche mit starkem Samenausfall zeigten sich Mitte Juli erste frisch aufgelaufene Ackerfuchsschwanzpflanzen.
- Ähnlich auf einem gemulchten Teilbereich einer Weizenfläche: Das Mulchen erfolgte so spät, dass ein Teil der Samen schon ausgereift war. Auch hier war schon erster Auflauf erkennbar.
Der Keimvorgang wird die nächsten Tage und Wochen anhalten. Die Dauer hängt von der Bestockungsleistung der einzelnen Mutterpflanzen und von der Stärke des gesamten Samenausfalls ab. „Damit der Ackerfuchsschwanzsamen keimt, sind zwei Dinge von enormer Bedeutung. Zum einen, dass der Samen nicht durch falsche Bearbeitung vergraben wird, denn dann fällt er in die sekundäre Keimruhe, keimt diesen Herbst nicht mehr und reichert so unwiderruflich den Bodensamenvorrat an, und zum anderen Bodenfeuchtigkeit“, erklärt Manja Landschreiber, Beraterin der LWK SH.
Finger weg von der „Samen vergrabenden“ (Kurz-)Scheibenegge!
Für die Praxis empfiehlt die LWK SH, vor allem auf Flächen mit diesjährigem stärkerem Ausfall zuerst auf bodenbewegende Bearbeitung zu verzichten. Besser geeignet sei hingegen der Striegel: Zügig nach der Ernte eingesetzt, bricht er die Kapillarität des Bodens und lässt die Samen des Ackerfuchsschwanzes oben auf liegen. Diese kommen dort unter Lichteinfluss in Keimstimmung und laufen, bei ausreichend Feuchtigkeit, konzentriert auf. Da nicht alle Samen gleichzeitig keimen, empfehle es sich mehrfach zu striegeln – abhängig von der Anzahl der Auflaufwellen.
Die verkürzte Primäre Keimruhe ist ein absoluter Glücksfall – den müssen die Landwirte nutzen!" – Manja Landschreiber
Trotz kürzerer Primärer Keimruhe solle man dafür ausreichend Zeit einplanen, so die Beratung. Nach ca. fünf bis sieben Wochen empfiehlt es sich flach (ca. 2 cm) weiterzuarbeiten, um auch Samen aus der obersten Bodenschicht, dann aber aus der sekundären Keimruhe, zusätzlich zum Auflaufen zu bringen. Gleichzeitig ist dann auch die Strohrotte besser. Erst nach mehreren Auflaufwellen empfiehlt sich die Grundbodenbearbeitung.
Trat starker Ackerfuchsschwanzsamenausfall in der Gerste auf, wird die Zeit bis zum Winterraps knapp. Aber auf solch stark verseuchten Flächen geht Ausfallsamenmanagement vor, um die Problematik nicht noch mehr anzuheizen.
Rapsanbau nur mit Kerb Flo auf dem Hof
Winterraps nach Wintergerste anzubauen sei zudem nur angebracht, wenn auch das Herbizid Kerb Flo sicher verfügbar ist. Dies gelte vor allem für Flächen, die zusätzlich einen Bodensamenvorrat an Ackerfuchsschwanz haben, so die LWK. Die wiederholte Knappheit von Kerb Flo sei abzusehen, besonders in Anbetracht der Intensität des Ackerfuchsschwanzes. Es sei nur sinnvoll, auf die „Gesundfrucht Raps“ zu setzen, wenn man den Ackerfuchsschwanz sicher bekämpfen könne.