Befürworter der Grünen Gentechnik haben sich erneut für eine sachliche Diskussion und Forschungsfreiheit in diesem Bereich in Deutschland ausgesprochen. Der Vorsitzende des Vereins InnoPlanta, Karl-Friedrich Kaufmann, beklagte kürzlich beim InnoPlanta-Forum in Berlin, dass die Pflanzenbiotechnologie in weiten Kreisen zu einem unerklärlichen Tabuthema geworden sei.
Es würden bewusst Ängste geschürt; Gentechnikgegner träten wie Hexenjäger auf. Dabei hätten alle Arten der Pflanzenzüchtung ihre Bedeutung und sollten sich gegenseitig unterstützend genutzt werden, um die anstehenden Zukunftsaufgaben der Landwirtschaft zu bewältigen. Während die meisten Länder in der Europäischen Union ihre Augen verschlössen, hätten die Staaten in Nord- und Südamerika sowie Asien die Herausforderungen erkannt.
Einen offeneren Umgang mahnte auch der Präsident des Thüringer Bauernverbandes (TBV) und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Gentechnik im Deutschen Bauernverband (DBV), Helmut Gumpert, an. Mythen und Missverständnisse müssten ausgeräumt werden. Prof. Bernd Müller-Röber von der Universität Potsdam nannte die Biotechnologie ein wichtiges Hilfsmittel, um den Aufbau der Pflanzen und ihre Biologie besser zu verstehen. Diese Erkenntnisse könnten auch in der konventionellen Züchtung genutzt werden. Für Prof. Harald von Witzke von der Humboldt-Universität in Berlin ist die Technologie unverzichtbar für „eine nachhaltige Sicherung der Welternährung“.
Herausforderung Zukunft
Die Verweigerungshaltung von Deutschland und weiteren EU-Mitgliedstaaten werde den Menschen in ein paar Jahren auf die Füße fallen, betonte Kaufmann. Mit einer romantisierend-rückwärtsgewandten Vorstellung von Landwirtschaft seien die Herausforderungen der Zukunft nicht zu leisten, und Europa dürfe nicht auf Kosten der Entwicklungs- und Schwellenländer leben. Der Anbau von Biotech-Pflanzen sei zukunftsweisend und eine Chance für eine moderne und nachhaltige Landwirtschaft.
Von den 17 Millionen Landwirten, die weltweit gentechnisch veränderte Pflanzen anbauten, seien 15 Millionen kleine und ressourcenarme Bauern in Entwicklungsländer. Diese seien nicht dumm, sondern hätten sich von den Vorteilen der Biotech-Pflanzen überzeugt, vom höheren Ertrag und verminderten Pestizideinsatz. Der InnoPlanta-Vorsitzende forderte, Freisetzungsversuche zu genehmigen und Feldzerstörungen zu ahnden. Das Gentechnikgesetz benötige dringend eine Überarbeitung; dafür seien Nachteile und Vorteile sachlich zu diskutieren.
Gumpert berichtete, dass die Haltung im Bauernverband zur Grünen Gentechnik nicht einheitlich sei. Hier müsse eine stärkere Auseinandersetzung im Berufsstand stattfinden. Aber auch die Kommunikation gegenüber der Bevölkerung sollte verstärkt werden. (AgE)