Umweltschützer der Heinrich-Böll-Stiftung haben am Freitag erneut eine Datenerhebung zu Glyphosatrückständen im Urin vorgestellt, die eine „deutliche Belastung von über dreiviertel der Bundesbevölkerung mit Glyphosat“ zeigen soll.
Demnach liege bei 75 % der Bürger die Belastung mit mindestens 0,5 ng/ml um ein Fünffaches höher als der Grenzwert für Trinkwasser mit 0,1 ng/ml zulässt. Ein Drittel der Bevölkerung habe sogar eine 10-fache bis zu 42-fache Menge der für Trinkwasser zulässigen Grenzwerte im Urin, heißt es.
Die höchsten Belastungen ließen sich nach Altersgruppen aufgeschlüsselt bei Kindern von 0-9 und Kindern/Jugendlichen von 10-19 Jahren nachweisen, nach Berufsgruppen vor allem bei Landwirten. Fleischessende Studienteilnehmer, sogenannte Mischköstler, wiesen höhere Belastungen als Vegetarier und Veganer auf. Bio-Esser sind weniger belastet als Menschen, die sich konventionell ernähren.
Insgesamt habe man bei 99,6 % von insgesamt 2009 Probanden eindeutig verifizierbare Glyphosatrückstände nachweisen können, so die Stiftung.
Harald Ebner von den Grünen sagte dazu: "Bei Glyphosat darf es kein Weiter-So geben. Dass fast jeder von uns das Pflanzengift im Körper hat, heißt für mich ganz klar, dass es jetzt keine überstürzte Neuzulassung bis 2031 geben darf. Denn die gesundheitlichen Folgen von Glyphosat sind umstrittener denn je."Laut Ebner sei der Expertenstreit noch in vollem Gange, denn die Glyphosat-Bewertungen der Europäischen Chemikalien-Agentur (ECHA) und der gemeinsamen Pestizid-Komission (JMPR) der UN-Weltgesundheits- und Ernährungsorganisationen WHO und FAO stünden noch aus.
Auch das Umweltbundesamt sehe weiteren Forschungsbedarf zur Glyphosatbelastung der Bevölkerung. „Wahrscheinlich krebserregende“ Stoffe dürfen nach aktuellem EU-Recht nicht als „Pflanzenschutzmittel“ zugelassen werden.
DBV sieht keine neuen Erkenntnisse durch Glyphosat-Studie
Die Böll-Stiftung hat keine neuen Ergebnisse präsentiert, kommentiert der DBV. Demnach wurden keine bislang unbekannten gesundheitsbedenklichen Konzentrationen im Urin der Testpersonen gefunden.
Der Verband verweist vor diesem Hintergrund nochmals auf die Einschätzungen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zum Wirkstoff Glyphosat und appelliert an die Politik, Bewertungen auf sachlicher und wissenschaftlicher Basis zu fällen. Laut DBV hat bereits 2013 eine Auswertung von 7 Untersuchungen aus den USA und Europa gezeigt, dass alle gemessenen Werte in einer Größenordnung lagen, die keine gesundheitliche Gefährdung bedeuteten.
Das BfR hat bereits auf die neuen Vorwürfe reagiert:
BfR: Kein Risiko für Kinder durch Glyphosat (4.3.2016)