Mit der Entwicklung besonders eiweißreicher Gräsersorten will ein Konsortium von dänischen Züchtern und Wissenschaftlern die Abhängigkeit des Futtermittelsektors von Sojaimporten verringern und zugleich die Klimabilanz der Tierproduktion verbessern.
Wie der Dachverband der dänischen Agrar- und Ernährungswirtschaft (L&F) und das Fachmagazin „foodculture.dk“ mitteilten, importiert Dänemark jedes Jahr rund 1,5 Mio t Sojaprotein, das vorrangig als Futter in der Schweinehaltung genutzt wird. Diese Einfuhren seien aber nicht nur teuer, sondern zögen auch negative Klima- und Umweltfolgen nach sich, erläuterte Torben Chrintz vom dänischen Think Tank Concito.
Produktion, Verarbeitung und Transport der Sojabohnen verursachten beispielsweise die Emission von rund 6 Mio t CO2-Äquivalente im Jahr, was etwa 80 % des gesamten CO2-Ausstoßes des dänischen Pkw-Bestandes entspreche. Darüber hinaus gefährde die Erzeugung der Sojabohnen in den Anbauländern die biologische Vielfalt.
Laut Chrintz haben Berechnungen von Concito jedoch ergeben, dass der gesamte dänische Futtereiweißbedarf theoretisch über das im heimischen Grünland enthaltene Pflanzenprotein abgedeckt werden könnte. Da der Nutzung von Gras zur Proteingewinnung aber noch praktische Hindernisse im Weg stehen, hat sich nach Angaben von L&F ein Bündnis um das international agierende Züchterhaus DLF Trifolium und die Forschungsplattform BioValue das Ziel gesetzt, Gräser mit höherem Futterwert zu schaffen. Die Forschungen erstrecken sich dabei laut L&F auf Sorten mit einem günstigeren Verhältnis der Eiweiß- und Zuckerfraktionen, aber auch auf die Entwicklung besserer Extraktions- und Verarbeitungsverfahren.
Die Konzentration auf das in Dänemark reichlich vorhandene Grasland zur Eiweißgewinnung hat nach Überzeugung des DLF-Chefwissenschaftlers Thomas Didion neben der Stärkung der Eigenversorgung noch viele weitere Vorteile. So schütze der pfluglose Anbau mehrjähriger Grasbestände die Böden, verringere die Nährstoffauswaschung und reduziere die Klimaemissionen des Sektors. Dies biete die Chance auf eine zukunftsfähige Ausrichtung der Agrarwirtschaft.