Die Aurelia Stiftung hat vergangene Woche mit einer Aktion auf eine Belastung von Honig mit Glyphosat hingewiesen – wir berichteten.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung stellte jedoch klar, dass von den bei der amtlichen Lebensmittelüberwachung in Brandenburg gemessenen Gehalten an Glyphosat in Honig keine Gefahren für die Gesundheit der Verbraucher ausgeht. Honig aus Deutschland ist und bleibe ein qualitativ hochwertiges und gesundes Produkt, teilte daraufhin auch das Bundesagrarministerium mit.
Bei den bislang aus Brandenburg bekannten Höchstgehaltsüberschreitungen von Glyphosat in Honig, die über den geltenden EU-Grenzwert hinausgehen, handele es sich um Einzelfälle, von denen unter anderem ein Biolandimkerpaar betroffen ist. Der betroffene Honig sei nachweislich nicht verkehrsfähig. Dazu schreibt das BMEL weiter: „Als Ministerium bedauern wir das sehr. Ob sich der Landwirt, der hier für die Glyphosat-Verunreinigung verantwortlich ist, nicht entsprechend der guten fachlichen Praxis verhalten hat, muss von den Behörden vor Ort lückenlos aufgeklärt werden.“
Aufgrund von Berichten anlässlich eines früheren ähnlich gelagerten Falles im Jahr 2016 gebe es in Brandenburg ein spezifisches Landesprogramm zur Untersuchung von Honig mit dem Ziel, einen Überblick über die Belastungssituation von Brandenburger Honig mit Glyphosat zu erhalten. Die Untersuchungen hätten gezeigt, dass Glyphosat in Honig grundsätzlich kein Problem in Brandenburg darstellt, so das Ministerium.
Aurelia-Stiftung empört
Die Aurelia Stiftung und das „Bündnis zum Schutz der Bienen“ zeigte sich in einer Antwort am Dienstag empört. Es seien keinesfalls „Einzelfälle“, sondern der Regelfall. „Es handelt sich um ein systemisches Problem. Aus unserer Sicht sind die Behauptungen des BMEL nicht nur inhaltlich falsch, sondern auch unverantwortlich gegenüber den Betroffenen und der deutschen Öffentlichkeit. Statt endlich Konsequenzen aus den bisher bekannten Fällen zu ziehen, redet das BMEL das Problem lieber klein und lenkt vom eigenen politischen Versagen ab“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Bei der bestehenden flächendeckenden Bienenhaltung in Deutschland sei davon auszugehen, dass jegliche blühenden Pflanzenbestände von Honigbienen und wilden bestäubenden Insekten beflogen werden. Das bedeute auch: Wo Glyphosat in blühende Pflanzen gespritzt wird, wird es von Bienen und anderen Bestäubern im Flugradius aufgenommen. Das führe zwangsläufig und regelmäßig zu hohen Belastungen der Bienen und ihres Honigs.
Die Umweltschützer führen eine Untersuchung der Stiftung Warentest aus 2018 an, wo in jedem dritten in Deutschland eingekauften Honig Glyphosat vorhanden gewesen sein soll (test 2/2019, Seite 12). Das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit habe 2016 in über 3 % des Honigs Glyphosatgrenzwertüberschreitungen festgestellt. Statistisch entspreche das allein in Brandenburg einer Menge von mindestens 30.000 kg Honig pro Jahr, die den Grenzwert überschreiten.