Die große Hitze dieses Jahr setzt den Kartoffeln ordentlich zu. Die Äcker sind staubtrocken, die Knollen klein und schlecht lagerfähig. Viele Knollen weisen ungenießbare grüne Stellen auf, da sie durch den aufgerissenen Boden der Sonne ausgesetzt waren. In den Stuttgarter Nachrichten berichten Anbauer, dass sie die Felder immer wieder beregnen mussten, das Wasser aber kaum in die Tiefe dränge.
Die Ernte startet dieses Jahr in der Region zwei bis drei Wochen eher als sonst. Sie ist aber schwierig, weil die Erde wie Schmirgelpapier sei, erklärt ein Praktiker der Zeitung. Auf eine Beregnung, die die Kartoffel schonen würde, verzichte man aber aus Wasserspargründen.
Ungewöhnlich viele Knollen müssen die Landwirte auf dem Sortierband rauswerfen. Ein weiteres Problem ist, dass es tendenziell viele kleinere Kartoffeln gibt, die der Roder nicht aufnehmen kann. Sie fallen durch die Siebkette, die die Erdklumpen entfernen soll. Die dieses Jahr extra vielen kleinen und glatten Kartoffeln fallen ebenfalls durch. „Das technisch zu ändern, ist unbezahlbar“, sagt ein Sielminger Landwirt, der eigentlich ungern auf die Minikartoffeln verzichten würde. In Jahren, in denen man Unterertrag hat, hätten die Erzeuger sie gern. Ein händisches Auflesen sei indes unwirtschaftlich, berichtet ein anderer Bauer. Das rare Personal könne er dafür nicht abstellen.
Politiker wirft Bauern Lebensmittelverschwendung vor
So liegen die Felder augenscheinlich voll mit Kartoffeln, so die Stuttgarter Nachrichten weiter. Das stört den Filderstädter SPD-Stadtrat Walter Bauer, der bei Facebook von einem „traurigen Ereignis“ spricht, dass sich jedes Jahr wiederhole. Kartoffeln vergammelten, weil sie nicht den gewünschten Marktgrößen entsprechen, behauptet er und fordert die Bauern auf, die abgeernteten Felder für jedermann zum Stoppeln freizugeben.
Die Filder-Landwirte sehen das erwartungsgemäß kritisch. Wer nett fragt, könne natürlich für den Eigengebrauch etwas sammeln, berichtet ein Kartoffelbauer der Zeitung. Das Problem sei nur, dass die Leute nicht sehen, wo schon geerntet wurde.
Hinterm Roder sammeln manche dreisten Mitbürger schon ein
Und dann sei die Frage, wo man anfängt und aufhört mit der Selbstbedienung, schließlich lebten die Anbauer vom Verkauf. Und dann gebe es noch die ganz dreisten, organisierten Diebe. Ein Landwirt berichtet, er habe schon eine Kolonne aus zehn Personen mit Waschkörben und teuren Autos vom Acker getrieben. Das habe nichts mehr mit Stoppeln zu tun, sondern sei Diebstahl. Viele bedienten sich schamlos im großen Stil. „Wenn man hinten erntet, und vorne liest einer die Kartoffeln auf, das ärgert einen“, sagt so ein Praktiker.