Der Kupfereinsatz im ökologischen Landbau lässt sich durch Züchtungsmaßnahmen und neu entwickelte Präparate zwar weiter reduzieren. Kupferpräparate werden jedoch weiterhin für einen wirtschaftlichen Anbau auch unter schwierigen Witterungsbedingungen benötigt. Das wurde bei der Europäischen Tagung „Kupfer als Pflanzenschutzmittel“ klargestellt, die vorletzte Woche im Julius-Kühn-Institut (JKI) in Berlin stattfand.
Bei der vom Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN), dem JKII und dem Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) initiierten Veranstaltung standen die Ergebnisse der Kupferminimierungsstrategie, auf die sich ökologische und konventionelle Anbauverbände in Absprache mit der Politik geeinigt hatten, im Mittelpunkt.
BÖLW-Vertreter Dr. Friedhelm von Mering bezeichnete die derzeitige Situation in Bezug auf die Kupferminimierungsstrategie insgesamt als „frustrierend“. Viele, im ökologischen Anbau bewährte Produkte wie Kaliumphosphonate oder schwefelsaure Tonerde, die den Kupferaufwand reduzierten, seien auf EU-Ebene noch nicht wieder zugelassen. Zudem seien die Mittel für die Forschung im Ökolandbau gekürzt worden, so dass zum Beispiel wichtige Züchtungsprojekte oder Prognosemodelle nicht weiter verfolgt werden könnten.
Wenn die Rahmenbedingungen so blieben, werde keine weitere Mengeneinsparung beim Kupfereinsatz möglich sein, so von Mering. Gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels sei immer häufiger mit Wetterextremen wie 2016 zu rechnen. Deshalb sei es notwendig, den Betrieben beim Kupfereinsatz mehr Spielräume und auch mehr Alternativen an die Hand zu geben.
Kupferkonto auf fünf Jahre ausweiten
Die Bedeutung von Kupferpräparaten im Bioweinbau unterstrich Beate Fader vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) in Rheinhessen. Durch die hohen Niederschlagsmengen in diesem Jahr sei der Schwellenwert für Peronospora-Pilzsporen im Boden im Zeitraum Ende Mai bis Ende Juni 2016 insgesamt 27 Mal überschritten worden. Trotz kurzfristiger Notzulassung sei die Flexibilität in Sachen Kupfereinsatz unter diesen Extrembedingungen an ihre Grenzen gestoßen.
Fader sprach sich für ein Kupferkonto mit 20 kg pro Hektar auf fünf Jahre aus, um den erschwerten Bedingungen zu begegnen. Ansonsten drohe eine Rückumstellungswelle, wie eine aktuelle Umfrage gezeigt habe. Eckhard Reiners vom Anbauverband Bioland wies darauf hin, dass auch für die Kartoffelbauern das Anbaujahr 2016 mit einem hohen Krautfäuledruck schwierig gewesen sei. Deshalb seien nach vielen Jahren erstmals wieder deutlich mehr als 2 kg Kupfer pro Hektar im Kartoffelanbau ausgebracht worden. Große Hoffnung setzt Reiners indes auf die Resistenzzüchtung gegen die Krautfäule. Vor allem in den Niederlanden habe es hier im vergangenen Jahr große Fortschritte gegeben.