Bei der Fütterung von Legehennen kann Soja vollständig durch eine Kombination aus vicin-/convicinarmen Winterackerbohnen und Sonnenblumen ersetzt werden, ohne dass es zu Einbußen bei Legeleistung und Eigewicht kommt. Zudem lässt sich die Verdaulichkeit von Ackerbohnen durch die Wahl tanninarmer Sorten und das Schälen vor dem Verfüttern verbessern.
Das sind die zentralen Ergebnisse zweier Forschungsprojekte, die im Rahmen eines drei-jährigen Verbundvorhabens unter Leitung des Departments für Nutzpflanzenwissenschaften der Universität Göttingen durchgeführt wurden. Dabei setzte das Forscherteam eine vicin-/convicinarme Ackerbohnensorte ein, die im Vorhaben gezüchtet wurde, heißt es in einer Presseinformation.
In den Fütterungsversuchen ersetzte das Forscherteam zunächst einen Teil des Sojaschrots durch Ackerbohnen mit üblichen Vicin-/Convicingehalten. Schon bei einem Anteil von 15 % nahmen die Legehennen deutlich weniger Futter auf. Zudem verringerte sich die Legeleistung und das Eigewicht. Wurde Soja dagegen durch die vicin-/convicin-arme Ackerbohnensorte ersetzt, konnte ihr Anteil ohne Leistungseinbußen bis auf 37 % erhöht werden.
Vollständig ersetzen ließ sich Soja, wenn die vicin-/convicinarme Bohnen mit einem gentechnikfreien Hochprotein-Sonnenblumenextraktionsschrot (HP 46) mit 46 % Proteingehalt kombiniert wurden. Dabei kam es bei den Legehennen weder zu Leistungseinbußen, noch zu einer erhöhten Mortalität. Auch bei steigenden Ackerbohnenanteilen zulasten des Sonnenblumenschrots in der Ration blieb die Bruchfestigkeit der Eischale stabil.
Verschiedene Anteile an Sonnenblumenschrot HP 46 und Ackerbohne führten allerdings zu einer höheren Futteraufnahme im Vergleich zur Kontrollgruppe mit Soja. Insgesamt stieg der Futterbedarf um fünf bis zehn Prozent. Gleichzeitig lag die Lebendmasse der Tiere um zwei bis vier Prozent höher als in der Soja-Vergleichsgruppe. Nach Einschätzung des Forscherteams bietet der Ersatz von Soja durch Sonnenblumenschrot dennoch Kostenvorteile bei den derzeitigen Preisen. Das gilt jedoch nur beim Vergleich gentechnikfreier Ware.
Versuche des Forscherteams der Universität Hohenheim weisen darauf hin, dass Vicin und Convicin in Ackerbohnen zwar die Futteraufnahme beeinträchtigen, aber keinen negativen Einfluss auf die Verdaulichkeit der Aminosäuren und der Umsetzbaren Energie haben. Diese werden dagegen durch hohe Phytat- und Tanningehalte in den Bohnen negativ beeinflusst. Deshalb sollten bevorzugt tanninarme Sorten eingesetzt werden.
Als wichtiger Aufbereitungsschritt für eine bessere Verwertbarkeit von Ackerbohnen erwies sich das Schälen. In den Versuchen erhöhte sich der Gehalt an Umsetzbarer Energie nach dem Schälen im Schnitt um 1,8 Megajoule pro Kilogramm Trockenmasse. Das Forscherteam erklärt diesen Effekt damit, dass ein großer Teil der Tannine mit der Schale entfernt wird und zusätzlich der Gehalt an verdaulicher Stärke steigt.