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Stroh verkaufen oder auf Acker lassen: Was lohnt mehr?

Das Thema ist ebenso alt wie aktuell: Viele Tierhalter brauchen Stroh im Stall, jeder Landwirt braucht Kohlenstoff und Nährstoffe auf dem Acker. Lohnt sich der Verkauf von Stroh?

Lesezeit: 6 Minuten

Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben".

Stroh ist in diesem Jahr knapper als in den Jahren zuvor: Der nasse Herbst hat nicht überall die Aussaat von Wintergetreide erlaubt und zum Teil sind die Bestände später noch dem Wasser zum Opfer gefallen. Die Winterweizenfläche wird zur Ernte rund 20% niedriger sein als im Schnitt der Vorjahre. Das dürfte die Nachfrage und damit den Preis für Stroh erhöhen.

Andererseits steht schon bei der Abfuhr der Getreidekörner fest, dass hiermit Nährstoffe den Betrieb verlassen. Diese müssen Landwirte über eine bedarfs­gerechte Düngung ersetzen. Vermarkten sie nun auch Nebenernteprodukte wie das Getreidestroh, verlassen zusätzliche Nährstoffe den Acker. Wie ist der Verkauf also aus pflanzenbaulicher und finanzieller Sicht zu bewerten?

Geld ist nicht alles

Betrachtet man den Markt der vergangenen beiden Jahre, waren die Strohpreise relativ stabil und liegen aktuell zwischen 8,50 und 10,50 €/dt (ohne MwSt.) für Großballen. Wegen der reduzierten Anbau­fläche von Wintergetreide kann der Preis aber noch steigen: Stroh von Winterweizen oder -gerste lässt sich durch Stroh von Sommergetreide nur bedingt ersetzten. Erstens sind die Korn- und Stroherträge niedriger und zweitens erfüllt das Stroh oftmals nicht die Qualitätsansprüche.

Der Verkauf von losem Stroh – ab Feld oder gepresst – stellt für viele Landwirte auf den ersten Blick ­einen guten Nebenverdienst dar. Dennoch sollten sie vorher genau prüfen, welche Folgekosten bzw. pflanzenbaulichen Auswirkungen damit einhergehen. Ein Strohverkauf ist immer auch eine Abfuhr von organischer Substanz sowie Haupt- und Spurennährstoffen.

Insbesondere in vieharmen Regionen mit humuszehrenden Fruchtfolgen kann der Verbleib des Strohs auf der Fläche dem Humusabbau entgegenwirken. Mit einem ge­steigerten Humusgehalt erhöht sich die Nährstoffverfügbarkeit und -nachlieferung, das aktive Bodenleben wird gefördert und das Porenvolumen und die Wasser­kapazität erhöhen sich. Sofern der Landwirt keine weiteren Maßnahmen trifft, einen Humusausgleich herbeizuführen, werden sich die Humusgehalte bei einer stetigen Strohabfuhr reduzieren.

Abfuhr ausgleichen

Sollte also ein Strohverkauf stattfinden, sollte man den Verlust der organischen Substanz durch eine humusmehrende Fruchtfolge oder durch Zukauf von organischen Düngern ausgleichen. Gut geeignet sind hierfür zum Beispiel Kompost, Champost oder Mist. Beim Zukauf organischer Dünger sollten Landwirte berücksichtigen, dass diese einen hohen Unkrautsamenanteil haben könnten (siehe Kasten) und Störstoffe enthalten sein könnten, die sich technisch nicht immer entfernen lassen. Somit ist es notwendig, die aus dem Zukauf von organischen Düngerformen entstehenden Kosten dem Erlös des Strohverkaufs gegenzurechnen.

Die durchschnittlichen Nährstoffgehalte von Weizen- und Gerstenstroh betragen 5 kg Stickstoff (N) und 3 kg Phosphat (P2O5). Diese Nährstoffe sind bei allen Getreidearten nahezu gleich, während die Kaliumgehalte (K2O) je nach Getreideart schwanken (siehe Übersicht). Das Stroh der Wintergerste beinhaltet beispielsweise 17 kg/t K2O und das des Winterweizens 14 kg/t K2O. Die Nährstoffgehalte können je nach Standort, Witterung und Nährstoffversorgung stark abweichen, daher ist bei einer genauen Berechnung auch eine Analyse des Strohs sinnvoll.

Bringt man nun einen Winterweizenertrag von 8,5 t/ha und einen Wintergerstenertrag von 7,5 t/ha in Ansatz, lässt sich über das Korn-Stroh-Verhältnis (Winterweizen 1 : 0,8, Wintergerste 1 : 0,7) die Strohmasse ableiten. Rein rechnerisch würden demnach 6,8 t/ha Weizen- und 5,3 t/ha Gerstenstroh anfallen. Aufgrund von technischen Verlusten und dem Verbleib der Stoppel, multipliziert man die Strohmenge in der Praxis je nach Schnitthöhe mit dem Faktor 0,7. So ergeben sich 4,8 t/ha Weizen- und 3,7 t/ha Gerstenstroh.

Wert der Nährstoffe

Verrechnet man die Stroherträge mit durchschnittlichen Nährstoffgehalten, ergibt sich beim Winterweizen eine Nährstoffabfuhr von rund 24 kg/ha N, 14 kg/ha P2O5 und 67 kg/ha K2O. Beim Wintergerstenstroh sind es pro Hektar 18 kg N, 11 kg P2O5 und 62 kg K2O. Verkaufen Landwirte nun dieses Stroh oder fahren sie es ab, müssen sie hierfür diese Nährstoffmengen in Ansatz bringen. Mengenmäßig nimmt Kalium den größten Nährstoffanteil ein und bestimmt damit auch maßgeblich den Düngewert des Strohs.

Zieht man die aktuellen Dünge­mittelpreise (N: 1,16 €/kg; P2O5: 1,22 €/kg; K2O: 0,75 €/kg) hinzu, erhält man den Nährstoffwert des Strohs. Somit ergibt sich für die beiden Hauptgetreidearten Winter­weizen und -gerste ein Nährstoffwert von 95,17 bzw. 80,80 €/ha (ohne MwSt.).

Hinzu kommt noch die Humuswirkung der organischen Substanz, die sich allerdings nur schwierig monetär darstellen lässt. Auf dem aktuellen Strohmarkt lassen sich für Großballen im Durchschnitt 95 €/t (ohne MwSt.) erzielen. Auf den Hektar würde man für Weizenstroh somit rund 456 € und für Gerstenstroh 352 € erzielen. Mit in Abzug gebracht werden müssen Kosten für Maschinen, Arbeitskraft, Lager und Transport. Um den Strohverkauf genauer zu betrachten, ist eine betriebsindividuelle Vollkostenanalyse notwendig. Zu beachten ist, dass die Preise für den Verkauf ab Feld deutlich niedriger ausfallen.

N-Sperre durch Stroh?

Verbleibt das Stroh auf der Fläche, ist auf eine gleichmäßige Verteilung durch den Strohhäcksler des Mähdreschers zu achten, damit auch jeder Bereich des Ackers von dem Stroh profitieren kann. Gleichzeitig ist im Falle einer Bodenbearbeitung darauf zu achten, dass man hierbei gut mischt, sodass das Stroh maximalen Bodenkontakt hat und die Mikroorganismen es umsetzen können.

Hierbei kann die sogenannte „N-Sperre“ auftreten. Dabei wird über den Herbst und Winter der in der Bodenlösung vorliegende N durch die Mikroorganismen fixiert und erst wieder im nächsten Jahr sukzessive freigegeben. Dabei handelt es sich aber um einen stark dynamischen Prozess, dessen Wirkung man nur schwer voraussagen kann. Insbesondere bei Winterraps als Folgekultur kann es beim Strohverbleib im Herbst bzw. Winter zu N-Engpässen kommen.

Keine Ungrassamen einfahren

Ist das Stroh einmal in Ballen oder zumindest im Schwad, lässt sich kaum erkennen, wie hoch der Unkraut- oder Ungrasbesatz auf der Ackerfläche war. Das sollte für Landwirte ein weiterer Grund sein, die Flächen jetzt noch einmal zu kontrollieren. Vor allem aber sind Flächenkontrollen jetzt wichtig, um Rückschlüsse für die kommenden Jahre ziehen zu können und ge­gebenenfalls auch Ungrasproben für Resistenztests ausdreschen zu können. Es lohnt sich aber auch für Landwirte, die Stroh zukaufen, die Herkunftsflächen noch vor der ­Ernte zu besichtigen.

Samen von Ungräsern wie Ackerfuchsschwanz, Weidelgras oder Trespen werden im Mähdrescher in der Regel nicht komplett ausgedroschen und sind auch nicht immer schon vor der Ernte vollständig ausgefallen.

So kommt es immer wieder vor, dass es resistente Samen in den Ballen schaffen. Je nach Kompostierdauer und -temperatur des ­Mistes bleiben diese Samen häufig unbeschadet, bis der Mist wieder auf dem Acker landet. Daher ist Mist ein häufiger Verbreitungsweg von Ungrasresistenzen.

Julian Osthues

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