Nach den anhaltenden Regenfällen 2017 stand auf vielen Flächen Norddeutschlands wochenlang das blanke Wasser. Auch den Winter hindurch waren die Böden so gesättigt wie noch nie, berichten Landwirte. Laut Bodenkundlern hätte das Wasser jedoch schneller versickern müssen. Ein normaler, funktionsfähiger Boden müsste theoretisch auch überdurchschnittliche Regenfälle wegleiten können, so wie es Waldböden auch können.
Rainer Horn von der Uni Kiel führt diesen Umstand auf die Bodenverdichtung zurück. Der Süddeutschen Zeitung sagte er kürzlich: „Das Porensystem im Boden funktioniert nicht mehr“. Der Mensch habe dem Boden mit den schweren Landmaschinen nachhaltigen Schaden zugefügt.
Die Neue Osnabrücker Zeitung berichtet dazu, dass es für den Landwirt allerdings auch nicht leicht sei zu erkennen, wie die tieferen Bodenschichten aussehen. Manchmal gebe es Plattenbildungen, die sich unbemerkt unter der normalen Pflugfurche aufbauen. Diese Platten seien hochverdichtet, lassen dem Regenwasser keine Chance nach unten zu sickern. Erst wenn sich auf den Äckern Seenplatten entwickeln, werde deutlich, dass da unten irgendetwas nicht in Ordnung ist, zitiert die Zeitung den Fachmann der Uni Kiel.
Nach Niederschlägen könne das Wasser nicht in tiefere Bodenschichten kommen und bei Trockenheit könne die Feuchtigkeit nicht in den Wurzelbereich aufsteigen. Daher sei es eine der wichtigsten Aufgaben, Verdichtungen zu beseitigen und das Bodenleben wieder zu verbessern.
Landwirtschaftskammer berät
Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat das laut der NOZ erkannt und macht sich stark für eine „Einfache Feldgefügeansprache für den Praktiker.“ Wissenschaftler und Berater aus den Disziplinen Bodenkunde, Pflanzenbau und Landtechnik hätten solch eine Methode entwickelt. Damit sei der Landwirt in der Lage, sein Bodengefüge selbst zu beurteilen und seinen Maschineneinsatz an die Verdichtungsempfindlichkeit der Standorte anzupassen.
Christoph Mönter von der LWK-Bezirksstelle Osnabrück empfiehlt den Pflug sowie konservierende Bodenbearbeitung, die die Mulchsaat mit Grubbern und Scheibenegge vorbereitet. „Beides hat Vor- und Nachteile“, sagt er gegenüber der Zeitung. Bei der wendenden Bodenbearbeitung öffnet man die Poren im trockenen Boden. Bei Bedarf kann auch ein Tiefenlockerer mit bis 80 Zentimeter Tiefe zum Einsatz kommen. Zudem sollten Fahrgassen eingehalten werden.
Mönter setzt auch auf die biologische Bodenlockerung, zum Beispiel mit Tiefwurzlern, die er nicht nur als Zwischen-, sondern auch als Hauptkultur anbaut. Dazu zählen Leguminosen wie Lupinen, verschiedene Kleearten, Wicken, aber auch Ackerbohne, und Erbse. Bis zu 120 Zentimeter tief wurzeln diese Hülsenfrüchtler und Stickstoffsammler. Auch der Regenwurm sei ein dankbarer Helfer.
Reifendruckregelanlagen oder Maschinen mit versetzten Fahrspuren können nach Ansicht des Fachmanns nur ein erster Schritt sein. Das Problem bleibe, dass die Dünger- und Erntegeräte immer schwerer werden, sagte er der NOZ.