Überraschende Wende: Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat am Montag in einer neuen Risikoeinschätzung das umstrittene Herbizid Glyphosat als nicht krebserregend eingeordnet.
Damit widerspricht die neue Einschätzung der Krebswarnung der WHO-Teilbehörde IARC aus dem letzten Jahr. Begründet wird der Sinneswandel mit einer unterschiedlichen Fragestellung. In Risikoeinschätzungen geht es um mögliche Krankheitsfolgen infolge des Kontakts mit üblichen Rückstandsmengen. Die Gefahreneinschätzung hingegen, in der Glyphosat durch die WHO-Behörde ,,IARC" als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft worden war, basiert auf der Frage, ob ein Stoff grundsätzlich Krebs auslösen könne, auch in sehr hohen Mengen.
Wie die Frankfurter Zeitung anmerkt, dürfte das nun dem Streit in der Bundesregierung über eine Neuzulassung eine neue Richtung geben. Denn erst vor wenigen Tagen hatten die Bundesminister der SPD sich überraschend gegen eine Verlängerung der Zulassung positioniert. „Solange wir nicht zweifelsfrei wissen, ob Glyphosat für die Gesundheit unbedenklich ist, sollten wir diese Chemikalie auch nicht zulassen“, hatte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) am Freitag gesagt.
Die EU-Kommission will bis Ende des Monats darüber entscheiden. Während die Union eine Neuzulassung unter Auflagen und Einschränkungen befürwortet, hatte die SPD eine überraschende Kehrtwende hingelegt und diese mit nicht hinreichend geklärten Gesundheitsrisiken für den Menschen begründet. Die Bundesregierung solle sich der Stimme enthalten, meinen die Parlamentarier. In dieser Woche will sich die Bundeskanzlerin in den Koalitionsstreit einschalten.
"War zu erwarten"
Richard Garnett, Vorsitzender der Glyphosate Task Force (GTF), sagt dazu: "Die GTF ist nicht überrascht, dass das „Joint Meeting of Pesticide Residues" (JMPR) in seiner Überprüfung und abschließenden Bewertung erneut die früheren Sicherheitsbewertungen von Glyphosat bestätigt, die bereits von Behörden weltweit durchgeführt wurden. Diese haben einheitlich ergeben, dass die sachgerechte Anwendung von Glyphosat kein unvertretbares Risiko für Menschen, Tiere und die Umwelt darstellt.“
Ursula Lüttmer-Ouazane, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat (AGG), betont: „Wir sehen uns durch das Ergebnis erneut bestätigt. Mit dieser gemeinschaftlichen Bewertung durch das WHO- und FAO-Fachgremium ist ein weiteres Mal dem wiederholt eingeforderten Vorsorgeprinzip Genüge geleistet worden. Aufgrund der positiven Sicherheitsbewertungen der zuständigen Behörden sollte einer Verlängerung der Zulassung von Glyphosat um weitere 15 Jahre fachlich nichts im Wege stehen. Wir gehen davon aus, dass nunmehr die zunehmend politisierten und teilweise unsachlichen Kampagnen ein Ende finden. Glyphosat ist ein wertvoller Baustein einer modernen und nachhaltigen Landwirtschaft.“