Der Freistaat Sachsen hat 14,5% der landwirtschaftlichen Nutzfläche in die sogenannte Nitratkulisse der roten Gebiete aufgenommen, während Brandenburg 1,8 %, Thüringen 6,4% und Sachsen-Anhalt 6,2% ausweisen. Für den EVP-Europaabgeordneten Dr. Peter Jahr (CDU) ein Unding. Er wirft dem grün-geführten Landes-Agrarministerium Ideologie vor.
„Dem Bauern ist es fachlich einfach nicht zu vermitteln, dass er links vom Feldweg auf sächsischer Flur nur 80 % des Bedarfs der Pflanzen düngen darf und rechts davon bedarfsgerecht Stickstoffdünger ausbringen kann, nur weil da ein anderes Bundesland ressortiert“, kritisiert Jahr, der nach der Wende 1990 selbst im Sächsischen Landtag saß, bevor er 2002 in den Bundestag wechselte.
Backweizen wird zu Futterweizen
Gerade in der Backweizenproduktion spielt der Proteingehalt laut dem Politiker eine entscheidende Rolle. „Ohne eine bedarfsgerechte Düngung ist diese Qualität jedoch nicht zu erreichen. Damit kann der Weizen nicht mehr als Backweizen, sondern nur noch als Futterweizen verkauft werden, da der Eiweißgehalt und andere Kriterien nicht mehr erreicht werden. Das hat in diesem konkreten Beispiel Erlösausfälle, von bis zu 500 € pro Hektar, zur Folge“, so Jahr weiter.
Die sächsische Antwort, in Form einer Gemeinwohlprämie in Höhe von 150 € pro Hektar, könne seiner Meinung nach daher eher als Beleidigung statt als ein Lösungsansatz begriffen werden. „Ich kann den betroffenen sächsischen Landwirten nur empfehlen sich juristisch gegen diesen Unsinn zur wehren. Die Initiative unseres Sächsischen Landesbauernverbandes unterstütze ich deshalb aus fachpolitischer Überzeugung voll und ganz“, so Jahr.
Scharfe Kritik von der AbL
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) zeigte sich im Anschluss „verwundert“ über Jahrs Aussage zum Backweizen. „Einem studierten Fachpolitiker“ sollte es eigentlich bekannt sein, dass sich Backweizen - sogenannter „A-Weizen“ oder „B-Weizen“ - sehr wohl auch mit reduziertem Düngeniveau erzeugen lasse. Schließlich sei dies im biologischen Anbau das Normale, so die AbL in einer Antwort.
Richtig sei wohl, dass die Produktion von Eliteweizen unter Umständen problematisch werden könne. E-Weizen werde jedoch fast nur zum Aufmischen „schwächerer Partien“ benötigt. Zudem ist der AbL zufolge die Erzeugung von E-Weizen aufgrund des hohen Düngebedarfs „nüchtern betriebswirtschaftlich betrachtet meist sowieso nicht wirklich lohnend“. Die AbL warf der CDU Sachsen zudem vor, für die hohen Nitratwerte im Grundwasser durch ihre Politik in der Vergangenheit selbst verantwortlich zu sein.