Italien ächzt unter einer ausgeprägten Dürre. Seit mehr als drei Monaten hat es in vielen norditalienischen Gegenden nicht mehr geregnet. Der Winter war mild und es gibt kaum Schmelzwasser aus den Bergen. Italiens längster Fluss, der Po, weist den niedrigsten Wasserstand seit mehr als 70 Jahren auf.
Auch die großen norditalienischen Seen sind betroffen, am stärksten der Lago Maggiore und der Comer See, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Die Wassermenge, die in den See einfließt, sei drastisch gesunken. Dadurch sei das Volumen, das für die Bewässerung in der Landwirtschaft und die Energieerzeugung in einem nahegelegen Wasserkraftwerk zur Verfügung steht, innerhalb eines Jahres von 95 % des Höchststandes auf weniger als 20 % eingebrochen. Im Comer See sind es laut FAZ nur noch rund 13 % der Höchstmenge.
Landwirtschaft geht das Wasser aus
Gegenüber Medien berichtete ein Regionalpräsident von einem „sehr ernsten Notstand für die Landwirtschaft“. Besonders die Reisernte in der Po-Gegend sei betroffen. Ein Problem ist dabei, dass aufgrund des geringen Wasserdrucks im Po-Delta Salzwasser aus dem Meer flussaufwärts drängt und die Bewässerung der Reisfelder unmöglich macht. Auch der Anbau von Tomaten, Obst und Mais erleidet erhebliche Schäden.
Das Futterangebot für die Kuhherden in der Po-Ebene geht zurück, und dadurch sinke bereits die Milchproduktion, berichten Landwirte. Der Landwirteverband Coldiretti warnt vor bis zu 10 % weniger Milch.
Nach Angaben des Landwirtschaftsverbandes CIA bedroht der Wassermangel rund die Hälfte der landwirtschaftlichen Produktion Norditaliens. Der Schaden koste die Bauern mindestens 2 Mrd. €, schätzt die Organisation Confagricoltura.
Neueste Idee: Gardasee anzapfen
Da sich die Dürre weiter nach Süden schiebt, fordern Verantwortliche zunehmend, den nationalen Notstand auszurufen, damit Finanzhilfen aus Rom fließen und eine Zentrale die Verteilung des Wasser koordiniert, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung weiter. Mehrere Kommunen hätten bereits begonnen, das Wasser zu rationieren.
Der Zivilschutz bereite sich auf einen landesweiten Einsatz vor, sollte die Regierung den Notstand wegen der Trockenheit erklären, sagte ein Sprecher der Behörde. Im Juli und August werde aufgrund der Trockenheit eine große Waldbrandgefahr herrschen.
Der Sender n-tv berichtet unterdessen von einem Vorschlag, Wasser aus dem Gardasee in den Fluss Po abzuleiten. Der See sei zu 60 % gefüllt, hieß es. Die Gemeinden am See sind erwartungsgemäß dagegen. Durch den Plan bliebe nicht nur ein "kranker Fluss Po", sondern auch ein "kranker Gardasee" am Ende zurück. Die Rede ist von der schlimmsten Krise seit 60 Jahren.
US-Wissenschaftler sprechen von Jahrtausenddürre
Von einer „Jahrtausend-Dürre“, die den Westen der USA seit mehr als zwanzig Jahren plagt, sprechen Forscher der Universität von Kalifornien in Los Angeles. Seit 1.200 Jahren sei es nicht mehr über einen so langen Zeitraum so trocken gewesen, berichten sie nach Analyse von Baumringen.
Und die Situation könnte noch ein Jahrzehnt andauern – mit verheerenden Waldbränden, schneefreien Bergkuppen und verdorrenden Feldern, berichtet die WirtschaftsWoche. Aktuelle Satellitenbilder würden die Dürre auch an den schrumpfenden Seen im Westen der USA deutlich sichtbar machen.
Statt die Ursache aber allein im Klimawandel zu suchen muss der Fokus hier aber auf die Entnahme von Wasser durch Menschen gelegt werden. Sie bewässern damit Felder und schaffen es als Trinkwasser in boomende Städte. Das betrifft nicht nur den Westen der USA, sondern viele der großen Seen der Welt wie den Aralsee in Kasachstan und Usbekistan und das Tote Meer zwischen Israel und Jordanien. Die Fotos aus dem All belegten eindrucksvoll, wie stark diese einst große Seen in den vergangenen Jahrzehnten ausgetrocknet sind. Und bald ganz verschwinden könnten.
Die Zeitung berichtet auch vom Lake Mead, der größte künstlich geschaffene See der Vereinigten Staaten, aufgestaut durch den Hoover-Damm. 75 % des Wassers würden für die Bewässerung von landwirtschaftlichen Flächen eingesetzt. Es speist vor allem die Landwirtschaft in Kalifornien, riesige Felder im Central Valley mit Erdbeeren, Gemüse, Salaten, Avocados, Artischocken sowie Haine mit Mandelbäumen und Weinreben. 80 % der weltweiten Mandelernte weltweit stammt aus dem Golden State. Sie sei für 40 % des kalifornischen Wasserverbrauchs verantwortlich. Wegen der drohenden weltweiten Hungerkatastrophe sei es allerdings eher unrealistisch, dass die Landwirtschaft zurückgefahren wird, so die Zeitung.