Wie steht es nach der anhaltenden Nässe um die deutschen Saatgutqualitäten? Einen genauen Überblick kann derzeit niemand geben. Dafür ist einfach noch zu viel auf dem Halm. Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) schließt aber bei bestimmten Getreidearten eine knappe Saatgutversorgungslage nicht mehr aus.
Lage nur bei Wintergerste entspannt
„Die regenreichen Sommermonate haben zu regional starken Einbußen bei Getreideerträgen und -qualitäten geführt. Davon betroffen ist auch die Saatgutproduktion. Die Versorgungslage für die Landwirtschaft ist insbesondere im Norden und Osten Deutschlands angespannt“, so die DRV-Saatgutreferentin Nora Haunert in der vergangenen Woche.
Qualitätseinbußen durch Auswuchs und Pilzbefall registrieren die Genossenschaften bei Winterweizen, Winterroggen und Triticale. Bei Wintergerste ist die Lage weniger problematisch, da sie weitgehend vor Beginn der Regenperiode geerntet wurde.
Aufgrund der regionalen Schwerpunkte der Roggenvermehrung im Norden und Osten befürchtet der DRV, dass die Nachfrage für zertifiziertes Roggensaatgut nicht vollständig gedeckt werden kann. Der Verband geht davon aus, dass hier voraussichtlich ein Antrag der Züchter beim Bundessortenamt auf Herabsetzung der Mindestkeimfähigkeit notwendig wird.
Für Weizen und Triticale wäre eine Herabsetzung der Mindestkeimfähigkeit nach seinen Angaben erst der zweite Schritt. Für diese Getreidearten ist bei vorliegender Züchterfreigabe auch die Zulassung von Z2-Saatgut möglich.
Herausfordernde Saatgutssaison
„Ich erwarte eine herausfordernde Saatgutsaison für unsere Genossenschaften und ihre landwirtschaftlichen Kunden. Aufgrund der verspäteten Ernte werden Reinigungs- und Anerkennungsverfahren deutlich später anlaufen als in den Vorjahren“, erläuterte Haunert. Angesichts der Qualitätsprobleme wird nach ihrer Einschätzung zudem der Einsatz von Nachbausaatgut zurückgehen, was zu zusätzlicher Nachfrage bei zertifiziertem Saatgut führen und die enge Versorgungslage verschärfen dürfte.