Mittlerweile steht Sommergetreide nicht selten auf Standorten, auf denen die Bekämpfung von Fuchsschwanz in Winterungen nicht mehr funktioniert. In diesen Fällen sind auch im Sommergetreide keine wirksamen Produkte gegen die gegenüber Blattherbiziden resistenten Ungräser verfügbar. Folgende Strategie ist dann zu empfehlen:
Optimal ist, wenn das Saatbeet bereits im Herbst bereitet wurde, sodass man die Saat mit wenig Bodenbearbeitung einbringen kann. Anders als im Herbst, in dem frühe Saattermine die Ungräser begünstigen, ist es im Frühjahr umgekehrt. Getreide keimt bei deutlich unter 10°C, die Masse des Ackerfuchsschwanzes erst darüber. Das heißt: Früh säen verschafft dem Getreide gegenüber dem Fuchsschwanz einen Wachstumsvorsprung.
Als früh gelten Saattermine ab Anfang März. Ist der Boden gut abgetrocknet, lassen sich Hafer und Sommerweizen bereits im Februar aussäen (zumindest in Niederungslagen). Auch wer früh sät, sollte auf tonigen Böden hohe Saatstärken wählen. Bei Weizen sind 400, bei Hafer und Gerste rund 350 keimfähige Körner/m2 angeraten. Als Saattiefe haben sich 2 bis 3 cm bewährt.
Wichtig für eine Bestellung ohne breitflächige Bodenbearbeitung ist, dass man vorhandenen Aufwuchs vor oder kurz nach der Saat mit Glyphosat beseitigt. Ein frühzeitiges Andüngen ist dann fast das letzte, was Sie dem Bestand im Wettlauf mit den Ungräsern mit auf den Weg geben können. Wie unterschiedlich der Erfolg dieses Systems sein kann, zeigt Foto 1 (links sauber, rechts kam der Fuchsschwanz durch).
Falls nötig, kann man zusätzlich noch einen Teil der Ungräser durch Striegeln bekämpfen. Gute Bedingungen sind gegeben, wenn der Boden in den oberen Zentimetern abgetrocknet ist und die Striegelaggregate über Bodenrisse bzw. eine Frostgare gut „angreifen“ können. Wirkungsgrade um 60% sind möglich, wenn ein Größenunterschied zwischen Getreide und Ungras besteht. Generell ist es am besten, in der Bestockungsphase des Getreides zu striegeln.
Tipps für Normalstandorte
Auf milden oder leichten Standorten geht es in erster Linie um Unkräuter wie Melde, Gänsefuß, Knöterich, Ackerhohlzahn, Nachtschatten, Taubnessel, Vogelmiere, Kornblume, Mohn, Stiefmütterchen, Storchschnabel, Kamille und auf besseren Böden auch Klette. Frisch aufgelaufene sind leichter zu bekämpfen als Unkräuter, die einen Winter mitgemacht haben. Dies gilt für mechanische und chemische Verfahren gleichermaßen.
Chemisch lassen sich die jungen Pflanzen mit reduzierten Mengen regulieren. Optimal sind Einsätze zum 3- bis 4-Blattstadium des Getreides. Dann lassen sich die Unkräuter noch gut benetzen, die rasch zunehmende Konkurrenzkraft der Kultur unterstützt die Herbizidwirkung zusätzlich. Breit einsetzbar und wirksam sind z.B. Biathlon 4D + Dash + Finy (siehe Übersicht). Das preisgünstige Finy dient als Partner gegen Stiefmütterchen, Storchschnabel und Hundskerbel. Alternativ kann man 25 g/ha Dirigent SX zugeben. Vergleichbar ist eine Mischung aus 35 g/ha Pointer Plus + 0,3 l/ha U46 M-Fluid. Biathlon 4D wirkt gegen Efeublättrigen-, Pointer Plus gegen Persischen Ehrenpreis (Fotos oben). Spielt Ehrenpreis keine Rolle, reichen 0,4 l/ha Tomigan 200 + 0,3 l/ha U46 M-Fluid + 10 g/ha Finy aus.
Sind Ungräser vorhanden, lassen sich diese nur in Sommergerste und -weizen bekämpfen. Gegen Flughafer, Weidelgras, Gemeine/Jährige Rispe, Windhalm ohne ALS-Resistenz und Kräuter eignen sich 150 g/ha Husar Plus + 0,75 l/ha Mero. Mit Ausnahme der Jährigen Rispe wirken gegen diese Ungräser auch 0,9 l/ha Axial 50. Zudem erfasst dieses Herbizid Windhalm mit ALS-Resistenz und Fuchsschwanz ohne ACC-ase-Resistenz. Weil Axial 50 nur gegen Ungräser wirkt, muss man Unkräuter vorher oder nachher bekämpfen. Mischungen aus Axial 50 + Unkrautpartner empfehlen wir nicht, da dies die Wirkung von Axial 50 beeinträchtigen kann. Weitere Hinweise zu Mitteln, Mengen und Kosten finden Sie in der top agrar-Ausgabe 1/2019, ab Seite 84.
Möglich ist es aber, Blattdünger zuzumischen. Um Mangan- und Zinkmangel vorzubeugen, bieten sich Zusätze z.B. von 5,0 l/ha Mangan Sulfat flüssig + 5,0 bis 10 kg/ha Epso Combi Top an. Lebosol Mangan Nitrat mit 1,5 bis 2,0 l/ha lässt sich als Mangankomponente einsetzen, wenn kein wuchsstoffhaltiges Herbizid in der Mischung ist. Ein Mikronährstoffmangel tritt vorzugsweise auf humosen, bzw. sehr tonigen Standorten auf. Auch hohe pH-Werte bzw. hohe Phosphatgehalte im Boden vermindern die Verfügbarkeit der meisten Mikronährstoffe.