Unter dem Motto „The Beet goes on“ will der Züchter Strube aus Söllingen, Niedersachsen, die Rübe zukunftsfähig machen. „Wir brauchen neue Antworten auf die sich verändernden Anbaubedingungen“, sagt Theodor von Hahn kürzlich vor Ort. Der Verkaufsleiter Zuckerrübe mahnt auf dem Innovationstag Zuckerrübe, bei der Sortenzüchtung vorauszudenken: „Eine neue Sorte zu züchten dauert 10 Jahre. Wir müssen schon jetzt in die Zukunft denken.“
Resistente Sorten im Fokus
Der Rübenanbau solle auch dann möglich sein, wenn es z.B. chemischer Pflanzenschutz nicht mehr ist, betont Strube-Geschäftsführer Martin Reisige. Um den Rübenanbau künftig rentabel und nachhaltig zu gestalten, braucht es aus seiner Sicht technische Innovationen, wie sie das Unternehmen vorstellte. Dabei will sich Strube bis 2030 in ein nachhaltiges Unternehmen mit nachhaltigen Produkten und nachhaltiger Produktion weiterentwickeln (Vision Blue). Aber: „Unser Schwerpunkt liegt weiterhin in der Züchtung, besonders für resistente Sorten“, so Reisige weiter.
Besonders Rizomaniatoleranzen hat der Züchter im Blick. Die Viruskrankheit tritt in Deutschland, Frankreich und England mit unterschiedlichen Pathotypen auf. Neben der klassischen Rz1-Resistenzquelle arbeitet Strube mit einer weiteren Resistenz. „Das RzX-Gen stammt aus Wildrüben“, sagt Dr. Michael Stange, Produktmanager bei Strube. Entsprechende Sorten befänden sich in der Wertprüfung des Bundessortenamtes. Stange hofft auf weitere Sortenzulassungen nächstes Jahr. In Summe sind diese sechs Sorten in der Pipeline: Sindbad, Bowie, Rigoletto, Sherlock, Cartoon und Potter.
SeedInspector und PhenoTest
Sind Rübensamen keimfähig? Und wenn ja, wie keimen sie? Bereits im Labor prüft Strube die Rübensamen engmaschig. Per Computertomographie (dem SeedInspector) können die Züchter zerstörungsfrei in die Pille schauen und den Embryo begutachten. Die Samen lassen sie dann in vertikalem Filterpapier keimen.
Der sogenannte PhenoTest überwacht dabei Keimdynamik und Pflanzenqualität. „Dabei können wir den Samen im Filterpapier automatisch über den gesamten Test nachverfolgen“, erklärt die erfahrene Strube-Züchterin Dr. Antje Wolff. Später dokumentiere der Test, wie sich Wurzel, Hypokotyl und Keimblätter im Zeitverlauf aus jedem Samen entwickeln. Dieses 4D-Verfahren hat sich Strube patentieren lassen.
Mit Robotik und umgebauten Rodern geht’s voran
Im Versuchswesen prüft der „PhenoFieldBot“ bereits in der zweiten Kampagne von Feldaufgang bis Reihenschluss, wie sich die gesäten Rüben entwickeln. Dank RTK- und GPS-Daten bonitiert er eigenständig 4 Reihen gleichzeitig. So kann er bis zu 12 Arbeitskräfte/Stunde beim Bonitieren ersetzen. Die Kameras des 1-Tonnen schweren Gerätes können sowohl in Farbe, auch als in Infrarot scannen. Sie messen die Blattfläche und den Durchmesser der einzelnen Pflanzen, das System merkt sich zudem die Position. Die Daten dokumentiert das System, ausgewertet wird im Labor. Dabei lassen sich Fragen beantworten wie: Wann keimt eine Rübe, wie entwickelt sich ihre Blattfläche, wie ist der Durchmesser einer Rübe kommt es zu Absterbeerscheinungen oder ist eine Rübe gar wieder verschwunden? Künftig sollen auch 3D-Messungen möglich sein, um die Blattstellung der Rüben zu berücksichtigen.
Um dem Nachhaltigkeitsprozess Rechnung zu tragen, soll ein weiterer Roboter, der „Bluebob“, eine Alternative zur chemischen Unkrautbekämpfung sein. Ab dem ersten Laubblattpaar hackt der Roboter in und zwischen den Rübenreihen auf dem Feld – vier Reihen gleichzeitig. Er unterscheidet zwischen Unkraut und Rübe. Noch orientiert sich das Gerät an den mit RTK-gesäten Rübenreihen. Schon nächstes Jahr soll es in Echtzeit erkennen und hacken. Bei den Robotern unterstützen das Fraunhofer-Entwicklungszentrum Röntgentechnik (EZRT) und das französische Start-up-Unternehmen NAÏO-Technologies die Entwicklung.
Den Zuckerertrag und andere Paramter der reifen Rübe prüft Strube mit einem umgebauten Roder. Das „Bluemobil“ ist ein mobiles Analyselabor, auf dem die geernteten Rüben der zu prüfenden Parzellen sofort zu Brei verarbeitet und einer NIRS-Analyse unterzogen werden. Insgesamt fünf solcher Roder liefern schnelle Ergebnisse der Versuchsparzellen.
Per App gegen Cercospora
Um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu optimieren und die gefürchtete Cercospora-Blatterkrankung frühzeitig zu erkennen, entwickelt Strube seit einem halben Jahr die App „CercoSpot“. Srube-Berater in den bekannten Befallsregionen testen die Android-App bereits. Anhand eines Boniturschemas erkennt die App, wie stark eine Parzelle oder ein Blatt auf einem Foto von Cercospora befallen ist. Auch eine 14-tägige Befalls-Prognose soll möglich sein. Die App soll den Beginn der Behandlung ausweisen und bezieht dabei auch Faktoren wie Klima und Standort mit ein.
Den Innovationstag Zuckerrübe hat der Züchter per Video festgehalten: