Dieser Beitrag erschien zuerst im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.
Die Südzucker AG ist die Nummer eins auf dem globalen Zuckermarkt und über verschiedene Tochterunternehmen auch einer der großen Lebensmittelproduzenten. Nun steigt das Unternehmen in die Verarbeitung von Ackerbohnen ein. Die bisherigen Rübenanbauer sollen davon als Rohstofflieferanten profitieren.
Weitere Kultur anbauen
Bei Landwirten wie Verarbeitern herrscht viel Euphorie, wenn es um die Prognosen für den Markt der pflanzlichen Proteine geht. Jeder möchte sich ein Stück von dem Kuchen sichern. Zu Anfang einer Informationsveranstaltung der Südzucker AG macht Dr. Georg Vierling, Division Zucker/Rüben, aber sofort klar, dass es für die Rübenanbauer nicht darum geht, statt der Rüben nun Ackerbohnen anzubauen. Vielmehr sollen die Landwirte die Fruchtfolge noch um die Ackerbohnen erweitern.
Aufwendige Verarbeitung
Wie Neil Naschold, Südzucker AG, ausführte, soll das Tochterunternehmen Beneo die Ackerbohnen für die Abnehmer entsprechend aufbereiten. Dazu entsteht gerade am Standort Offstein eine Mehrzweckanlage, die für die Ernte 2024 den Betrieb aufnehmen soll. Sie wird eine Entladekapazität von 100 t/Std. erreichen. Bereits 2028 soll das zweistufige Investment seine volle Kapazität erreicht haben.
In dem Prozess werden die Ackerbohnen zunächst geschält und dann gemahlen. In einer Trockenfermentation entsteht aus dem größeren Anteil ein stärkereiches Mehl, der kleinere Teil wird zu Ackerbohnenproteinkonzentrat.
Das allergenfreie Protein kann in Lebensmitteln als Bestandteil eines Milchersatzes und von Backwaren dienen. Als extrudiertes Protein wird es zu Fleischersatz, Suppen, Soßen oder Fertigmahlzeiten. Das stärkereiche Mehl kann in der Lebensmittelproduktion gezielt die Textur verbessern.
Regionale Erfassung
Bereits 2021 und 2022 hat die Südzucker Ackerbohnen angebaut und nach den Vorstellungen potenzieller Kunden aufbereitet. Für das aktuelle Anbaujahr soll die Fläche sprunghaft mit schon festen Kontrakten auf 1400 ha ausgedehnt werden. Davon profitieren vornehmlich Rübenanbauer aus der Wetterau und dem Raum Kassel. Dort werden die Ackerbohnen an jeweils zwei regional günstig gelegenen Standorten erfasst und gereinigt.
Ab 2024 plant die Südzucker wiederum eine deutliche Ausweitung der Anbaufläche auf über 6.000 ha. Daran soll auch die Anbauregion Soest teilhaben. Dafür sucht die Südzucker AG noch einen geeigneten Erfasser.
Zunächst bietet das Unternehmen lediglich einjährige Kontrakte an, um Erfahrungen zu sammeln, später auch Mehrjahreskontrakte.
Herausforderung allergenfrei
Ackerbohnen sind nur dann für die Lebensmittelproduktion geeignet, wenn sie einige Standards erfüllen. Dazu zählt unbedingt die Sortenreinheit. Für den Anbau sind nur die Sorten Tiffany und Allison erlaubt. Diese enthalten genetisch bedingt nur wenig der sekundären Pflanzenstoffe Vicin und Convicin. Diese können bei Menschen heftige allergische Reaktionen hervorrufen. Auch der Besatz muss extrem niedrig liegen, um Allergene in der Rohware auszuschließen.